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Daddy Langbein

Daddy Langbein

Titel: Daddy Langbein
Autoren: Jean Webster
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wenn also auch Dein Haar grau ist, kannst Du doch noch ein Bub sein, Daddy.

    Herzlichst
    Judy.

12. Januar.

    Lieber Herr Wohltäter!

    Dein Scheck für meine Familie kam gestern. Ich danke Dir vielmals. Ich habe Gymnastik geschwänzt und habe ihn ihnen gleich nach dem Mittagessen gebracht, — und Du hättest das Gesicht des Mädchens sehen sollen! Sie war so überrascht und glücklich und erleichtert, daß sie fast jung aussah. Und dabei ist sie erst vierundzwanzig. Ist das nicht ein Jammer?
    Jedenfalls hat sie jetzt das Gefühl, es käme alles Gute auf einmal. Sie hat auf zwei Monate eine ständige Arbeit — jemand heiratet, und dafür hat sie eine Aussteuer zu machen.
    „Dank dem guten Herrgott!“, rief die Mutter, als sie erfaßt hatte, daß das kleine Stück Papier einhundert Dollar sind.
    „Es war nicht der gute Herrgott“ sagte ich, „es war Daddy-Langbein“. (Mr. Smith nannte ich Dich).
    „Aber es war der gute Hergott, der es ihm in den Sinn legte“, sagte sie.
    „Keineswegs! Ich habe es ihm selbst in den Kopf gesetzt“, sagte ich.
    Aber jedenfalls, Daddy, hoife ich, daß der gute Herrgott Dich gebührend belohnen wird. Du verdienst zehntausend Jahre weniger Fegefeuer.

    Dankbarst Deine
    Judy Abbott.

15. Februar.

    Möge es Euer Allergnädigsten Majestät gefallen: Heute morgen habe ich mein Frühstück in Gestalt einer kalten Truthahnpastete und einer Gans gegessen, und ich habe mir eine Tasse Tee kommen lassen (ein chinesisches Getränk), wovon ich noch nie getrunken hatte.
    Sei nicht nervös, Daddy — ich bin nicht verrückt geworden; ich zitiere nur Sam Pepys. Wir lesen ihn im Zusammenhang mit originalen Quellen der englischen Geschichte. Sallie und Julia und ich unterhalten uns jetzt in der Sprache des Jahres 1660. Bitte höre mal zu:
    „Ich ging nach Charing Croß, um zuzuschauen, wie Major Harrison gehenkt, gezogen und gevierteilt wurde: dabei sah er so fröhlich aus, wie ein Mann unter solchen Umständen aussehen kann.“ Und dieses: „Tafelte bei meiner hohen Dame, die in prächtiger Trauer ist für ihren Bruder, der gestern an Fleckfieber starb.“
    Scheint ein wenig schnell zu sein, wieder Gesellschaften zu geben, findest Du nicht? Ein Freund von Pepys erfand eine sehr schlaue Methode, wie der König seine Schulden zahlen konnte, indem verdorbene Lebensmittel an die Armen verkauft wurden. Was sagst Du als Reformer dazu? Ich glaube, wir sind heutzutage nicht so schlecht, wie die Zeitungen tun.
    Samuel hat sich über seine Kleider ebenso aufgeregt wie irgendeine Frau; er hat fünfmal so viel für seine Kleider ausgegeben wie seine Frau — das muß das goldene Zeitalter der Ehegatten gewesen sein. Ist das hier nicht eine rührende Eintragung? Du siehst, er war wirklich ehrlich. „Heute bekam ich meinen feinen Tuchmantel mit goldenen Knöpfen; er hat mich viel Geld gekostet, und ich bete zu Gott, daß er mich instand setzt, ihn zu bezahlen.“
    Verzeih, daß ich so von Pepys überlaufe. Ich schreibe eine Arbeit über ihn.
    Was glaubst Du, Daddy? Die Vereinigung zur Selbstverwaltung hat das Gebot des „Licht aus um zehn Uhr!“ aufgehoben. Wir können unsere Lichter die ganze Nacht brennen lassen, wenn wir wollen, wobei nur gefordert wird, daß wir andere nicht stören — es ist nicht gestattet, daß wir in großem Stil einladen. Das Ergebnis ist ein wunderschöner Kommentar auf die menschliche Natur. Seitdem wir aufbleiben dürfen, solange wir wollen, wollen wir nicht mehr. Unsere Köpfe beginnen um neun Uhr zu nicken, und um neun Uhr dreißig fallen unsere Federn aus der schwachen Hand. Es ist jetzt neun Uhr dreißig. Gute Nacht.

    Sonntag.

    Gerade von der Kirche heimgekommen — ein Prediger aus Georgia. Er sagt, wir müßten achtgeben, unseren Intellekt nicht auf Kosten unserer Gefühle auszubilden — aber mich deucht, es war eine arme trockene Predigt (wieder Pepys). Es ist ganz gleich, aus welchem Teil der Vereinigten Staaten oder Kanadas sie kommen oder welcher Konfession sie auch immer angehören, wir bekommen immer die gleiche Predigt. Warum in aller Welt gehen sie nicht an die Männercolleges und dringen in die Studenten, daß sie ihre männliche Art nicht durch zu viel geistige Anstrengung erdrücken lassen?
    Es ist ein wunderschöner Tag — hart gefroren und eisig und klar. Sobald das Essen vorbei ist, werden Sallie und Julia und Marty Keene und Eleanor Pratt (Freunde von mir, aber Du kennst sie nicht) und ich kurze Röcke anziehen und über Land nach der
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