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Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Titel: Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)
Autoren: Guido Krain
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wieder in Wut. Und wie immer, wenn er in Wut kam, versuchte er, möglichst geschwollen daherzureden. „Wie kommst du darauf, dass du hier der Morg bist?“
    „Ich bin nicht dein Morg, sondern dein Freund. Und als Freund möchte ich dir nicht aufs Maul hauen müssen, verstehst du?“ Es war seine heilige Mission, auf die sie alle ausgeschickt worden waren, und Loric würde nicht zulassen, dass die beiden sie vermasselten. Freunde hin oder her.
    Sekundenlang stierten die beiden sich an, dann entschied Naginar, sich nicht weiter hochzubürsten. Loric hatte schon mehrmals bemerkt, dass er – wenn es um seine Mission ging – eine erstaunlich bedrohliche Ausstrahlung haben konnte.
    „Schon gut“, meinte sein Gefährte etwas kleinlaut. „Reg’ dich doch nicht gleich so auf ...“
    „Ich rege mich nicht auf, ich bin ...“ Doch er verkniff es sich im letzten Moment, von dem Wasser in seinen Stiefeln zu erzählen und in das Gejammer seiner Begleiter einzustimmen. „Kommt jetzt“, meinte er stattdessen und ging mit eiligen Schritten auf den einladenden Eingang zu.  
    Erst als sie unmittelbar vor der leicht offenstehenden Holztür angekommen waren, hörte man Gelächter von drinnen. Der Regen war wie ein dichter Vorhang, der Stimmen und Geräusche wie ein Schwamm in sich aufsog. Doch als sie eintraten, verblasste das allgegenwärtige Prasseln zu einer unbedeutenden Erinnerung. Einer Erinnerung, dass die Zeit nicht wirklich eingefroren war, auch wenn alle Gespräche augenblicklich verstummten und man die Neuankömmlinge wie versteinert musterte.
    Loric zählte knapp zwei Dutzend Menschen, eine kleine Gruppe Elfen und einen mit dem Kopf auf der Tischplatte schlafenden Gorinoken. Der Raum wurde von einem langen Tresen dominiert und war gerade noch erträglich dicht mit Tischen und Stühlen zugestellt. Eine Treppe führte in den ersten Stock und zwei Türen neben dem Tresen erschlossen andere Teile des Hauses. Loric dämmerte, dass sie tatsächlich eines der sagenumwobenen Gasthäuser gefunden haben mussten.
    „Guten Abend zusammen“, brachte er wohlakzentuiert in der ungewohnten Sprache der Menschen vor und nickte freundlich lächelnd in die versteinerte Runde. Ihm war klar, dass ein „freundlich lächelnder“ Ork für die meisten Menschen nicht unbedingt beruhigend war. Doch Loric hatte weder ein „Reservegesicht“ dabei, noch konnte er etwas für die langen Hauer, die ihm aus dem Unterkiefer standen.
    Der Wirt rettete die unangenehme Situation. „Willkommen im Metgesang, die Herren“, meinte er lächelnd und trat um den Tresen herum. Er ging etwas unbeholfen, als hätte er ein Problem mit dem Rücken. Irgendjemand musste ihm vor Kurzem die Nase gebrochen haben. „Mein Name ist Herncock. Bitte legt Eure nassen ... Felle dort drüben ab, ja?“ Der kleine Mann zeigte auf eine Nische neben der Tür, in der bereits mehrere nasse Kleidungsstücke auf Stangen gehängt worden waren.
    Während die Orks der unerwarteten Bitte des Wirtes nachkamen und eine Mahlzeit orderten, wurden die Gespräche im Schankraum nach und nach wieder aufgenommen. Loric hoffte, dass der unfreundliche Empfang einem fremden Krieger und nicht einem „minderwertigen“ Ork galt. Er hatte oft gehört, dass seinesgleichen bei den sich selbst als zivilisiert bezeichnenden Rassen häufig alles andere als beliebt war. Er beschloss, derartige Überlegungen in den Hintergrund zu stellen, und wählte einen freien Tisch gegenüber dem Tresen.
    „Loric?“, flüsterte Naginar beinahe. Auch seinem impulsiven Freund war die gespannte Stimmung wohl nicht entgangen.
    „Was?“ Seine Stimme war unfreundlicher, als es nötig gewesen wäre. Aber Loric war gern unfreundlich.
    „Was essen Menschen denn so?“
    „Woher soll ich das wissen?“
    „Na ja ... du hast bestellt und ...“
    „Hör mal, wir sind Krieger und nicht zum Vergnügen hier. Das Essen wird uns kräftigen und du wirst es ohne mit der Wimper zu zucken essen, klar? Auch wenn es kein Marder-Filet oder Schlangenkruste ist.“
    „Bist heute Morgen von Loy wachgeküsst worden, hm?“
    Der Wirt ersparte Naginar eine ausfallende Entgegnung. Er brachte heißen Mürbetee, einen fast vollständigen Laib Brot und ein Fass mit halbflüssigem Frischkäse an den Tisch. Jeder erhielt ein kleines Holzbrett und ein großes Brotmesser. Loric ignorierte den teils enttäuschten, teils angewiderten Blick seiner Begleiter.
    „Herr Wirt ... auf ein Wort“, hielt er mit seiner besonders akzentuierten Form der
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