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Dämon

Dämon

Titel: Dämon
Autoren: Matthew Delaney
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Stattdessen hörte er nun Blätterrascheln, als würde sich jemand durchs Unterholz bewegen. Irgendjemand war dort draußen, kein Zweifel. Er lauschte dem sich entfernenden Geräusch, bis es verklang. Dann setzte das Flüstern wieder ein, diesmal weiter entfernt. Was immer es war – es schien sich vom Lager wegzubewegen.
    Eric drehte sich um. »Es entfernt sich von uns«, sagte er ins Zelt hinein.
    »Na bitte«, erwiderte Keaveney zuversichtlich. »Dann leg ich mich jetzt wieder schlafen.«
    »Meinst du nicht, wir sollten nachsehen?«
    »Willst du etwa nachsehen? Also, ich gehe ganz bestimmt nicht raus. So neugierig bin ich nicht. Wir haben schließlich Leute auf Wache, die sich darum kümmern müssen.« Keaveney drehte sich auf die Seite. »Ich tu einfach so, als hätte ich nichts gehört.«
    »Meinst du das im Ernst?«
    »Hör mal, falls es Japse waren, dann gehe ich ganz bestimmt nicht raus und leg mich mit denen an.«
    »Und wenn es keine waren? Ich glaub nicht, dass sie Japanisch geredet haben.«
    »Ist mir gleich. Ich hab nicht die geringste Lust, in der Nacht durch den Dschungel zu laufen. Es ist am Tag schon schlimm genug, wenn man sehen kann, was rings um einen ist.«
    Eric blickte auf seine Uhr. Kurz vor eins in der Frühe. Er hatte noch eine Stunde, bevor er selbst mit der Wache an der Reihe war. Eine plötzliche Woge der Müdigkeit überschwemmte ihn. Ich schlafe noch ein bisschen, sagte er sich, bis ich um zwei geweckt werde.
    Eric legte sich ins Zelt zurück. Es dauerte nicht lange, bis er eingeschlafen war.

Erneut riss er die Augen auf. Das Flüstern war wieder da, unmittelbar draußen vor dem dünnen Stoff des Zelts … viel näher diesmal. Was immer es war, es war zu ihnen zurückgekehrt und schien sich nun mitten im Lager aufzuhalten. Eric war auf der Stelle hellwach und lauschte. Die Geräusche waren eine seltsame Mischung aus Flüstern und hohem Lachen; es klang, als würde eine Gruppe von Menschen sich in einer unbekannten Sprache unterhalten.
    Ein eisiger Schauer lief Eric über den Rücken. Sie waren kilometerweit in den Dschungel vorgedrungen. Wer also kann das da draußen sein? Eric drehte den Kopf, starrte durch die dreieckige Öffnung des Zelts. Die Nacht war klar. Der Mond stand tief über den Bäumen; das Licht fiel durchs Blätterdach und tauchte die Lichtung in bleiche Helligkeit. Eric suchte nach vertrauten Umrissen, nach einem anderen Zelt, einem Baumstumpf, nach irgendetwas, das er wiedererkannte.
    Ein Schemen huschte durch sein Sichtfeld. Es war kaum mehr als ein Eindruck von etwas Hellem, das sich auf zwei Beinen bewegte, aber gebeugt, tief am Boden. Es war so groß wie ein Mann, doch sein Körper war eigenartig gekrümmt oder entstellt. Eric erschauerte unwillkürlich.
    Wie spät war es überhaupt? Er spähte auf seine Uhr und bemühte sich, die Zeiger in der Dunkelheit zu lesen. Scheiße.
    Es war kurz nach halb drei morgens.
    Sadlon und Hartmere hätten ihn schon vor einer halben Stunde zum Beginn seiner Wache wecken sollen. Mit zusammengebissenen Zähnen dachte er nach. Er war mit der Wache an der Reihe. Falls er nicht nach draußen ging, würde Seals ihm am Morgen Feuer unterm Hintern machen. Auf der anderen Seite verspürte er keine Lust, die behagliche Wärme des Zelts zu verlassen und von sich aus nach draußen zu gehen. Neben ihm schliefen Alabama und Keaveney geräuschvoll.
    Langsam schlich Eric aus dem Zelt und griff nach seinen Stiefeln. Er schüttelte sie aus, um sie von Insekten zu befreien, die vielleicht hineingekrochen waren. Dann saß er im Eingang und schnürte die Stiefel zu, während seine Blicke immer wieder über das Lager schweiften.
    Alles war ruhig, bis auf das ständige Brummen und Zirpen der Insekten. Die flüsternden Stimmen waren verstummt. Die fünf Zelte standen willkürlich verstreut auf der Lichtung; die Stoffseiten bewegten sich leicht im Wind. Eine weitere Bö wehte heran und brachte den Geruch des fünf Kilometer entfernten Meeres mit sich. Eric drehte den Kopf in den Wind, um den salzigen Duft einzuatmen.
    Als er die Stiefel geschnürt hatte, nahm er seine Garand und bewegte sich langsam durchs Lager zum Maschinengewehrnest. Er konnte sehen, wo der Stacheldraht gespannt war und ein behelfsmäßiges Hindernis bildete. Unmittelbar davor befanden sich zwei dunkle Flecken am Boden, rechteckig im Umriss, jeder so groß wie ein Mann, in die Erde gegraben. Es waren Schützenlöcher, doch im Mondlicht erinnerten sie eher an Gräber.
    Beide waren
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