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Cthulhu-Geistergeschichten

Cthulhu-Geistergeschichten

Titel: Cthulhu-Geistergeschichten
Autoren: Cthulhu-Geistergeschichten
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Stelle eines vorgeschichtlichen Tempels stand; einer druidischen oder vordruidischen Sache, die etwa gleichzeitig mit den Steinen von Stonehenge errichtet worden war. Daß dort namenlos grausige Riten stattgefunden hatten, daran zweifelten nur wenige; und es gab eine Menge unguter Geschichten von der Übernahme dieser Riten in den nachmaligen Kybele-Kult der Römer.
    Halbdeutlich sichtbare Inschriften in den Kellergewölben zeigten solch unmißverständliche Buchstaben wie »DIV ... OPS ... MAGNA.MAT ...« alles Zeichen der Magna Mater, deren dunkle Verehrung einst römischen Bürgern vergeblich untersagt wurde. Anchester war seinerzeit das Standlager der Dritten Legion des Augustus gewesen, wie viele Überreste bezeugten, und es heißt, der prächtige Tempel der Kybele wäre von Anbetern jederzeit gedrängt voll gewesen, die auf Geheiß eines phrygischen Priesters unaussprechliche Zeremonien ausführten. Geflüsterte Erzählungen fügten hinzu, daß der Niedergang der alten Religion keineswegs diese Tempelorgien beendete, sondern daß die zum neuen Glauben übergetretenen Priester ihre alte Lebensweise im geheimen fortsetzten. Es heißt ebenfalls, daß die Riten auch nicht unter den Römern schwanden und daß gewisse Leute unter den Angelsachsen den schon in Verfall geratenen Tempel wieder erneuerten und ihm die Umrisse gaben, die er in der Folge bewahrte; ihn zum Mittelpunkt eines in der ganzen Heptarchie gefürchteten Kultes machten. Gegen das Jahr 1000 wird der unheilige Ort in einer Chronik als eine der bedeutendsten steinernen Prioreien erwähnt, von einem mächtigen wie seltsamen Mönchsorden behaust, von ausgedehnten Gärten umgeben, die keiner Mauern bedurften, um das verängstigte Volk am Betreten zu hindern. Auch die alles zerstörenden Dänen schienen einen Bogen um diesen unseligen Platz geschlagen zu haben, wiewohl er nach der Normannischen Eroberung entsetzlich verfallen sein muß, denn er war bis in die Regierung Henry des Dritten unbewohnt und gelangte erst durch diesen 1261 in den Besitz meines Vorfahren Gilbert de la Poer, ersten Baron Exham.
    Vor diesem Datum existieren über meine Familie keine bösen Nachrichten oder Gerüchte, aber damals muß irgend etwas äußerst Seltsames geschehen sein. In einer Chronik von 1307 gibt es einen Hinweis auf einen de la Poer als »von Gott verflucht«, und die in den umliegenden Dörfern geflüsterten Geschichten besagen nur Böses und schreckliche Furcht vor dem Schloß, das auf den Fundamenten des alten Tempels und der Priorei wie ein ekelerregender Schimmelpilz hochgewuchert war. Diese Kamingeschichten spotteten der irrwitzigsten Einbildungskraft und waren um so grausiger, da keiner etwas Genaues wußte noch in Folge erfuhr. Meine Vorfahren wurden samt und sonders als eine Sippe von grausen Teufeln dargestellt, neben denen ein Gilles de Rais oder ein Marquis de Sade wie blutige Anfänger schienen. Mit der Hand vor den Lippen machte man sie für das gelegentliche Verschwinden von Dorfbewohnern verantwortlich, das einige Generationen hindurch nicht aufhören wollte.

    Die schlechtesten Charaktere waren offensichtlich die Barone und ihre unmittelbaren Erben; zumindest standen diese am meisten unter jenen Gerüchten. War ein Erbe zufällig von normalerer Wesensart, so erzählte man sich, verfiel er früh und unter geheimnisvollen Umständen dem Grab, um Platz für einen typischeren Sproß zu machen. Innerhalb der Familie schien es einen besonderen Kult zu geben, der jeweils unter dem Vorsitz des Sippenoberhauptes stand, und manchmal nur wenigen Mitgliedern zugänglich. Wesensart eher als Abstammung war anscheinend die Basis dieses unheiligen Kults, denn man weihte in ihn auch Leute ein, die der Familie angeheiratet waren. Lady Margaret Trevor aus Cornwall, Frau des Godfrey, dem zweiten Sohn des fünften Barons, wurde zum Kinderschreck des ganzen Landstrichs und teuflische Hauptperson einer besonders grausigen alten Ballade, die nahe der walisischen Grenze noch heute gesungen wird. Ebenfalls in einer Ballade erhalten, wenn auch nicht aus demselbenGrund, ist die gräßliche Geschichte von Lady Mary de la Poer, die kurz nach ihrer Vermählung mit dem Earl von Shrewsfield von diesem und seiner Mutter getötet wurde. Doch wurden beide von dem Priester, dem sie diesen Mord gebeichtet hatten, absolviert und für das gesegnet, was sie vor der Welt nicht laut auszusprechen wagten.
    Diese für einen rohen Aberglauben so typischen Mythen und Balladen ekelten mich
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