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Da geht noch was: Mit 65 in die Kurve (German Edition)

Da geht noch was: Mit 65 in die Kurve (German Edition)

Titel: Da geht noch was: Mit 65 in die Kurve (German Edition)
Autoren: Christine Westermann
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er mit, dass man selbst einen Schweiger-Film zwar doof finden kann, der größere Teil des Publikums aber durchaus einen amüsanten Kinoabend verbringt. Soweit ich weiß, wurden Schweiger-Filme zwar stets mit miesen Kritiken bedacht, die Zuschauer waren aber durchweg anderer Meinung, haben den Filmen Rekordzahlen beschert. Abstimmung mit den Füßen.

33
    J eder Mensch erlernt im Laufe seiner Kinderjahre Muster, die viele Jahre lang sein Leben bestimmen werden, ganz egal, was passiert, etwas Gutes oder Schlechtes, etwas Großes oder Kleines.
    Fehlender Selbstwert ist zum Beispiel eines dieser Muster. Sich nie gut genug zu fühlen, verbunden mit der Befürchtung, irgendwann werden es alle merken.
    Oder die Angst vor der Ohnmacht, anderen ausgeliefert zu sein, über Dinge, Menschen nicht mehr selbst bestimmen zu können.
     
    Ich habe mich im Muster Selbstwert ordentlich verheddert, mein kritischer innerer Einflüsterer begleitet mich seit vielen Jahren auf Schritt und Tritt. Er lässt sich auch von Lob nicht beeindrucken, hält sich in solchen Fällen zwar mal kurzfristig zurück, meldet sich dann aber schnell wieder mit voller Lautstärke.
    Wenn nach der Fernsehdokumentation aus dem Kloster Hunderte von positiven Zuschauerreaktionen kommen, wenn mich Menschen auf der Straße ansprechen und beeindruckt sind, reicht EINE negative Zuschrift, um Lob, Zuspruch, Komplimente schnell schal werden zu lassen.
     

    Für meine journalistische Arbeit habe ich im Laufe der Jahre ein paar Auszeichnungen bekommen. Die erste war ein Preis für die bundesweit beste Regionalsendung. Die »Aktuelle Stunde« des WDR , eine Sendung, die ich viele Jahre mit Frank Plasberg moderiert habe, bekam diesen Preis.
    Frank Plasberg war schon damals ein Top-Journalist, die ausgezeichnete Sendung jene, die am 18. August 1988 entstand, dem letzten Tag des Gladbecker Geiseldramas. Drei Tage lang hielten die beiden Bankräuber Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski Polizei, Medien und Bevölkerung in Atem. Die Männer hatten in Gladbeck nach einem missglückten Banküberfall einen Linienbus in ihre Gewalt gebracht, einen fünfzehnjährigen Jungen erschossen und waren dann mit zwei jungen Frauen als Geiseln in einem Fluchtauto quer durch die Niederlande und Nordrhein-Westfalen gefahren. Am Nachmittag des 18. August 1988 wurden sie auf der A   3 von der Polizei nach einer Verfolgungsjagd festgenommen. Eine der beiden Frauen wurde dabei getötet. Der Schuss soll aus der Pistole von Hans-Jürgen Rösner gekommen sein.
     
    Die »Aktuelle Stunde« machte ihrem Namen an diesem Abend alle Ehre. Es gab minütlich neue Informationen, neue Bilder, neue Augenzeugen, die Sendung entstand, während sie lief. Mittendrin Frank Plasberg, voll in seinem Element. Er entschied schnell und intuitiv gut, stellte die richtigen Fragen, blieb in all der Hektik präzise und klar. War einer, dem man sich in dieser Stress-Situation beinahe widerspruchslos unterordnete. Frank war der Macher, die anderen waren die Mitmacher, auch ich.

    Als wir den Preis für jene Sendung bekamen, habe ich mich eher verhalten gefreut, denn dieser Preis, befand mein kritischer Einflüsterer kategorisch, hätte Frank allein gebührt, er hatte den größeren und schwierigeren Teil der Sendung gestemmt. Die können ja, raunte der Kritiker, schlecht sagen, den Preis kriegt einer allein, wenn die Sendung von zweien moderiert wird. Mit einer fortwährend maulenden inneren Flüstertüte war die Preisverleihung in Bremen für mich nicht wirklich ein Vergnügen.
     
    Ein paar Jahre später, im März 2000, kam der Quirl von Marl, der Grimme-Preis, der mit seiner Form tatsächlich an einen teuer designten Rührbesen aus der Küchenschublade erinnert.
    Bei der Verleihung in Marl war der innere Kritiker treu an meiner Seite, mit der gleichbleibenden Mahnung, ich solle mich jetzt mal nicht so dolle freuen, Gespräche, wie ich sie mache, könne schließlich jeder, das sei nun wirklich nicht die Welt, könne ich mir gern jede Woche in anderen Talkshows anschauen, wohingegen Götz Alsmann ein brillanter Entertainer und genialer Musiker sei. Der bekomme den Preis zu Recht.
     
    Ich bekam den Quirl in Marl erst mal allein. Götz Alsmann war bei einer Veranstaltung in Berlin, wurde zugeschaltet, bedankte sich, kurz, knackig, nach dem Motto war ja auch wohl mal langsam an der Zeit, dass wir den Quirl bekommen, danke der Jury, sie habe richtig entschieden, und tschüss.
    Ich, so war es ausgemacht, sollte mich bei
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