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Cthulhu-Geistergeschichten

Cthulhu-Geistergeschichten

Titel: Cthulhu-Geistergeschichten
Autoren: Cthulhu-Geistergeschichten
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heftig zusammenfuhr, wieder die Türe. Er hielt die noch rauchende Waffe in der Hand und fluchte über aufgedunsene Ratten, die hier den ganzen Brunnen heimsuchten! "Weiß der Teufel, von was die da drunten leben Thurber, sagte er seltsam grinsend, "diese alten Gänge führten früher einmal nach den Friedhöfen, Hexenhöhlen und ans Meer. Ist ja auch gleich, es wird ihnen wahrscheinlich der Proviant ausgegangen sein, denn anders hätten sie sicher nicht so verzweifelt nach einem Ausweg gesucht. Mag sein, daß sie Ihr Geschrei aufgescheucht hat. In diesen alten Gebäuden muß man etwas vorsichtig sein - unsere knabbernden Freunde sind hier der einzige Nachteil, obgleich ich manchmal glaube, daß sie für Atmosphäre und Kolorit im Grunde genommen unerläßlich sind." Und damit, Eliot, ging dieses nokturne Abenteur zu Ende. Pickman hatte mir versprochen, er würde mir seine Wohnung zeigen
    — und das hat er, bei Gott, getan! Er führte mich auf einem anderen Weg in bekanntere Gegenden zurück, wir kamen durch eine lange Reihe von Mietshäusern und alten Gebäuden, im Scheine einer Straßenlaterne las ich auf einem Schild "Charter Street", ich war aber viel zu verwirrt gewesen, um zu bemerken, wie wir eigentlich dorthin gelangt waren. Die Untergrundbahn fuhr nicht um diese Zeit, und wir gingen durch die Hanover Street stadteinwärts. Ich weiß das noch genau. Von Tremont bogen wir nach Beacon ein, und Ecke Joy verabschiedete sich Pickman von mir. Ich habe seither nie wieder mit ihm gesprochen.
    Weshalb ich das getan habe, fragst du mich? Sei bitte nicht ungeduldig, warte einen Augenblick, ich will vorher noch nach Kaffee klingeln. Alkohol haben wir schon genug in uns, aber irgendetwas brauche ich doch noch. Nein, nicht wegen der Bilder, die ich dort gesehen habe - obgleich ich dir schwören kann, daß er ihretwegen, hätte jemand von ihnen erfahren, aus neun von zehn guten Häusern und Clubs ausgestoßen worden wäre. Ich will dir das erklären, damit du dich nicht mehr wundern mußt, weshalb ich vor allen Kellern und Untergrundbahnen ein solch unaussprechliches Grauen empfinde.
    Es war wegen dieser zerknitterten Fotograne, die ich am nächsten Morgen in meiner Manteltasche fand. Ich muß sie unwillkürlich abgerissen und eingesteckt haben, vielleicht wollte ich mir eben den zukünftigen Hintergrund für das Ungeheuer ansehen, als ich so erschreckt wurde ... Aha, hier ist der Kaffee, Eliot, trink ihn schwarz, Mann, du wirst es gebrauchen können!
    Ja, dieses Stückchen Papier war tatsächlich der Grund, daß ich mit Pickman brach - mit Richard Upton Pickman, dem genialsten Maler, den ich je zu Gesicht bekommen habe und der zur gleichen Zeit das widerwärtigste Subjekt war, das je seinen Fuß über jene Ungewisse Grenzlinie zwischen unserem diesseitigen Leben und dem Höllenpfuhl aus Mythos und Wahnsinn gesetzt hat. Eliot, der gute alte Reid hatte recht! Pickman hatte aufgehört, ein Mensch in unserem Sinne zu sein. War er unter dem Schatten eines seltsamen Sternes geboren worden, oder hatte er Mittel und Wege gefunden, mit deren Hilfe er die Verbotene Pforte zu öffnen vermochte? - Aber wie es auch sei, er ist in die fürchterliche Dunkelheit zurückgekehrt, mit der er so leichtfertig gespielt hatte.
    Frage mich nicht, was ich an diesem Morgen nach dem Besuch bei Pickman verbrannt habe. Frage mich auch nicht nach jenen seltsamen Geräuschen, die, nach seiner Erklärung, von den Ratten herrühren sollten. Wie du weißt, gibt es Geheimnisse, die uns seit den Tagen von Salem überliefert sind — und Cotton Mather erzähltnoch weitaus merkwürdigere Dinge. Du weißt doch, wie verdammt lebensecht Pickmans Bilder waren, wie wir uns alle wunderten, von woher er nur diese Gesichter haben mochte.
    Nun, dieses Stückchen Papier zeigte eben nicht die Fotografie eines x-beliebigen Hintergrundes, sondern schlicht und einfach das grauenvolle Wesen, das auf jenem entsetzlichen Bild zu sehen gewesen war. Es war sein Modell - und als Hintergrund war nur eine der Wände seines Kellerateliers zu erkennen. Aber bei Gott, Eliot, es war eine Blitzlichtaufnahme nach dem Leben...

    Die Ratten im Gemäuer
    Als am 16 . Juli 1923 der letzte Arbeiter sein Werk beendet hatte, übersiedelte ich nach Exham Priory. Die Restaurierung dieses verlassenen Steinhaufens war eine außerordentliche Leistung gewesen, zumal es sich um nicht viel mehr als eine Ruine, eine leere, zerfressene Muschel möchte man sagen, gehandelt hatte; dennoch, weil es der alte
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