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Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Titel: Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)
Autoren: Guido Krain
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aus, wie ein untoter Dämon aus der Unterwelt auf der Suche nach Beute. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk in der spiegelnden Oberfläche des Wassertanks und stieg in ihre Kleidung. Das Schwert fand seinen Platz in einer hölzernen Halterung auf ihrem Rücken, die sie selbst entwickelt hatte. Wegen seiner Länge war es nicht möglich, das Schwert aus einem gewöhnlichen Futteral zu ziehen, ohne es vorher abzunehmen. Die Zeit hatte man im Kampf nicht immer. Andererseits war es nicht nur unpraktisch, die Waffe ständig in der Hand zu halten. Herncoks Kundschaft fühlte sich auch nicht wohl, wenn sie wie ein gelangweilter Henker am Tresen stand. Ihre unheimliche Bemalung war bereits einschüchternd genug. Also hatte sie eine hölzerne Vorrichtung gebaut, aus der ihr Schwert mit einer kurzen Folge von Drehungen gezogen werden konnte. 
    Sie kontrollierte noch einmal den Sitz ihrer Ausrüstung und öffnete zufrieden die Tür. Sie war bereit für einen weiteren Tag in dieser grausamen Welt voller Verrückter.
     

     
    Hroki knirschte verzückt mit den Zähnen, als Blok mit beiden Fühlern zärtlich ihr Gesicht ertastete. Liebevoll klopfte sie mit ihrer kleinen vierfingrigen Faust auf den steinharten Chitinpanzer kurz unter Bloks linkem Auge. Sie wusste schließlich, was ihrem großen Liebling gefiel. Glücklich sabbernd ließ das sechs Meter lange Tier die Fangarme über den Granitboden pendeln und hinterließ dabei tiefe Scharten im Steinfußboden des Stalls. Hroki war gerührt. Blok war noch nicht ausgewachsen und brauchte schon deshalb besonders viel Zuwendung. Dennoch war er der verschmusteste Riesengjorm, dem die junge Frau je begegnet war.
    „Ist er nicht putzig?“, freute sie sich und ignorierte Chendais bleiches Gesicht. Ihr Leibwächter war zwar ein netter Kerl, aber eben nur ein Mensch. Und Menschen waren immer etwas merkwürdig in ihren Vorlieben und Abneigungen. „Ist ja gut, mein Süßer“, meinte sie, als Blok sie mit seinem schweren Schädel beinahe umstieß. Sanft schob sie ihn zurück und vermied dabei geschickt den Kontakt mit dem gelblichen Speichel des Gjorms. Schließlich trug sie eine ihrer besten Roben aus blauer Spinnenseide, in denen sich Säurelöcher nur schwer schließen ließen.
    Sanft verdrehte sie mit ihren kleinen Händen Bloks empfindliche Antennen und spürte lächelnd, wie ihn wohlige Schauer durchliefen. Der dunkelgrüne Riese setzte sein Abdomen in äußerster Entspannung auf dem Boden ab. Bloks lidlose Facettenaugen nahmen einen milchigen Glanz an.
    „Ja, mein Liebling“, sagte Hroki in stillem Verständnis. „Und ich habe auch noch etwas für dich ...“ Mit einer geschickten Bewegung fuhren ihre Hände die gesamten Fühler entlang, um den Gjorm schließlich loszulassen. Sie strahlte vor Begeisterung, als sie sich umdrehte um den Deckel von einer Tonne zu nehmen, die Chendai vor ein paar Minuten die Treppen heruntergewuchtet hatte. Als sie jetzt wieder in sein mühsam beherrschtes Gesicht sah, erfuhr ihre Hochstimmung einen leichten Dämpfer.
    „Du könntest dich schon etwas mit Blok anfreunden, findest du nicht?“ In ihre hohe melodische Stimme hatte sich ein Hauch von Unwillen gemischt. Damenhaft geziert steckte sie ihre weiten Ärmel mit winzigen silbernen Spangen hoch. Der kostbare Stoff bauschte sich majestätisch bis zu ihren Schultern hoch und entblößte ihre zierlichen Unterarme.
    „Ich ... werde es versuchen, Hoheit.“ Er war deutlich blasser um die Nase geworden und Hroki tat ihr Tadel augenblicklich leid. Es war nicht ihre Art, Andere zurechtzuweisen, vor allem nicht in dieser brüsken Weise. Und auch wenn Chendai ein Mensch war und deshalb höfliche Kritik nicht verstand, schien er im Augenblick doch nur ein Opfer seiner Gefühle zu sein. Es musste furchtbar sein, so wie die Menschen einen Verstand zu besitzen und gleichzeitig von primitiven Gefühlen beherrscht zu werden, die sich Hroki nicht einmal vorstellen konnte. Er hatte Angst vor Blok und ihn befiel ein bemerkenswertes Gefühl namens Ekel, wenn er ihn sah.
    Angst war Hroki vertraut. Darunter konnte sie sich etwas vorstellen. Aber Ekel? Ihrer Beobachtung zufolge musste es sich um eine besondere Art von Angst handeln, die in einer rätselhaften Verbindung mit Übelkeit auftrat. Vielleicht faszinierten die Menschen sie gerade deswegen so, weil sie so von ihrer animalischen Seite beherrscht wurden und Gefühle kannten, die sie nicht verstand. Ja, Menschen waren ein beinahe so aufregendes Forschungsgebiet
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