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Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben

Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben

Titel: Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben
Autoren: Larry Beinhart
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Sehen wir uns noch einmal Soaps an. Hier wird etwas eher Unspektakuläres versprochen: Die eine Figur wird mit der anderen ins Bett gehen, sie wird ihm eine Lüge auftischen, er wird Geld unterschlagen, sie wird herausfinden, dass ihr wahrer Vater ein Alien ist, ihr wird versehentlich eine dumme Bemerkung herausrutschen, er wird fälschlicherweise an ein Gerücht glauben … und so weiter. Manchmal muss erklärt werden, warum eine Handlung für die Geschichte bedeutend ist: Wenn Caren Susie erzählt, dass Fred sich mit Lisa trifft, wird Susie Fred misstrauen (der ein lieber Kerl ist und Susie aufrichtig liebt), ihn abservieren (womit ihr die Chance auf wahre Liebe entgeht) und auf Ted hereinfallen, der ein gemeiner Macho ist und nichts anderes im Sinn hat, als ihr wehzutun, damit er sich an ihrem Vater rächen kann.
    Erzählerische Dynamik bedeutet: Etwas wird geschehen,und dieses Etwas ist wichtig für die Geschichte!
    Zweiter Teil
    Wenn ein Schauspieler eine Szene analysiert, will er Folgendes herausfinden: Was will die Figur in dieser Szene erreichen? Was will sie in jedem einzelnen Moment der Szene erreichen? Oder anders: Was ist das Ziel dieser Figur? Wohin will sie gelangen?
    Der Versuch und das Streben, etwas zu bekommen oder ein Ziel zu erreichen, belebt die jeweilige Szene. Ohne dieses Streben wird sie zu einem Diorama – ein Stillleben wie im American Museum of Natural History, in dem ein ausgestopfter Büffel vor einem halbkreisförmigen Hintergrund aus gemaltem dramatischem Himmel und vertrockneter Steppe steht.
    In einem typischen Krimi sucht der Protagonist nach der Wahrheit.
    Manchmal ist das schon ausreichend. In anderen Fällen ist es notwendig, der Suche nach Wahrheit zusätzlich Gewicht und Tiefe zu geben. Deshalb entwerfen wir eine Konstellation, in der die falsche Person auf dem elektrischen Stuhl landet und wenn der wahre Schuldige nicht bald gefunden wird, schlägt der Killer wieder zu oder der Held hegt Rachegefühle, so dass die Wahrheitssuche zur persönlichen Sache wird.
    Hier eine einfache, schlicht strukturierte Szene: Sam, der Protagonist und Ermittler, betritt den Schauplatz, das Haus von Charles, Figur Nummer eins. Sam will die Wahrheit herausfinden. Charles, der höchstwahrscheinlich wichtige und für den Fall entscheidende Dinge weiß, will in Frieden gelassen werden. Der Grund, warum er in Ruhe gelassen werden will, zusammen mit seinem Charakter und seinem Verhalten, beeinflusst die Art, wie er dies ausdrückt. »Verschwinden Sie«, versucht er Sam abzuwimmeln. »Sie sind überhaupt nicht befugt, Fragen zu stellen.« Und damit hat er Recht.
    Dies ist das typische und grundlegendste Problem, mit dem ein Ermittler sich auseinandersetzen muss: Warum sollte jemand mit ihm reden? Ein ernst zu nehmendes Hindernis. Nun muss Sam sich etwas ausdenken, wie er das Hindernis beseitigen, überwinden oder umgehen kann. Weil Sam ist, wie er ist, droht er Charles. Aber womit? Wie wär’s mit: »Sie können mit mir oder mit der Polizei reden. Ihre Entscheidung.«
    Nun ist Charles aber ein selbstbewusster Mann, der seine Position genau kennt. Seine Erwiderung: »Lächerlich. Da ist die Tür. Mein Anwalt wird sich mit der Polizei in Verbindung setzen.«
    Ende der Szene. Hindernis unüberwindbar.
    Daraus ergibt sich ein neues Ziel: Sam muss eine Möglichkeit finden, Charles doch noch zum Reden zu bringen!
    Sie sollten in der Lage sein, von jeder Szene eine einfache Skizze zu entwerfen. Zeichnen Sie einen Pfeil, der dorthin zeigt, wohin die Figur will. Dann setzen Sie einen vertikalen Strich oder einen Kreis direkt vor den Pfeil: Ein Hindernis, das es zu überwinden gilt. Kann dieser Strich etwas bewirken? Kann er den Pfeil umlenken? Lenkt er ihn um? Kann er ihn aufhalten? Zurück schicken? Bringt er die Figur dazu, härter zu kämpfen, um das Hindernis zu überwinden?
    Jede Person in dieser Szene hat ein anderes Ziel. Oder sogar mehr als eines. Zum Beispiel will sie die Wahrheit herausfinden und gleichzeitig eine andere Person verführen. Ob ein Ziel am Ende der Szene dasselbe ist wie am Anfang oder aber sich mitten in der Szene ändert (von dem Wunsch, die Wahrheit zu erfahren, zum Bedürfnis zu flüchten beispielsweise), spielt keine Rolle – Hauptsache, es ist vorhanden und deutlich erkennbar.
    Hinter allem, was eine Figur in einer Szene tut oder sagt, sollte eine Absicht verborgen sein; nicht einmal »Hallo« sollte sie sagen, wenn sie mit diesem »Hallo« nicht etwas erreichen will: »Ich
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