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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue
Autoren: Jack Vance
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Weamish begraben. Sein kleiner Karren ist im Schuppen. Er hat ihn selbst gebaut, so ist es nur geziemend, daß du ihn benutzt, seine Leiche in das Grab zu bringen.«
    »Das finde ich sehr gütig von Euch.« Ohne ein weiteres Wort ging Cugel zum Schuppen und holte den Karren heraus: Er war nichts weiter als ein Tisch auf vier Rädern. Doch Weamishs Schönheitssinn, so zumindest sah es aus, hatte ihn veranlaßt, ihn mit einem Vorhang aus dunkelblauem Stoff zu verkleiden. Diese Verschönerung hing ringsum von der Tischplatte bis zu den Rädern.
    Cugel lud die Leiche auf den Karren und zog ihn zum Hintergarten. Er rollte leicht, doch die Platte schien nicht sehr fest am Rahmen befestigt zu sein. Seltsam, dachte Cugel, wo mit diesem Karren doch Kisten mit wertvollen Schuppen befördert werden müssen! Er betrachtete den Karren näher und fand, daß die Platte nur von einem einzigen Stift gehalten wurde. Als er ihn herauszog, drehte die Platte sich und hätte die Leiche abgeworfen, wäre er nicht wachsam gewesen.
    Nunmehr untersuchte er den Karren etwas eingehender, dann fuhr er die Leiche zu jener abgelegenen Stätte nördlich des Landhauses, die Weamish sich für seine ewige Ruhe ausgewählt hatte.
    Cugel schaute sich um. Eine Reihe Myrhadionbäume schickten lange, mit purpurnen Blüten geschmückte Ranken über das Grab. Lücken im Laubwerk gestatteten einen Blick auf den Strand und das Meer. Links führte ein mit Bittersträuchern und Fliederbüschen überwucherter Hang zu einem schwarzen Schlammteich.
    Yelleg und Malser arbeiteten bereits dort. Mit eingezogenen Schultern und in der Kälte fröstelnd, tauchten sie von einer Plattform in den Schlamm. Mit Hilfe von Gewichten und Seilen sanken sie so tief wie möglich, tasteten nach Schuppen, und kehrten schließlich heftig keuchend und schlammtriefend zurück.
    Cugel schüttelte abfällig den Kopf, dann stieß er einen Schmerzensschrei hervor, als etwas Spitzes gegen seine rechte Gesäßseite schlug. Herumwirbelnd entdeckte er Gark, der unter dem breiten Blatt einer Rubia saß. Er hielt eine Schleuder in der Hand. Zweifellos hatte er damit auf ihn geschossen. Gark rückte den Schirm seiner roten Mütze zurecht und hüpfte herbei. »Etwas schneller mit der Arbeit, Cugel! Es gibt viel zu tun!«
    Cugel würdigte ihn keiner Antwort. Er lud die Leiche ab, und Gark zog sich zurück.
    Weamish hatte offenbar wahrhaftig seinen ganzen Stolz in das Grab gelegt. Es war fünf Fuß tief, mit geraden Wänden, sehr ordentlich ausgehoben, allerdings wirkte die Erde am Boden und den unteren Seitenteilen etwas locker und bröckelig. Cugel nickte zufrieden.
    »Sehr gut möglich«, murmelte er. »Gar nicht unwahrscheinlich.«
    Mit dem Spaten in der Hand, sprang er in das Grab und stocherte in der Erde. Aus den Augenwinkeln bemerkte er eine winzige Gestalt mit roter Mütze. Gark schlich heran, in der Hoffnung, Cugel zu überraschen und ihn wieder mit einem gut gezielten Steinchen zu beschießen. Schnell zwang Cugel einen Spaten voll Erde hoch. Befriedigt hörte er ein erschrockenes Quieken.
    Cugel kletterte aus dem Grab. Gark stand geduckt in einiger Entfernung und schüttelte den Schmutz von seiner Mütze. »Paß doch auf, wo du die Erde hinschaufelst!«
    Cugel stützte sich grinsend auf den Spaten. »Wie soll ich dich sehen, wenn du dich durch die Büsche anschleichst?«
    »Du mußt schon die Augen offenhalten. Es ist schließlich meine Pflicht, deine Arbeit zu überwachen!«
    »Dann spring mal ins Grab, damit du genau siehst, was ich tue!«
    Vor Wut quollen Garks Augen hervor, und er knirschte mit den chitinösen Teilen seines Mundes. »Wofür hältst du mich? Mach weiter mit deiner Arbeit! Twango bezahlt keine guten Terces für Zeit, die du mit Träumen vergeudest!«
    »Wie streng du bist, Gark«, sagte Cugel. »Wenn es sein muß, muß es sein.« Ohne großes Getue rollte er Weamish in sein Grab, schaufelte Erde auf ihn und trat sie fest.
    So verging der Morgen. Mittags gönnte Cugel sich ein ausgezeichnetes Mahl aus gedünstetem Aal mit Erdbirnen und Kohlrabi, und als Nachspeise ein Kompott aus exotischen Früchten und eine Flasche Weißwein. Yelleg und Malser, die Schwarzbrot und eingelegte Eckern aßen, beobachteten ihn überrascht und neidisch zugleich.
    Am Spätnachmittag ging Cugel zum Teich, um den Tauchern zu helfen, die auch allmählich Feierabend machen wollten. Zuerst kam Malser aus dem Schlamm, mit Händen wie Klauen, dann Yelleg. Cugel schüttete Wasser über sie, das von
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