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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon
Autoren: Neal Stephenson
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rückblickend hättest du das vielleicht besser unterlassen. Aber ich mache dir deswegen keinen Vorwurf, Günter. Es war eine großherzige Geste.«
    »Jetzt werden sie herunterkommen und uns finden.«
    »Wenn wir schon tot sind, meinst du.«
    »Ja. Der ganze Plan ist ruiniert. Was soll’s, solange sie gedauert hat, war’s jedenfalls eine schöne Verschwörung. Vielleicht zeigt ja Enoch Root eine gewisse Flexibilität.«
    »Glaubst du wirklich, dass Spione hier herunterkommen werden, um dieses Wrack zu durchsuchen?«
    »Wer weiß? Wieso machst du dir deswegen überhaupt Gedanken?«
    »Ich habe die Koordinaten von Golgatha hier in meinem Aktenkoffer«, sagt Rudi. »Aber ich weiß mit Sicherheit, dass sie nirgendwo sonst auf der V-Million schriftlich niedergelegt sind.«
    »Das weißt du, weil du derjenige bist, der den Funkspruch entschlüsselt hat.«
    »Ja. Vielleicht sollte ich den Funkspruch jetzt verbrennen.«
    »Das würde uns umbringen«, sagt Bischoff, »aber wenigstens würden wir dann mit ein bisschen Wärme und Licht abtreten.«
    »Du wirst in ein paar Stunden an einem Sandstrand liegen und dich sonnen, Günter«, sagt Rudi.
    »Hör auf damit!«
    »Ich habe ein Versprechen gegeben und ich habe vor, es zu halten.«
    Im Wasser entsteht eine Bewegung, das gedämpfte Platschen eines strampelnden Fußes, der unter die Wasseroberfläche gezogen wird.
    »Rudi? Rudi?«, sagt Bischoff. Aber er ist allein in einer schwarzen Kuppel voller Stille.
    Etwas später packt eine Hand seinen Knöchel.
    Rudi klettert wie auf einer Leiter an seinem Körper hoch, stößt den Kopf aus dem Wasser und heult nach Luft. Aber die Luft hier ist gut, denn ein einziger tiefer Atemzug enthält sechzehn mal so viel Sauerstoff wie sonst. Er erholt sich rasch. Bischoff hält ihn fest, während er zur Ruhe kommt.
    »Die Luke ist offen«, sagt Rudi. »Ich habe Licht durchkommen sehen. Die Sonne ist aufgegangen, Günter!«
    »Dann los!«
    »Du gehst. Ich bleibe hier und verbrenne den Funkspruch.« Rudi öffnet erneut seinen Aktenkoffer, tastet sich durch Papiere, nimmt etwas heraus, schließt den Aktenkoffer wieder.
    Bischoff kann sich nicht rühren.
    »In dreißig Sekunden zünde ich das Streichholz an«, sagt Rudi.
    Bischoff wirft sich in Richtung von Rudis Stimme und schlingt im Dunkeln die Arme um ihn.
    »Ich finde die anderen«, sagt er. »Ich sage ihnen, dass uns irgendein verdammter amerikanischer Spion auf der Spur ist. Und wir werden zuerst an das Gold herankommen und dafür sorgen, dass es ihnen nicht in die Hände fällt.«
    »Geh!«, schreit Rudi. »Ich will, dass jetzt alles schnell geht.«
    Bischoff küsst ihn einmal auf beide Wangen und taucht dann.
    Vor ihm ist ein schwaches, blaugrünes Licht, das aus keiner bestimmten Richtung kommt.
    Rudi ist zur Luke geschwommen, hat sie geöffnet und ist zurückgekommen, und er war, als er zurückkehrte, halb tot. Bischoff muss die Luke finden und dann bis an die Oberfläche schwimmen. Er weiß, dass das unmöglich ist.
    Doch dann durchflutet ein helleres, wärmeres Leuchten das Innere der V-Million. Bischoff blickt zurück und nach oben und er sieht das vordere Ende des Druckkörpers in eine Kuppel von orangefarbenem Licht verwandelt und in ihrer Mitte die Silhouette eines Mannes, von der, wie die Meridiane eines Globus, sternförmig Linien von Nieten und Schweißnähten ausgehen. Es ist heller als der Tag. Er dreht sich um und schwimmt mühelos den Gang entlang in die Zentrale, wo er die Luke findet: ein zyanblaues Lichtrund.
    Ein Rettungsring ist gegen den Wandteil gedrückt, der jetzt die Decke bildet. Er packt ihn, zerrt ihn in die Mitte der Kabine herunter, stößt ihn dann vor sich durch die Luke und schiebt sich selbst hinterher.
    Überall um ihn herum sind Korallen und sie sind wunderschön. Er würde gern bleiben und sie betrachten, aber auf ihn warten oben wichtige Aufgaben. Er hält den Rettungsring fest und sieht, obwohl er keine Eigenbewegung spürt, die Korallen unter sich zurückfallen. Ein großes graues Ding, das sprudelt und leckt, liegt darauf und es wird kleiner und kleiner, wie eine Rakete, die in den Himmel fliegt.
    Er blickt in das Wasser auf, das ihm über das Gesicht strömt. Er hat die Arme über den Kopf gestreckt, hält den Rand des Rettungsrings fest und sieht durch ihn einen Kreis Sonnenlicht, der heller und röter wird, je höher er steigt.
    Seine Knie beginnen zu schmerzen.

LIQUIDITÄT
    Der Rest kommt Randall Lawrence Waterhouse schon historisch vor. Er
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