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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue
Autoren: Jack Vance
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veranlagt war, beschloß, den Rest seiner Tirade ein andermal fortzusetzen und sich nun erst einmal nach einer Unterkunft für die Nacht umzusehen. Abschließend wünschte er Iucounu jedoch schnell noch pochende Geschwüre an den Hals, ehe er über den Kies stiefelte und zu einem Dünenkamm hochstieg, um sich in alle Richtungen umzusehen.
    Gen Norden dehnten sich Marschen aus, und vereinzelt kuschelten sich schwarze Lärchen aneinander, die mit ihrem Hintergrund fast verschmolzen.
    Dem Osten widmete Cugel nur einen flüchtigen Blick. Er wußte, daß sich dort die Ortschaften Smolod und Grodz befanden – und im Land Cutz hatten die Menschen ein gutes Gedächtnis.
    Im Süden breitete sich das Meer müde und eintönig bis zum Horizont und weiter aus.
    Westwärts erstreckte der Strand sich bis zu einer fernen Hügelkette, die ins Meer strebend zur Landzunge anwuchs … In der Ferne blitzte ein rotes Glitzern, das sofort Cugels Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Ein solches Funkeln konnte nur Sonnenschein bedeuten, der sich auf Glas brach. Cugel merkte sich die Stelle, die mit dem Weiterwandern der Sonne schnell außer Sicht verschwand. Er rutschte den Dünenhang hinunter und eilte den Strand entlang.
    Die Sonne versank hinter der Landzunge. Lavendelgraue Düsternis fiel über den Strand. Ein Arm des gewaltigen Waldes, des Großen Erms, tastete sich aus dem Norden herab und verbreitete eine unheimliche Stimmung, so daß Cugel vornübergebeugt den Schritt beschleunigte.
    Die Hügel hoben sich schwarz gegen den Himmel ab, doch von Behausungen war nichts zu sehen. Cugels Laune verschlechterte sich. Er schritt langsamer dahin, schaute sich forschend um, bis er endlich, erleichtert aufseufzend, zu einem großen, prächtigen Herrenhaus uralter Bauart gelangte, das die gewaltigen Bäume eines ungepflegten Gartens fast verbargen. Hinter den unteren Fenstern glühte bernsteinfarbenes Licht: ein erfreulicher Anblick für einen Wanderer, so kurz vor Einbruch der Nacht.
    Cugel bog in den Garten ein und eilte zum Haus. Er schaute sich nicht vorsichtig um oder spähte erst durch die Fenster, wie er es üblicherweise tat, denn er hatte am Waldrand zwei weiße Gestalten bemerkt, die sich schnell hinter die Bäume zurückzogen, als er sie anstarrte.
    Er hastete zur Haustür und zog am Glockenstrang. Tief im Innern erklang das gedämpfte Dröhnen eines Gongs.
    Ein Augenblick verging. Cugel schaute besorgt über die Schulter und zog erneut am Strang, bis sich innen schließlich langsame Schritte näherten.
    Die Tür öffnete sich, und ein hagerer alter Mann mit schmalem, bleichen Gesicht und hängenden Schultern spitzte durch den Spalt.
    Cugel bediente sich des höflichen Tones von Edelleuten. »Guten Abend. Welch schönes altes Landhaus ist dies, wenn ich fragen darf?«
    Der Alte antwortete nicht sonderlich freundlich: »Mein Herr, dies ist Flutic, der Wohnsitz Meister Twangos. Was ist Euer Begehr?«
    »Nichts Außergewöhnliches«, erwiderte Cugel ein wenig von oben herab. »Ich bin ein Reisender und fürchte, ich habe mich verirrt. Ich werde deshalb Meister Twangos Gastfreundschaft in Anspruch nehmen müssen, für heute nacht zumindest.«
    »Völlig unmöglich. Aus welcher Richtung kommt Ihr denn?«
    »Aus dem Osten.«
    »Dann braucht Ihr nur der Straße weiter zu folgen, durch den Wald und über den Berg nach Saskervoy. Im Gasthaus zu den Blauen Lampen findet Ihr angemessene Unterkunft.«
    »Das ist zu weit, ganz abgesehen davon haben Schurken mich meines Geldes beraubt.«
    »Ihr werdet hier kein Glück haben. Meister Twango ist sehr knausrig gegenüber Bedürftigen.« Der Alte wollte die Tür schließen, doch Cugel stellte den Fuß in den Spalt.
    »Wartet! Ich bemerkte zwei weiße Gestalten am Waldrand und wage meinen Weg in der Dunkelheit nicht weiter fortzusetzen.«
    »Oh, in dieser Beziehung kann ich Euch einen guten Rat geben. Die Kreaturen sind wahrscheinlich Schnabelschleimer oder hyperboreanische Faultiere, wenn Ihr Euch darunter mehr vorstellen könnt. Kehrt an den Strand zurück, watet zehn Fuß ins Wasser, dann werdet Ihr vor ihrer Gier sicher sein. Morgen könnt Ihr nach Saskervoy weiterwandern.«
    Die Tür schwang zu. Cugel blickte besorgt über die Schulter. Am Garteneingang, wo dichte Eiben den Weg säumten, bemerkte er zwei reglose weiße Gestalten. Erneut zog Cugel heftig am Glockenstrang.
    Langsame Schritte tappten herbei. Wieder ging die Tür auf. Der Alte spähte heraus. »Ja?«
    »Die Ghule sind jetzt im Garten! Sie
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