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D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

Titel: D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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dieser Typen, die sich in der U-Bahn immer unweigerlich neben einen setzen, um von der Weltverschwörung dieser oder jener zu reden. Er wollte ernst genommen werden, seriös auftreten, kein Prophet sein, kein Besessener, dem man nur zuhörte, wenn man ihm nicht entkommen konnte.
    Er hatte sich wirklich angestrengt.
    Ausgehend von jenen, mit denen er sich zur Beobachtung des Einschlags im Bürotower getroffen hatte, bis zu seinen Kollegen, zu Bekannten und Verwandten, jedem, der ihm zuhörte, weil er irgendwie mit ihm zu tun hatte. Er hatte tagelang versucht, seine Argumente vorzubringen, die Story zu erzählen, das Erlebte zu vermitteln, und es war alles völlig sinnlos gewesen.
    Die Menschen hatten reagiert wie immer. Sie hatten abgewehrt, waren gegangen, hatten sich unwohl gefühlt. Es war nicht einmal so, dass sie ihm nicht hatten glauben wollen – sie konnten es einfach nicht. Den Generator zu zerstören, zu dem Schluss war Roarke schnell gekommen, hatte schlicht nicht ausgereicht. Seine Wirkung war zu tief in der Psyche der allermeisten Menschen verankert.
    Roarke hatte dann aufgegeben.
    Schließlich war da diese Baustelle gewesen, ein neues Haus für die Hondhisten, und dessen Fundament war sehr, sehr tief gegraben worden, eine Tatsache, die die meisten gar nicht zur Kenntnis genommen hatten. Aber Roarke wusste, wozu dies diente. Die Hondh würden einen neuen Generator liefern, und das würde nicht lange auf sich warten lassen.
    Es war alles umsonst gewesen.
    Roarke wünschte sich schon seit langer Zeit, die Erde … oder vielmehr den Hondh-Raum … verlassen zu dürfen. Er führte sicher kein schlechtes Leben. Man hatte ihn ja für seine revolutionäre Tat nicht einmal bestraft. Aber er fühlte sich eingeengt wie nie, und die Tatsache, dass alles sinnlos gewesen war, bestärkte diesen Eindruck nur noch. Er wollte fort von hier. Hinaus in jenen Teil der Galaxis, in dem keine Generatoren Mentalfelder erzeugten, die Intelligenzwesen loyal werden ließen, ohne dass sie es merkten oder gar abschütteln konnten, wenn sie es wollten.
    Roarke wollte dieses Leben nicht fortsetzen. Wie so oft hatte er sich nach Flügen erkundigt, doch ihm war nur das angeboten worden, was er schon immer hätte bekommen können. Linienflüge zu den nahe gelegenen irdischen Kolonialwelten. Passagier auf einem Frachter, unregelmäßig und unvorhersehbar, zu einer der weiter entfernten Welten der ehemaligen Hegemonie. Aber in die Richtung zur Grenze … nichts. Gar nichts. Wozu auch? Es war ja alles so schön, so friedlich, stabil und … kontinuierlich hier im Gebiet der Hondh. Es nützte nichts, sich mit dem zu befassen, was außerhalb lag.
    Es war auch zu anstrengend.
    Man bekam davon Kopfschmerzen.
    Roarke wollte auch welche. Deswegen saß er hier in einem der schlechteren Viertel der Stadt und trank sich durch die Auswahl der nicht viel besseren Spirituosen. Der Barkeeper ließ ihn in Ruhe – er kannte diese Art von Kunden, die sich stumm und in sich gekehrt langsam volllaufen ließen – und goss nach, wenn er das Zeichen erhielt. Roarke zahlte und zwar sofort, alles andere war weitgehend irrelevant. Er hätte in dieser Gegend auch Zugriff auf einige andere interessante Drogen gehabt, von denen er die meisten noch nie in seinem Leben ausprobiert hatte, aber Roarke war Traditionalist. Ihm ging es schlecht, er wollte es vergessen, und er wollte, dass es ihm danach noch schlechter ging, weil es ihn daran erinnerte, dass es immer noch tiefer hinabging. Das hielt einen irgendwie am Leben, fand er.
    Sein Blick wanderte hoch zur Wand. Dort hatte der Wirt allerlei Fotos angeklebt, die meisten von Sternchen, die es nach irgendeiner Feier aus Versehen hierher getrieben hatte und deren Abbilder nun die Ruhmestafel der Bar zierten. Die meisten zeigten ein gekünsteltes, manchmal peinlich berührtes Lächeln, manche strahlten in die Kamera, offenbar schon weitgehend betrunken. Roarkes Blick blieb an einem Foto hängen, das wohl neueren Datums war. Es zeigte Thrax, bevor er hinausgetorkelt und in der Gasse in der Pfütze gelandet war, wie er an der Bar saß, angetan mit der festlichen Kleidung, die er beim Empfang der Regierung getragen hatte. Er saß da exakt so wie Roarke jetzt, in sich gekehrt, mit einem Glas vor sich auf der Theke, seine Umwelt bewusst ignorierend und er wirkte auf seltsam anrührende Art verloren dabei.
    Roarke schloss die Augen.
    Er war sich sicher, dass er selbst kein anrührendes, sondern eher ein erbärmliches Bild
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