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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool
Autoren: Greg Williams
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noch nicht ausgeformt ist, als bei jemandem, der schon Videos von Hollywood-Schlampen und über Sex gesehen hat.
    Das waren meine Gedanken, als ich den Wagen abschloss und die letzten Stufen zum Eingang des Jugendheims nahm. Ich hätte mir erhabenere Gedanken gewünscht, aber Furcht, Panik und zwiespältige Gefühle erfüllten mich, als ich überlegte, ob ich auf den Klingelknopf drücken sollte. Wegen dieser Gefühle hatte ich auch Amanda nichts von diesem Besuch erzählt. Ich hatte kaum eine Chance, dieses Treffen zu verweigern. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte. Mir schien klar, dass meine Beziehung zu Caitlin nicht über den heutigen Tag hinausgehen würde. Amanda mit einzubeziehen, hieße nur die Pferde scheu machen und die Sache komplizieren. Ich wollte eine Entscheidung, die den kleinstmöglichen Aufwand bedeutete.
    Ich drückte den Klingelknopf. Was um Himmels willen tat ich hier?
    Ich konnte immer noch weglaufen. Ich konnte zurückkehren zu einem Leben voller … voller was eigentlich?
    Die Tür wurde geöffnet. Ich wurde von einer müde
aussehenden jungen Frau mit kurzen Haaren und großen Ohrringen hereingebeten. Ich hörte überhaupt nicht, was sie sagte. Ich konnte nur daran denken, dass ich eine Tochter hatte, mit der ich mich noch nie zuvor getroffen hatte. Eine Tochter, die auf der Straße an mir vorbeigehen würde, ohne zu wissen, wer ich bin. Und mir würde es genauso gehen. Wir hatten dieselbe DNS. Ihre Blutgruppe war teilweise von meiner geprägt. Sie würde körperliche und charakterliche Eigenschaften von mir haben. Vielleicht hatte sie fatale genetische Defekte von mir geerbt.
    Und ich versuchte, total anständig, nett und einfühlsam zu wirken, weil die Frau vom Jugendamt genau das von mir erwartete. Sie erzählte mir von dem Trauma, das Caitlin in den letzten Wochen durchlebt hatte. Ich nickte zustimmend und sprach in gedämpftem Ton, wie man es bei solchen Gelegenheiten tat. Ich hätte sie am liebsten gefragt, ob sie glaubte, dass das für mich wie ein verdammter Spaziergang durch den Park wäre. Ich wusste ja, dass mittelalte weiße Männer Enttäuschungen abschütteln, den Dreck wegkehren und einfach weitermachen. Aber ich hatte gerade herausgefunden, dass ich eine dreizehnjährige Tochter zusammen mit einer verstorbenen Frau habe, die ich seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ich hätte es geschätzt, wenn die Frau, die sicher an zahlreichen Sensibilitätstrainingskursen teilgenommen hatte, auch für meine Situation etwas Verständnis gezeigt hätte. Aber offensichtlich war ihr Hauptinteresse, mir mitzuteilen, was von Caitlin zu erwarten war.
    Schließlich war sie fertig mit ihrem Vortrag über
Kummer und darüber, wie unterschiedlich Personen damit umgehen. Wir sollten erst mal sehen, wie es sich entwickelte. Sie erteilte mir die Erlaubnis, in den Raum hinaufzugehen, in dem Caitlin mich erwartete.
    Das war der Moment, in dem ich kalte Füße kriegte. Ich hatte oft darüber nachgedacht, was meine ersten Worte an meine Tochter sein sollten, aber das Gewicht dieses Augenblicks war so schwer, dass ich nicht glaubte, es die Treppe hinauf zu schaffen. Als ich oben war und zurücksah, nickte mir die Frau vom Jugendamt aufmunternd zu. Ich bemerkte, dass eine der Schlafzimmertüren offen stand. Die Wände waren abgenutzt und mit farbigen Postern von Schimpansen gepflastert. Was mögen Menschen an Schimpansen nur so? Ich persönlich fand sie immer bedrohlich - die Babys ausgenommen, die sind in Ordnung.
    Ich klopfte an ihre Tür. Ich fragte mich, ob sie auf der anderen Seite stehen würde, nur Zentimeter von mir entfernt, während sie daran dachte, was sie wohl erwarten würde.
    Hier oben roch es nach abgestandenem Essen.
    »Herein«, kam die Antwort. Ich drehte den Türgriff und trat ein.
    Und dann stand ich meiner Tochter das erste Mal von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
    Sie saß mit untergeschlagenen Beinen in einem Sessel. Sie stand nicht auf. Sie war, wie die meisten weiblichen Teenager, eher knochig. Sie war blass, nur ihre Wangen zeigten eine jugendlich frische Röte. Ich sah in ihrem Gesicht ein paar Andeutungen von Hautunreinheiten und auf der Stirn einige rote Stellen, wo
Schönheitsfehler beseitigt worden waren. Ihr glattes schwarzes Haar war in der Mitte gescheitelt, ging ihr bis zur Schulter und war ordentlich gebürstet, wie für einen besonderen Anlass. Sie hatte eine vornehm wirkende hohe, breite Stirnpartie und dunkle Augen. Sie sah mich kurz an, bevor
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