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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe
Autoren: Joanne Dahme
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Moment mit Dads Augen sah. Ein seltsamer, verschrobener Mann und seine hübsche, bezaubernde Tochter, gehüllt in einen feinen grauen Dunst. Siehatten sich zum Waldrand begeben und im Nebel all ihre Farbe verloren. Ihre Gestalten verschwammen im Dunst der Bäume. Mr. Geyer hatte seinen Arm schützend um Margarets schmale Schultern gelegt, während sie beide in die Schatten hineinspähten, die sich unter den Bäumen beharrlich hielten. »Sie sind vielleicht ein bisschen anders«, sagte ich leidenschaftlich, »aber sie sind meine Freunde.«
    »Courtney hat recht, Tom.« Moms Augen schienen feucht, als sie sich den Pony aus dem Gesicht strich. »Sie sind gewiss keine gewöhnlichen Nachbarn, aber ich kann das Gute in ihnen spüren.« Ihre Stimme war erfüllt von Emotionen.
    Dad schien peinlich berührt. Er stand auf. »Na ja, kann ich etwas dafür, dass ich nicht so sensibel bin wie ihr beide? Das ist auch nicht meine Aufgabe, richtig? Ich bin nämlich ein Mann.« Er zuckte mit den Schultern und wartete darauf, dass wir lächelten. Mom trommelte mit den Fingern auf dem Tisch.
    »Also schön. Ich weiß, wann ich verloren habe.« Er sah zu den Geyers und gab ihnen ein Zeichen, dass wir gleich kommen würden. »Na los, ihr beiden. Wir haben einen Sarg zu begraben.«

    Ich ging vorneweg, aufmerksam bemüht, den gleichen Weg zu nehmen, den ich das letzte Mal bei meiner Flucht eingeschlagen hatte. Margaret war direkt hinter mir, machte aber so gut wie keine Geräusche, außer ab und zu eine höfliche Warnung zu flüstern, während sie einen Zweig beiseitehielt, damit er meiner Mutter nicht ins Gesicht schnellte. Ich hörte, dass Mom und Dad schwer atmeten, da die Wanderung ein ständiges Ducken und Hocken mit sich brachte, um an den Bäumen vorbeizukommen, die den Pfad vor langer Zeit zurückerobert hatten. Und obwohl es noch nicht einmal sieben Uhr war, erfüllte der Regen, der gestern Abend auf den Wald niedergeprasselt war, bereits die Luft. Der Boden und die Blätter waren nass, und wenn man zu tief einatmete, hatte man das Gefühl zu ertrinken. Als wir den riesigen Baum und die Lichtung erreichten, verließen wir alle stolpernd den Pfad, vom Schweiß und Tau völlig durchnässt.
    Nebel umspülte die uralten Wurzeln, die aus der Erde ragten wie winzige Gebirgskämme. Der Stamm des gewaltigen Baumes war immer noch schwarz vom heftigen Regen. Und der Efeu, der in seine Rinde geschnitzt war, sah aus wie mit Tusche gezeichnet. Ich betrachtete die Stelle, welche die Hexe mit ihren Efeuranken umrahmt hatte. Einige der Pflanzen waren weggespült worden und hatten sich zu wirren Haufen gesammelt, wie Algen, die die Flut zurückgelassen hat. Doch einige der Ranken hielten sich tapfer an der Stelle, wo die Hexe sie hingelegt hatte.



»Sieh mal, Dad.« Margaret deutete an dem Baum vorbei auf eine Stelle im Wald, die besonders dunkel vor Pflanzen war. Genau dort hatte ich die Hexe verschwinden sehen, nachdem sie ihr Efeuarrangement ausgelegt hatte.
    Wir hörten das Miauen der Katzen, bevor wir sie sahen. Ihr Chor, dessen Einzelstimmen nach Futter und Aufmerksamkeit verlangten, wurde lauter, als sie sich uns näherten. Zehn Katzen kamen aus dem dichten Gestrüpp, um den Baum zu umkreisen – getigerte und rote, weiße und schwarze, sie alle starrten uns mit ihren leuchtenden Augen erwartungsvoll an. Sie ließen sich nieder und bildeten ihre eigene katzenartige Einfassung um Christians Grab, während ihre Schwänze unruhig hin und her strichen.
    »Unsere Katzen«, sagte Mr. Geyer ruhig. Sein Haar klebte an der schweißnassen Stirn. Seine Brillengläser waren beschlagen. »Ich hatte mich schon gefragt, wo sie wohl stecken. Anscheinend hat sie jemand gut gefüttert und gepflegt«, setzte er erleichtert hinzu.
    »Eure Katzen?«, wiederholte Dad mit brüchiger Stimme. Sein T-Shirt war durchnässt, und die Ränder unter seinen Augen waren ein sicheres Zeichen dafür, dass er heute nicht gerade in bester Laune sein würde. Wenn er nicht genug Schlaf bekam, war mit ihm nicht viel anzufangen. »Soll das heißen, dass das hier die Stelle ist?«
    Margaret blinzelte die Katzen argwöhnisch an. »Warum haben sie uns nie hierher geführt?«, fragte sie. Sie klang verletzt. »Ich habe mich so gut um sie gekümmert. Ich habe ständig mit ihnen geredet. Sie wussten, wonach wir suchen.«
    Meine Mutter legte ihre Hand locker auf Margarets Schulter und spielte mit ihrem Zopf. Moms andere Hand lag auf Dads Arm, um seine erschöpfte Moral ein wenig zu
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