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Cthulhu-Geistergeschichten

Cthulhu-Geistergeschichten

Titel: Cthulhu-Geistergeschichten
Autoren: Cthulhu-Geistergeschichten
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Geheimnissen, die irgendwo weit unten am Stammbaum meiner Familie lauerten, völlig dahin. Hätte ich auch nur einen schwachen Schimmer ihrer wahren Natur gehabt, wie gerne würde ich Exham Priory seinem Moos, seinen Fledermäusen und Spinnwebschleiern überlassen haben!
    Mein Vater starb 1904, doch hinterließ er weder mir, noch meinem einzigen Sohn Alfred, einem mutterlosen Jungen eine Botschaft. Es war auch dieser Junge, der die hergebrachte Reihenfolge unserer Familientraditionen durcheinanderbrachte. Obwohl ich ihm nur scherzhafte Mutmaßungen über unsere Vergangenheit geben konnte, schrieb er mir von einigen höchst interessanten Familiensagen, als ihn der späte Krieg 1917 als Fliegeroffizier nach England brachte. Anscheinend hatten die Delapores eine überaus bunte und vielleicht unheimliche Geschichte. Ein Kriegskamerad meines Sohnes, Captain Edward Norrys vom Royal Flying Corps, wohnte in der Nähe des alten Familiensitzes bei Anchester und erzählte einige Geschichten, wie sie im Landvolk umhergehen, deren "Wildheit und Wahnwitz kaum von einem Romanschreiber überboten werden kann. Norrys persönlich nahm sie selbstverständlich keineswegs für ernst; meinen Sohn amüsierten sie jedoch und gaben ihm außerdem genügend Stoff für seine Briefe an mich. Jene Überlieferungen waren es, die mein Interesse endgültig diesem europäischen Erbe zuwenden und mich den Entschluß fassen ließen, den Verlorenen Familienbesitz wieder zurückzukaufen und zu restaurieren. Norrys zeigte ihn Alfred in seiner pittoresken Verlassenheit und bot sich an, diesen zu einem erstaunlich vernünftigen Preis zu vermitteln, zumal sein Onkel der gegenwärtige Eigentümer war.
    Ich kaufte Exham Priory im Jahre 1918, wurde jedoch von meinen Plänen zur Restaurierung beinahe sofort abgelenkt, da mein Sohn schwerkriegsversehrt heimkehrte. Während der zwei Jahre, die er noch lebte, hatte ich nichts anderes als seine Pflege im Sinn, ja legte sogar mein Geschäft in die Hände von Teilhabern.
    1921, allein zurückgelassen, ziellos, ein zurückgezogener Fabrikant, nicht länger jung, entschloß ich mich, mir die Jahre, die mir noch bleiben sollten, mit dem neuen Besitz zu vertreiben. Als ich im Dezember Anchester besuchte, lernte ich Captain Norrys, einen untersetzten, liebenswürdigen jungen Mann kennen, der viel von meinem Sohn gehalten hatte und mir nun alle mögliche Hilfe zusicherte, Pläne und Anekdoten als Unterstützung für die kommende Restaurierung zu beschaffen. Exham Priory selbst erregte in mir nicht die mindeste Gemütsbewegung, es vermittelte mir nicht mehr als einen kuriosen Anblick von höchst lächerlichen Trümmern, bedeckt mit Flechtengewächs und wabenhaft eingestreuten Krähennestern, gefährlich am Rande einer Schlucht hockend, bodenlos, bar aller Innenteile, außer den Steinmauern der einzelstehenden Türme. '
    Als ich nach und nach das Aussehen des Gebäudes rekonstruiert hatte, wie es vor etwa dreihundert Jahren meine Vorfahren verlassen hatten, begann ich Handwerker für die zu geschehenden Restaurierungsarbeiten anzustellen. Jedenfalls sah ich mich bald gezwungen, außerhalb der unmittelbaren Umgebung nach Arbeitskräften zu suchen, denn die Einwohner des Dorfes zeigten vor dem Ort eine schier unvorstellbare Furcht und einen Haß, der sich unmöglich beschreiben läßt. Dieses Gefühl der Abneigung war so stark, daß es manchmal sogar bis zu den auswärtigen Arbeitern vordrang und zu zahlreichen Kündigungen führte, ja diese sonderbare Abscheu schien sich nicht nur auf die Priorei, sondern auch auf die Familie zu erstrecken.
    Schon mein Sohn hatte mir erzählt, daß man ihn während seiner Besuche mied, weil er ein de la Poer war, und nun fand ich mich aus demselben Grund geächtet, bis ich die Bauern überzeugen konnte, wie wenig ich selbst von meinem Erbe wußte. Und sogar dann noch standen sie mir mürrisch gegenüber, so daß ich über die dörflichen Überlieferungen nur durch die Vermittlung von Norrys erfahren konnte. Was mir die guten Leute nicht verzeihen konnten, war mein Unterfangen, das für sie so grauenhafte Symbol alles Bösen wieder aufzurichten, denn, vernünftig oder nicht, sie betrachteten Exham Priory als einen Tummelplatz für Teufel und Werwölfe.
    Nachdem ich die von Norrys für mich gesammelten Berichte zusammengestellt hatte, ergänzte ich sie mit den Ansichten verschiedener Wissenschaftler, die die Ruinen eingehend studiert hatten und schloß daraus, daß die verfallene Priorei an der
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