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Crash: Thriller (German Edition)

Crash: Thriller (German Edition)

Titel: Crash: Thriller (German Edition)
Autoren: Mark Alpert
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Plätzen hoch und fingen an zu schreien. Für eine Ansammlung friedfertiger Wissenschaftler waren die Reaktionen bemerkenswert schroff. Die Nobelpreisträger schienen besonders aufgebracht zu sein. Dr. Hirsch, der Supraleitungsfachmann, zeigte mit dem Finger auf Jacob.
    »Das ist der reinste Irrsinn!«, schrie er. Sein Gesicht hatte einen rosafarbenen Ton angenommen. »Die gesamte muslimische Welt würde sich gegen uns erheben! Von den Russen und Chinesen ganz zu schweigen! Es wäre der Beginn des Dritten Weltkriegs!«
    Binnen Kurzem hallte der Hörsaal von Angriffen wider. Aber zu Davids Überraschung sagte Jacob nichts zu seiner Verteidigung. Stattdessen wandte er sich von der Menge ab, wobei er wieder seinen Stock als Drehpunkt benutzte. Er trat an das Pult heran und beugte sich zu David.
    »Wir müssen miteinander reden.« Jacob hatte seine Stimme zu einem Flüstern gesenkt. »Jetzt sofort.«
    »Was?« David war konsterniert. »Was willst du …«
    »Es tut mir leid, dass ich vor deinen pazifistischen Kollegen diese kleine Szene angezettelt habe, aber ich hatte keine andere Wahl. Ich bin erst in dem Moment hier eingetroffen, als du mit deiner Rede anfingst, und ich konnte nicht warten, bis du fertig bist.«
    »Dr. Swift! Dr. Swift!« Es war wieder Hirsch, der David zuwinkte, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Er hatte sich an den anderen Wissenschaftlern in der dritten Reihe vorbeigedrängt und stand nun in dem Gang und zeigte immer noch auf Jacob. »Ich möchte auf diesen Wahnsinnigen antworten!«
    David streckte die Hände mit nach vorn gerichteten Handflächen aus wie ein Verkehrspolizist. »Moment mal! Jeder wird die Möglichkeit bekommen, auf …«
    »Und ich möchte außerdem etwas bekannt geben!« Hirsch hielt sein iPhone hoch. »Ich habe gerade die Nachricht erhalten, dass die Union of Concerned Scientists eine Stellungnahme zu dem Atomwaffentest der Iraner veröffentlicht hat. Könnte ich das Mikrofon haben, um sie allen vorzulesen?«
    David seufzte. Es war unmöglich, einer Versammlung von Physikern einen ordentlichen Ablauf zu garantieren. Währenddessen beugte sich Jacob noch etwas näher zu ihm. »Lass den alten Trottel doch seine Stellungnahme verlesen«, flüsterte er ihm zu. »Wir können uns draußen im Flur unterhalten.«
    Einen Moment lang starrte David nur in Jacobs verwüstetes Gesicht. Dann wandte er sich wieder an Hirsch. »Okay, das Mikrofon gehört Ihnen. Ich bin gleich wieder da.«
    Während der Nobelpreisträger sich dem Rednerpult näherte, zogen sich David und Jacob auf die linke Seite des Raums zurück. Sie kamen zu einem Ausgang, und Jacob stöhnte, als er die Tür aufstieß. David folgte ihm in den spärlich beleuchteten Flur hinaus, der den Hörsaal von dem Labor trennte, in dem sich einmal das Zyklotron der Columbia befunden hatte.
    Jacob stützte sich schwer atmend mitten im Flur auf seinen Gehstock. »Ich finde es seltsam, dass du ein Friedensfreund geworden bist, David. An der Uni warst du mit Sicherheit keiner. Im Gegenteil, ich kann mich an verschiedene Gelegenheiten erinnern, wo du regelrecht streitlustig warst.«
    In ihrer gemeinsamen Doktorandenzeit war Jacob ein Witzbold gewesen, der anderen gern einen Streich spielte, und David fragte sich nun, ob sein alter Freund die Konferenz unterbrochen hatte, um seinen Spaß zu haben. Aber je länger er darüber nachdachte, desto unwahrscheinlicher kam es ihm vor. Jacob hatte nur seinen Freunden Streiche gespielt, und er und David waren nicht mehr befreundet. »Also ist es das, worüber du mit mir sprechen wolltest?«, fragte David. »Ist das der Grund, weshalb du mich unterbrochen hast?«
    »Ich erinnere mich vor allem an einen Abend, als du dich in der West End Tavern mit jemandem vom Mathematischen Seminar gestritten hast. Wir mussten dich zu dritt festhalten, um zu verhindern, dass du ihn umbringst.«
    David konnte sich an den Vorfall nicht erinnern. Nach seinem ersten Examen hatte er ein Alkoholproblem gehabt, und seine Erinnerung an jene Jahre war bruchstückhaft. Seinen Tiefpunkt erreichte er, nachdem er offiziell vom Physikstudium an der Columbia ausgeschlossen worden war. Er hatte drei quälende Monate in der Rehabilitation verbracht, bevor er wusste, was er mit seinem Leben anfangen wollte, und an das Historische Seminar wechselte. Obwohl er sich nicht an die Einzelheiten seiner langen Sauftour erinnern konnte, hatte er immer noch das Gefühl, versagt zu haben und sich schämen zu müssen. Er hatte viel schlimmere
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