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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel
Autoren: Mischa Martini
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Wiese, ein von einem halbhohen Staketenzaun umgebener Garten. Unter dem Pflanzenbogen der Gartentür stand eine junge Frau in Latzhose und Gummistiefeln. Die Ärmel ihres Pullis waren hochgekrempelt, die Haare mit einem Tuch nach hinten gebunden. Walde ging auf sie zu.
    »Mein Name ist Bock, von der Trierer Polizei.« Er nahm seinen Ausweis aus der Brusttasche seiner Jacke. »Ich habe mich leider nicht telefonisch anmelden können.«
    Während er näher kam, schaute die Frau ihm ins Gesicht. Der Dienstausweis schien sie nicht zu interessieren.
    »Sind Sie Andrea Pawelka?«
    »Ja.«
    Er konnte das Alter der Frau schwer einschätzen, sie konnte dreißig, vielleicht auch jünger sein.
    »Mein Beileid«, sagte Walde.
    Sie legte die Heckenschere neben sich auf den Korb mit Grünschnitt, zog einen Handschuh aus und ergriff die ihr entgegengestreckte Hand.
    »Ich komme im Auftrag der Kollegen aus Koblenz. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Sollen wir uns setzen?«
    Als er nickte, stiefelte sie durch den Bogen in den Garten hinein. Die langen, gelockten Haare, die ihr über den Rücken fielen, changierten von mittlerem bis zu hellem Braun. Walde folgte ihr zu einer grob gezimmerten Bank, die dicht am Zaun neben dem Tor stand. Sie wischte mit der flachen Hand Rosenstiele von der Sitzfläche, bevor sie Platz nahmen.
    »Möchten Sie Wasser oder Tee? Der ist fertig.«
    »Gern.« Walde spürte, wie die Sonnenstrahlen sein Gesicht wärmten.
    Sie zog eine Thermoskanne aus einem Korb, der im Schatten zwischen Bank und Zaun stand, schenkte den gelblichen Tee in eine große Tasse und in ein Glas ein. »Es ist schon ein wenig Kandis drin.« Sie reichte ihm die Tasse.
    Walde trank einen Schluck und war versucht, ihn sofort wieder auszuspucken.
    »Wie schmeckt er?«, fragte sie.
    »Interessant!« Er hatte ganz vergessen, Grabbe zu erwähnen. Andererseits blieb diesem damit das ungenießbare Gebräu erspart.
    »Ich hatte schon die Sachen meines Vaters durchgesehen und die Formalitäten mit dem Heim geklärt, als die Polizei kam und …« Sie wischte sich mit dem Ärmel unter dem Auge. Ihre große Nase verlieh ihr ein griechisch anmutendes Profil. »Die haben mir erzählt, was geschehen ist. Sein Zimmer war ja schon wieder belegt.« Sie trank aus ihrem Glas, schnitt eine Grimasse und stöhnte kurz auf. »Sind Sie immer so höflich?«
    Nachdem sie ihr Glas neben sich unter einen blühenden Forsythienstrauch ausgeleert hatte, nahm sie ihm die Tasse aus der Hand. »Entschuldigung, ich habe den Schafgarbentee zu lange ziehen lassen, er wird schnell bitter.«
    »Es hat einige Tage gedauert, bis Sie vom Tod Ihres Vaters erfahren haben?«
    »Man hat mich angeschrieben, obwohl ich für Notfälle meine Handynummer im Heim hinterlassen hatte.«
    »Könnte ich die auch haben?« Walde reichte ihr eine Visitenkarte aus seinem Portemonnaie und verglich ihre Nummer mit der in seinem Notizbuch. »Wie lange leben Sie schon hier?«
    »Drei Jahre.«
    »Und was machen Sie beruflich?« Er sah, wie eine winzige Maus im Komposthaufen verschwand. Außer einem Feld mit Kräutern, einem mit Erdbeerpflanzen, zwischen denen bereits die Erde aufgelockert worden war, und einem kleinen Blumenbeet lagen die anderen Flächen noch brach.
    »Ich habe als Erzieherin in einem Waldkindergarten gearbeitet und möchte nun was anderes ausprobieren. Ich mache gerade ein Praktikum in einer Förderschule in Bernkastel. Da habe ich mir nun ein paar Tage freigenommen.«
    »Haben Sie irgendeine Vorstellung, wer Ihrem Vater das angetan haben könnte?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf, wobei Haarsträhnen über ihre Schulter fielen. »An dem Tag, als er beerdigt werden sollte, habe ich … also ich habe seine Sachen, eigentlich nur die Papiere, im Altenheim durchgesehen, und da kam die Kriminalpolizei mit der Nachricht … von dem Blei. Ich wüsste nicht, warum ihm jemand etwas antun wollte. Er litt seit Längerem an fortgeschrittener Demenz.«
    Als Walde den Karton auf seinem Schreibtisch im Präsidium abstellte, schepperte es metallisch in dem grauen Jutesack, der oben auf den Papieren lag. Grabbe folgte ihm mit einem Setzkasten, den er umständlich mit beiden Händen vor sich hielt und nun an den Schreibtisch lehnte.
    »Kommt ihr vom Flohmarkt?«, fragte Gabi.
    »Hahaha.« Grabbe verzog das Gesicht. »Möchtest du hören, was wir, also, was Walde herausgefunden hat?«
    »Wenn ihr euch beeilt. Ich wollte schon längst Feierabend machen und habe hier nur die Stellung
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