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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe
Autoren: Joanne Dahme
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stärken. »Katzen folgen ihren eigenen Gesetzen, Margaret. Sie tun alles zu ihrer Zeit«, erklärte sie. »Aber für mich sieht es so aus, als wollten sie uns bestätigen, dass wir Christians Grab gefunden haben, genau wie Courtney es uns versprochen hat.«
    Mr. Geyer drückte zärtlich meine Schulter. »Seht mal, Mädchen, dort drüben bei der alten kümmerlichen Tanne.«
    Ich betrachtete den Baum, dessen Wurzeln sich sowohl in die Lichtung als auch in den Wald erstreckten. An seinem runzeligen Stamm lehnte ein alter schwarzer Spaten. Die Hexe wurde langsam ungeduldig.

    Am gleichen Tag um vier Uhr nachmittags steckte meine Mutter ihren Kopf in mein Zimmer. Sie trug ein ärmelloses T-Shirt und Shorts. Ihre Haare hatte sie mit Spängchen zurückgesteckt, die sie wie ein kleines Mädchen aussehen ließen.
    »Ich konnte nicht schlafen.« Sie lächelte mich von der Tür aus unbeschwert an. »Und du?«
    Ich hatte mir ein Kissen in den Rücken gesteckt und hielt ein Buch in der Hand – Die Hexe vom Amselteich –, insofern war die Antwort wohl eindeutig. Es war eines meiner Lieblingsbücher, und ich dachte, dass ein bisschen Recherche nicht schaden konnte.
    »Mom, ich kapier’s einfach nicht. Ich verstehe nicht, wie die Hexe diesen verzauberten Efeu erschaffen oder jahrhundertelang hier warten konnte. Wie ist sie denn überhaupt zur Hexe geworden und hat all diese Dinge gelernt?« Ich setzte mich auf und klappte das Buch zu. Ich musste immer wieder an letzte Nacht denken, als die Hexe gekommen war, um Prudence zu sich zu holen.
    Mom zuckte mit den Schultern und kam langsam zu mir herüber, um sich vorsichtig auf die Bettkante zu setzen. Sie strich mir das Haar aus der Stirn. »Ich weiß nicht, Courtney. Es gibt keine einfache Antwort.«
    Sie sah aus dem Fenster. Genauso wie ich. Alles war seltsam grau und still. »Wir müssten wohl in der Zeit zurückreisen und das Leben der Hexe selbst miterleben, um verstehen zu können, wie und warum sie die Dinge gelernt hat, die sie gelernt hat.«
    Das stellte mich nicht zufrieden. »Was glaubst du, warum sie das Haus niederbrannte, nachdem Christian Prudence imKeller beerdigt hatte?« Ich war mir sicher, dass es die Hexe gewesen sein musste. Sie war der Grund für all die seltsamen Dinge, die geschehen waren.
    Mom legte den Kopf schräg, bevor sie mir antwortete, als würde sie sich irgendetwas durch den Kopf gehen lassen. »Wenn die Hexe tatsächlich das Haus in Brand gesteckt hat, dann vielleicht, weil sie wusste, was die Leute so glaubten. Ich schätze, sie wollte alle Hinweise vernichten, dass Prudence und Christian je dort gewesen waren, um die beiden zu schützen.« Mom nahm meine Hand und rieb sie zwischen ihren Handflächen, als wollte sie sichergehen, dass ich aus Fleisch und Blut war.
    »Damals, als Hexen noch auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden, bezichtigte man Menschen häufig der Hexerei, nur weil sie anders waren. Jeder hatte in diesem fremden Land Angst ums Überleben. Und Angst nährt den Aberglauben. Vielleicht war Prudence’ Mutter ganz einfach eine unabhängige, außergewöhnliche Frau. Nach allem, was ich von dir und den Geyers gehört habe, war sie wohl ein überaus spiritueller Mensch, aber ihre Überzeugungen scheinen sich darauf zu gründen, dass Gott in der Natur allgegenwärtig ist.«
    Ich nickte und lächelte. Das war eine schöne Antwort, aber sie ließ dennoch viele Fragen offen. »Und warum ist sie dann nicht gestorben wie die beiden anderen?«
    Mom biss sich auf die Lippe, während sie mir mit den Fingern durchs Haar kämmte. »Wer sagt denn, dass sie nicht gestorben ist? Vielleicht hat sie einfach nur einen ganz besonders lebhaften Geist.« Sie sah mir in die Augen und lächelte. »Offenbar hat sie Christian und Prudence sehr geliebt. Man muss sich einmal vorstellen, wie es wohl wäre, wenn jeder von uns die Gabe hätte, seine Liebe über mehrere Jahrhunderte andauern zu lassen. Denn ich glaube darin lag, oder liegt, die wahre Macht der Hexe.«
    Ich lächelte, weil ich nicht wusste, was ich darauf noch hätte sagen sollen. »Ich kann auch nicht schlafen«, antwortete ich endlich.
    »Ich wusste es.« Mom lachte. »Deshalb bin ich auch gekommen, um dich zu fragen, ob du Lust auf einen Spaziergang hast.«
    »Ehrlich?« Ich saß aufrecht im Bett. Sich zum Einschlafen zwingen zu wollen konnte ganz schön ermüdend sein. »Und was ist mit Dad?«
    »Der schläft wie ein Baby.« Sie lächelte ironisch. »Erst beschwert er sich, dass er von lauter
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