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Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben

Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben

Titel: Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben
Autoren: Larry Beinhart
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Sinn steht, jeden Stil ausprobieren. Sie haben unendlich viele Variationsmöglichkeiten. Sie können dem Eskapismus Vorschub leisten oder dem Leser knallharte Realitäten vorsetzen. Sie können schlicht schreiben oder kompliziert entwickeln. Der Held kann Polizist, Killer oder Mitglied einer Jugendgang sein.
    Das Krimigenre ist eine Villa mit vielen Räumen.

1
    ERZÄHLERISCHE DYNAMIK
    Erster Teil
    Erzählerische Dynamik ist das, was das Buch verkauft: dem Agenten, dem Verleger, dem Leser. Wir alle kennen jämmerlich geschriebene, beleidigend schwachsinnige Bücher, die es a) zu unserem ungläubigen (und missgünstigen) Staunen bis in die Bestsellerlisten schaffen und uns b) dazu bringen, sie bis zum Ende zu lesen, obwohl wir uns dabei unentwegt fragen, wieso wir unsere Zeit eigentlich mit diesem hirnverbrannten Zeug verschwenden.
    Was ist erzählerische Dynamik? Das finden Sie am besten heraus, wenn Sie ein Buch lesen, das Sie nicht mehr aus der Hand legen wollen, ohne zu wissen, warum das so ist. Dieses Buch sollte keinerlei literarischen Wert (was immer das ist) besitzen, keine echten oder faszinierenden Figuren haben und sollte auch nicht Themen behandeln, die Sie interessieren.
    Der erste Roman, bei dem mir so etwas passierte, war einer von Harold Robbins. Als ich zu diesem Thema in Oxford Vorlesungen hielt, erzählte mir eine Dozentin, sie habe gerade diese Erfahrung mit einem Patricia-Cornwell-Roman macht. Jahr für Jahr erzählt Dick Francis dieselbe Geschichte mit demselben Helden auf dieselbe Art. Nur die Pferde werden ausgetauscht. Und doch kann ich es jedes Mal kaum erwarten, sein neuestes Buch in die Finger zu bekommen. Andere Leser haben vielleicht das gleiche Empfinden bei John Grisham, Robert Parker, Elmore Leonard, Agatha Christie oder Conan Doyle. Wenn Sie dem nicht zustimmen können und der Meinung sind, dass Grisham uns tiefe Einblicke in die Wahnvorstellungen der amerikanischen Psyche liefert, und dass Leonards Talent für Dialoge und treffende Charakterisierungen ihn auf ein höheres literarisches Niveau hebt – wie Sie wollen. Es ist schließlich Ihre Entscheidung, wessen Bücher Sie lesen wollen. Aber glauben Sie mir, wenn Sie eine Nacht mit ihnen verbracht haben, werden Sie sich nicht mehr im Spiegel betrachten können.
    Ein gutes Beispiel bieten auch Soap Operas. Nirgendwo ist die Fixierung auf den Spannungsbogen der Geschichte, die oft ohne jede Tiefe ist, so offensichtlich.
    Erzählerische Dynamik ist die Ankündigung – oder die Drohung, Verlockung oder Andeutung –, dass etwas geschehen wird .
    Im Krimigenre gibt es Variationen davon: Etwas ist bereits geschehen, und wir werden das Geheimnis aufdecken, den Schuldigen entlarven, die Wahrheit herausfinden . Nichts anderes wäre die bevorstehende Aufdeckung der Wahrheit – auch das ist eine Ankündigung kommender Ereignisse. Im Theater mit seinen räumlichen Begrenzungen geht es in den meisten Fällen um Enthüllung und Aufdeckung. Wie schon Ödipus sagte: »Du bist meine was ?«
    Soaps sind faszinierend. Im Grunde genommen passiert so gut wie nichts. Und das Wenige an Geschehen, das in der Geschichte steckt, braucht so lange, um sich zu entwickeln, dass die Zeitspanne länger ist, als sie es in der Wirklichkeit wäre – was als Kunstform wohl einzigartig ist. Und doch sind die Zuschauer mehr als Fans, oft regelrecht Süchtige. Der Grund dafür liegt in der Struktur dieses Formats, und die Struktur ist nichts anderes als ein unablässiges Ankündigen, dass mehr geschehen wird.
    Auch Horrorfilme sind lehrreich. Man braucht nur sporadisch in diverse Streifen hineinzuschauen, um zu erkennen, dass viel öfter etwas beinahe geschieht als dass es tatsächlich geschieht. Verängstigt kauern wir auf unseren Plätzen, wenn das potenzielle Opfer um eine finstere Ecke biegt – und dem Ungeheuer nicht gegenübersteht. Der typische Horrorfilm verläuft in folgendem Rhythmus: Wir glauben, dass es da ist. Wir irren uns. Wir glauben, dass es nun da ist! Doch nicht. Wir glauben, jetzt wird es aber da sein. Wieder nichts. Wir denken, dass es nun wirklich kommen muss, weil wir bisher immer wieder reingelegt worden sind. Aber … immer noch nichts. Okay, dann eben nicht. Und – Peng! Da ist es!
    Wichtig ist, wie viele Male das Monster nicht auftaucht – wichtig ist das ständige Versprechen , dass jeden Moment etwas geschehen wird!
    Handlung und Action können als Begriffe irreführend sein. Wir denken an Schießereien, Verfolgungsjagden, Explosionen.
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