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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue
Autoren: Jack Vance
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Blick bedachte. »Betrachtet Sadlark!« forderte Iucounu ihn auf. »Was seht Ihr?«
    »Ein Drahtgestell mit einer Anzahl von Schuppen, angeblich in der Form Sadlarks.«
    »Und was wäre, würde man den Draht entfernen?«
    »Die Schuppen fielen auf einen Haufen zusammen.«
    »Genau so ist es! Das protonastische Zentrum ist der Lebensknoten, der all die anderen Schuppen mit Kraftsträngen verbindet. Dieser Knoten ist Sadlarks Seele und Kraft. Gibt man ihn an seinen angestammten Platz, kehrt Sadlark ins Leben zurück. Das heißt, Sadlark war nie tot, sondern nur in seine Einzelteile aufgelöst.«
    »Und was ist, sagen wir, mit seinen inneren Organen?«
    »In der Überwelt sind sie unnötig, ja man erachtet sie sogar als vulgär. Kurz gesagt, es gibt keine inneren Teile. Habt Ihr sonst noch irgendwelche Fragen oder Bemerkungen?«
    »Nun, ich möchte höflich darauf hinweisen, daß der Tag sich allmählich seinem Ende entgegenneigt und ich noch vor Einbruch der Dunkelheit Taun Tassel erreichen möchte.«
    In herzlichem Ton sagte Iucounu: »Das werdet Ihr auch. Doch seid zunächst so gut, das Brusthimmelsbruch Sprühlicht ohne jegliche Überreste von Diambroid auf meine Werkbank zu legen. Ihr habt keine andere Wahl.«
    »Doch eine«, widersprach Cugel. »Ich ziehe es vor, die Schuppe zu behalten. Sie bringt mir Glück und wehrt bösen Zauber ab, wie Ihr ja bereits bemerkt habt.«
    Gelbe Blitze schienen hinter Iucounus Augen zu zucken. »Cugel, Euer Eigensinn ist ungemein lästig. Es stimmt, die Schuppe hält eine stolze Kruste zwischen Euch und bedrohlichem Zauber üblicher Art, nicht jedoch bei Überweltmagie, die ich in gewissem Maße beherrsche. Und nun gebt endlich auf, Euch an mich heranschleichen zu wollen, damit Ihr mich mit Eurem Schwert erreichen könnt. Ich bin es müde, jedesmal zurückzuspringen, wenn Ihr mir zu nahe kommt.«
    »Etwas so Unfeines käme mir nie in den Sinn!« erklärte Cugel von oben herab. Er zog sein Schwert aus der Scheide und legte es auf die Werkbank. »Da! Seht selbst, wie falsch Ihr mich eingeschätzt habt!«
    Iucounu blickte blinzelnd auf das Schwert. »Haltet trotzdem Abstand. Ich mag es in keinem Fall, wenn mir jemand zu nahe kommt!«
    »Bei mir ist es nicht anders!« versicherte ihm Cugel.
    »Ich will offen sein. Eure Untaten schreien lange schon nach Vergeltung, und als ein gerechtigkeitsliebender Mann sehe ich mich gezwungen zu handeln. Trotzdem ist es nicht nötig, daß Ihr meine Aufgabe erschwert!«
    »Nun zeigt Ihr Euer wahres Gesicht!« rief Cugel empört. »Ihr botet mir eine Fahrt nach Taun Tassel an! Ich rechnete nicht mit Falschheit!«
    Iucounu achtete nicht auf ihn. »Ich stelle nun meine letzte Forderung: Gebt mir sofort die Schuppe!«
    »Damit kann ich Euch nicht dienen«, entgegnete Cugel. »Und da dies Eure letzte Forderung war, können wir ja nun nach Taun Tassel aufbrechen.«
    »Die Schuppe, wenn ich bitten darf!«
    »Nehmt sie Euch doch von meiner Kappe, wenn es denn sein muß. Aber helfen werde ich Euch dabei gewiß nicht.«
    »Und das Diambroid?«
    »Sadlark wird mich schützen. Ihr müßt das Risiko eingehen.« Iucounu lachte schrill. »Sadlark wird auch mich beschützen, wie Ihr sehen werdet!« Er riß seine Gewänder von sich und schlüpfte flink in das Gerüst, mit den Beinen in Sadlarks Schreitern und dem Gesicht hinter der klaffenden Stelle im oberen Körperteil. Die Drähte und Schuppen zogen sich um seine rundliche Gestalt zusammen, und die Schuppen paßten sich ihm an, als wären sie seine Haut.
    Iucounus Stimme erschallte wie das Schmettern von Messinghörnern: »Nun denn, Cugel, was sagt Ihr jetzt?«
    Cugel riß verwundert den Mund auf. Schließlich antwortete er: »Sadlarks Schuppen passen Euch erstaunlich gut!«
    »Das ist kein Zufall, dessen bin ich sicher.«
    »Wieso?«
    »Ich bin Sadlarks irdische Verkörperung, sein Avatar. Ich teile mit ihm seine persönliche Wesenheit. So ist es mir bestimmt, doch ehe ich meine volle Macht genießen kann, muß ich ganz sein! Nun fügt endlich ohne weitere Widerrede Sprühlicht an seinen rechtmäßigen Platz. Denkt daran, Sadlark wird Euch nicht länger gegen meine Magie schützen, da es seine ebenso ist.«
    Ein heftiges Prickeln in Cugels Handschuh deutete darauf hin, daß Sadlarks protonastisches Zentrum, das Sprühlicht, diese Bemerkung bestätigte. »So muß es denn sein!« fügte sich Cugel. Vorsichtig löste er das Schmuckstück von seiner Kappe und entfernte das Diambroid. Die falsche Schuppe hielt er kurz
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