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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue
Autoren: Jack Vance
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Öl anfangen, dazu einen Pfefferblattsalat. Danach dieses Brathuhn, das köstlich zu sein scheint, auch eine Scheibe des Rostbratens … Die Garnierung sieht ungemein appetitlich aus. Als Nachspeise einige der Törtchen und eine Flasche violetten Mendolenz. Das dürfte genügen. Es besteht kein Zweifel, daß Twango für seine Angestellten gut sorgt!«
    Cugel stellte die ausgesuchten Gerichte auf ein Tablett. Weamish nahm sich nur ein Tellerchen mit gedünsteten Klettenblättern. Erstaunt erkundigte sich Cugel: »Ist Euer Appetit so gering, daß Ihr Euch mit so etwas zufriedengebt?«
    Weamish blickte stirnrunzelnd auf den Teller. »Zugegeben, es ist etwas karg. Ich finde, daß ein zu üppiges Mahl mich träge macht.«
    Cugel lachte selbstbewußt. »Ich werde alles rationalisieren, dann wird Euer übertriebener Eifer überflüssig – dann fliegen keine Rockschöße mehr.«
    Weamish schürzte die Lippen. »Ihr werdet feststellen, daß Ihr manchmal genauso schwer arbeiten müßt wie Eure Untergebenen. Das bringt eine Aufseherstellung mit sich.«
    »Nie!« erklärte Cugel fest. »Ich bestehe auf eine strenge Trennung der Pflichten. Ein Arbeiter hat nichts anzuschaffen, und ein Aufseher arbeitet nicht körperlich. Was Euer Abendmahl betrifft, Ihr seid in den Ruhestand getreten, also könnt Ihr essen und trinken, was Euch schmeckt.«
    »Mein Konto ist aufgelöst«, entgegnete Weamish. »Ich möchte kein neues eröffnen.«
    »Eine Kleinigkeit, wahrhaftig«, sagte Cugel kopfschüttelnd. »Doch wenn Ihr Euch deshalb Gedanken macht, dann eßt und trinkt auf meine Rechnung!«
    »Das ist außerordentlich großzügig.« Weamish sprang auf und humpelte eilig zum Büfett. Mit einer Auswahl feinster Bratenstücke, eingemachter Früchte, Törtchen, einem großen Käse und einer Flasche Wein kehrte er zurück und machte sich mit sichtlichem Appetit darüber her.
    Ein Geräusch in Kopfhöhe lenkte Cugels Aufmerksamkeit auf sich. Er blickte auf und sah Gark und Gookin auf einem Wandbrett kauern. Gark hielt eine Tafel, auf der Gookin mit lächerlich langem Griffel Eintragungen machte.
    Gark betrachtete eingehend Cugels Tablett. »Erstens: eine Portion geräucherter Fisch in Öl mit Knoblauch und einer Stange Lauch – kostet vier Terces. Zweitens: ein Brathuhn, erste Qualität, sehr groß, mit einer Schale Soße und siebenerlei Beilagegarnierungen – kostet elf Terces. Drittens: drei gefüllte Minzentörtchen, jedes drei Terces, insgesamt neun Terces. Viertens: ein gemischter Salat – kostet sechs Terces. Fünftens: drei Scheiben Brot, à zwei Terces – macht sechs Terces. Sechstens: eine große Portion Quittenkompott – kostet drei Terces. Siebtens: eine Flasche Wein – kostet neun Terces. Dazu kommt noch eine Terce für Servietten, Besteck-und Geschirrbenutzung.«
    »Alles eingetragen und berechnet. Cugel unterschreibt hier«, forderte Gookin ihn auf.
    »Nicht so hastig!« rief Weamish scharf. »Cugel hat mich eingeladen. Er bezahlt heute für mich.«
    »Stimmt das, Cugel?« erkundigte sich Gark.
    »Es stimmt, daß ich ihn eingeladen habe«, bestätigte Cugel. »Ich speise hier jedoch in meiner Eigenschaft als Aufseher, und als solcher befehle ich, daß mir keine Kosten angerechnet werden. Auch Weamish, als geehrter ehemaliger Angestellter, ißt auf Kosten des Hauses.«
    Gark und Gookin lachten keckernd, und selbst Weamish lächelte, wenn auch gequält. »In Flutic«, erklärte er, »gibt es nichts, was nicht berechnet wird. Twango zieht einen großen Strich zwischen privaten Empfindungen und dem Geschäft. Gehörte ihm die Luft, müßten wir für jeden Atemzug bezahlen.«
    Würdevoll sprach Cugel: »Diese Praktiken müssen sofort geändert werden! Wenn nicht, lege ich umgehend meine Stellung nieder. Außerdem muß ich darauf hinweisen, daß das Huhn noch halb roh war und dem Knoblauch die Schärfe fehlte.«
    Gark und Gookin achteten überhaupt nicht auf ihn. Sie rechneten noch die Kosten von Weamishs Speisen auf. »Nun denn, Cugel, noch einmal: Wir benötigen Eure Unterschrift!«
    Cugel studierte die Tafel. »Dieses Gekritzel sagt mir gar nichts!«
    »Oh, ist das so?« entgegnete Gookin mild. Er griff nach der Tafel. »Aha, da fehlt doch etwas! Drei Terces für Weamishs Verdauungspastillen.«
    »Haltet ein!« donnerte Cugel. »Wie hoch ist die bisherige Gesamtsumme?«
    »Einhundertsechzehn Terces. Wir bekommen häufig ein Trinkgeld für unsere Dienste.«
    »Von mir jedenfalls nicht!« Wütend entriß Cugel Gookin die Tafel und
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