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CyberCrime

CyberCrime

Titel: CyberCrime
Autoren: M Glenny
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Mehrere US -Regierungen haben nacheinander den Sicherheitsbehörden immer größere gesetzliche Befugnisse eingeräumt, die europäische Regierungen nicht einmal in Erwägung ziehen würden; sie gewähren Polizisten im Namen der Verbrechens- und Terroristenbekämpfung einfacheren Zugang zu Daten von Privatunternehmen.
    Daraus ergeben sich weitreichende und vorerst undurchschaubare Folgen. Verbrechen, Überwachung, Privatsphäre, Datensammlung durch private und staatliche Institutionen, Meinungsfreiheit, ungehinderter Zugang zu Websites (»Netzneutralität«), soziale Netzwerke, nationale Sicherheitsinteressen – all das gerät im Cyberspace ständig miteinander in Konflikt.
    Man könnte beispielsweise die Ansicht vertreten, dass Google mit seiner Allgegenwart auf vielen Plattformen und mit vielen Diensten gegen die Prinzipien der amerikanischen Antitrust-Gesetze verstößt und dass die Anhäufung so vieler persönlicher Daten sowohl eine gute Gelegenheit für Verbrecher als auch eine Bedrohung der bürgerlichen Freiheiten darstellt. Darauf könnte Google aber ohne Weiteres erwidern, dass gerade das Wesen seiner Genialität und seines Erfolgs in dieser Gegenwart auf vielen Plattformen und mit vielen Diensten beruht und dass dies als solches dem kommerziellen Wohlergehen und den Sicherheitsinteressen Amerikas dient. Wenn die US -Regierung es wünscht, kann sie sich innerhalb weniger Stunden auf juristischem Weg Zugang zu Googles Daten verschaffen, und da Google Daten aus der ganzen Welt sammelt, erhält Washington damit einen ungeheuren strategischen Vorteil. So viel Glück müssen andere Regierungen erst einmal haben. Im Gegensatz zu ihren Kollegen in China, Russland oder dem Nahen Osten muss die amerikanische Regierung nicht illegal bei Google eindringen, um die Geheimnisse des Unternehmens zu lüften. Sie braucht sich nur eine richterliche Anordnung verschaffen. Wollen wir all das wirklich im Namen der Antitrust-Gesetze aufgeben?
    Das Internet ist ein Fass ohne Boden: Kaum hat man an einer Stelle ein Problem gelöst, taucht an einer anderen Stelle ein neues, scheinbar unlösbares auf.
    Das größte Problem für die Sicherheitsbehörden ist die Anonymität. Derzeit ist es für jemanden, der über die notwendigen und jederzeit erlernbaren Kenntnisse verfügt, ohne Weiteres möglich, den physischen Standort eines Computers zu verschleiern.
    Zu diesem Zweck gibt es zwei Hauptwege. Die erste Cybermauer ist das VPN oder Virtual Private Network, bei dem sich mehrere Computer eine einzige IP -Adresse teilen. In der Regel wird die IP -Adresse einem einzelnen Rechner zugeteilt, aber mithilfe eines VPN können mehrere Computer, die an völlig verschiedenen Orten auf der Welt stehen, den Anschein erwecken, als befänden sie sich beispielsweise in Botswana.
    Wem das VPN als Schutz noch nicht ausreicht, der kann sich mithilfe sogenannter Proxyserver eine zweite Schutzwand errichten. Ein Computer, der auf den Seychellen steht, kann beispielsweise einen Proxy in China oder Guatemala nutzen. Der Proxy teilt nicht mit, dass die ursprüngliche IP von denSeychellen stammt, und ohnehin ist dieser Computer vielleicht Teil eines VPN , das in Grönland angesiedelt ist.
    So etwas einzurichten, erfordert fortgeschrittene Computerkenntnisse, und deshalb werden solche Methoden in der Regel nur von zwei Gruppen verwendet, die an Cyberkriminalität beteiligt sind: echten Hackern und echten Kriminellen. Aber solche hochkarätigen Operatoren, die eine neue Form des schweren organisierten Verbrechens repräsentieren, sind unter denen, die bei der Computerkriminalität mitmachen, nur eine kleine Minderheit.
    Damit bleiben sie Gelegenheitsmitspieler, die individuell nur mit relativ geringen Geldsummen hantieren – kleine Diebe, deren Verfolgung sich angesichts der knappen Ressourcen der Ordnungsbehörden kaum lohnt. Auch wenn solche Gestalten sich nicht die Mühe machen, VPN s, Proxyserver und eine Fülle anderer Verschleierungsverfahren anzuwenden, können sie den Polizeibeamten das Leben schwer machen, indem sie ihre Kommunikation verschlüsseln.
    Software, die eine Verschlüsselung der schriftlichen, gesprochenen oder per Video übertragenen Kommunikation gewährleistet, ist im Web kostenlos und sehr einfach erhältlich. Am bekanntesten ist PGP – die Abkürzung steht für das fröhlich klingende Pretty Good Privacy .
    Die Verschlüsselung ist ein leistungsfähiges Hilfsmittel und spielt deshalb für die Internetsicherheit eine wichtige Rolle.
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