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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe
Autoren: Joanne Dahme
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warmes, goldenes Licht getaucht. Es war bereits zehn Uhr, als ich endlich aus der Haustür sprang, um Margaret und Mr. Geyer zu besuchen. Während ich die Einfahrt hinunterging, drehte ich mich noch einmal um und warf einen Blick auf unser Haus. Es wirkte rau und sauber, so als hätte es der Regen ordentlich abgeschrubbt. Dann blieb mir plötzlich der Mund offen stehen. Der Efeu war teilweise verschwunden. Bislang hatte er unser ganzes Haus wie ein weicher grüner Vorhang verdeckt. Dad hatte scherzhaft gesagt, vielleicht würden wir unser Haus ja zumindest im Winter unter dem erschöpften Blattwerk erspähen können. Aber nun hatte sich der Efeu in der Mitte der Wände wie ein Bühnenvorhang geteilt.
    Ich rannte zurück, um nach den Efeuranken zu sehen, die sich vor und neben dem Haus zwischen Moms Begonien und Chrysanthemen kringelten und wanden. Der Efeu war zwarimmer noch da, aber genau wie an den Hauswänden schien er sich langsam zurückzuziehen. Die Blumen in der Beetmitte waren plötzlich nicht mehr von Efeu umrahmt.
    Wie konnten Tausende von Ranken und Blättern, die gestern noch dem heftigsten Regenguss widerstanden hatten, plötzlich ihren Halt verlieren?
    Ich sprintete die Einfahrt hinunter und lief unbeholfen den feuchten, sumpfigen Straßengraben entlang. Ich musste Margaret und Mr. Geyer unbedingt von dieser jüngsten Entwicklung erzählen. War es wohl ein gutes Zeichen, dass der Efeu losließ? Ich hatte mich allmählich an seine hartnäckige Anwesenheit gewöhnt. Zu Beginn, als wir hierher gezogen waren, kam mir der Efeu bedrohlich vor, so als würde er jede meiner Bewegungen beobachten. Jetzt empfand ich ihn eher als einen neugierigen Nachbarn, der alles genau im Auge behielt, weil es ihm etwas bedeutete.
    Ich ignorierte die hupenden Autos, die an mir vorüberfuhren, und nahm den süßlichen Geruch der durchnässten Maisstängel kaum wahr. Als ich den Weg erreichte, der zu der kleinen Steinhütte der Geyers führte, erfasste mich Panik.
    Auf dem Pfad verfiel ich in einen langsameren Trab, weil mich eine neue Befürchtung überkam, als ich an Margarets vage Kommentare über unsere Hilfe mit den Führungen und den Katzen dachte. Warum sollte sie so etwas sagen?
    Ich fühlte, wie sich meine Füße in den weichen Teppichvon Kiefernnadeln drückten, die den gesamten Boden bedeckten. Die plötzliche Kühle des Waldes tat mir gut. Mein zehnminütiger Lauf hatte meinen Pony und die Rückseite meines T-Shirts völlig durchnässt. Ich lauschte angestrengt, ob ich die Stimmen der beiden hören konnte, als ich um die kleine Kurve bog und das Haus endlich sah. Die Tür stand einen Spalt breit offen. Die Fenster waren verdunkelt. Die Katzenfutterdosen, die ordentlich an der Hauswand aufgereiht standen, waren leer. Ich schluchzte, bevor ich den Laut unterdrücken konnte. Ich hatte das Gefühl, das Herz steckte mir im Hals fest.
    Ich muss mindestens fünf Minuten lang vor der Tür gestanden haben, bevor ich den Mut aufbrachte, sie aufzustoßen. Ich rief nach Margaret und Mr. Geyer, während ich auf der Schwelle wartete. Meine Stimme kam mir deutlich höher vor als normal. Ich lauschte dem lautstarken Gezwitscher der Vögel, die Flügel an Flügel auf den Zweigen der umstehenden Bäume zu sitzen schienen. Redeten sie etwa mit mir? »Geh da rein, geh da rein, geh da rein«, schienen sie mir zuzuzwitschern.
    Das Haus wirkte kühl und einsam. Ich warf einen Blick nach rechts ins Wohnzimmer. Das gesamte Mobiliar des gemieteten Hauses stand noch genauso da, wie ich es zuletzt gesehen hatte. Das Sofa, die Sessel und der Couchtisch befanden sich in der Nähe des Kamins, aber nichts von alledem deutete in irgendeiner Weise auf die Geyers hin.
    Das Esszimmer lag direkt vor mir. Der einfache Kieferntisch, der zuvor von Papier, Fotos und Zeitungsausschnitten übersät gewesen war, war nun leer, abgesehen von einem einfachen weißen Briefumschlag, der neben Christians Tagebuch mittig auf dem Tisch lag.
    Wie ein Dieb schlich ich mich heran, bis ich meinen Namen in Margarets geschwungener Handschrift lesen konnte. »Oh, nein«, flüsterte ich. »Margaret«, murmelte ich flehend, während ich den Umschlag vom Tisch nahm und ihn hastig öffnete, als könnte er bei meiner Berührung zerfallen.
    Liebe Courtney,
    ich bin so froh, dich kennengelernt zu haben. Dad sagt, du hast uns gerettet, weil die Hexe darauf vertraut hat, dass du die lebende Person bist, die uns alle zusammenbringen würde. Ich bin traurig, dass ich nun nicht mehr bei
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