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Crash: Thriller (German Edition)

Crash: Thriller (German Edition)

Titel: Crash: Thriller (German Edition)
Autoren: Mark Alpert
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Plastikmaske auf das Gesicht, eine Sauerstoffmaske. Michael konnte weder schreien noch atmen. Alles, was er machen konnte, war, mit dem Hinterkopf gegen die Liegefläche der Trage zu schlagen, was er mit aller Kraft tat. Die Frau drehte das Ventil eines Stahlbehälters auf, der durch einen Plastikschlauch mit Michaels Sauerstoffmaske verbunden war. Er spürte, wie Luft in die Maske gepumpt wurde, Luft, die gleichzeitig süß und bitter roch. In ein paar Sekunden hatte ihn seine ganze Kraft verlassen, und er konnte sich überhaupt nicht mehr bewegen.
    Er befand sich mitten zwischen Schlafen und Wachsein. Er konnte noch sehen und hören, aber alles schien weit entfernt zu sein. Der Mann und die Frau schoben die Trage durch den Flur auf den Notausgang zu. Dann stießen sie die Tür auf und rollten ihn zu einem Krankenwagen, der an der Ecke Broadway und 98th Street geparkt war. Michael sah eine Menge Leute auf dem Bürgersteig, die alle stehen blieben, um ihnen Platz zu machen. Er war so erschöpft, dass er kaum den Kopf heben konnte, aber er zwang sich dazu, die Gesichter in der Menge anzuschauen. Er hielt nach David Swift Ausschau. Als Michael vor zwei Jahren zum letzten Mal in Schwierigkeiten geraten war, hatte David ihn gerettet. Von dieser Zeit an hatte Michael bei David gewohnt und sich ein Zimmer mit Davids Sohn Jonah geteilt. David und seine Frau Monique sowie Jonah und das Baby Lisa waren jetzt Michaels Familie. Er war davon überzeugt, dass David jeden Moment angerannt kommen würde.
    Aber David war nicht da. Alle Leute auf dem Bürgersteig waren Fremde. Der Mann mit dem schwarzen Bürstenhaarschnitt öffnete die Hecktür des Krankenwagens, dann hoben er und die Frau die Tragbahre in das Fahrzeug. Die Frau stieg ebenfalls ein und schloss die Hecktür, während der Mann zur Vorderseite des Krankenwagens ging und auf den Fahrersitz kletterte. Die Frau setzte sich auf einen Klappsitz neben der Trage. Ihre Knie waren nur ein paar Zoll von Michaels Kopf entfernt. Dann setzte sich der Krankenwagen in Bewegung.
    Michael starrte nach oben auf eine Schalttafel, die sich an der Decke befand, und begann, die Schalter daran zu zählen, aber die Frau beugte sich über ihn und versperrte ihm die Sicht. Sie nahm ihm die Sauerstoffmaske ab. »So, das ist etwas bequemer«, sagte sie. »Du bist nicht irgendwo verletzt, oder?«
    Er holte tief Luft. Jetzt, wo er die Maske nicht mehr trug, wurde sein Kopf allmählich wieder klar. Er versuchte, sich von der Frau abzuwenden, aber sie packte sein Kinn mit den bandagierten Fingern und drehte seinen Kopf wieder zurück. Ihr Griff war sehr kräftig. »Tut mir leid, dass wir dich überrumpeln mussten«, sagte sie, »aber wir haben nicht viel Zeit.«
    Sie beugte sich noch etwas weiter vor und kam Michael mit ihrem Gesicht so nahe, dass er sie einfach ansehen musste. Sie hatte braune Augen und eine schmale Nase. Ihre Augenbrauen sahen wie schwarze Kommas aus. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, was er verwirrend fand. Warum lächelte sie ihn an?
    »Ich heiße Tamara«, sagte sie. »Du bist ein hübscher Junge, weißt du das?«
    Sie ließ sein Kinn los und strich ihm über das Haar. Er wollte wieder schreien, aber seine Kehle war wie zugeschnürt, und er brachte keinen Ton heraus. Ihre bandagierten Finger bewegten sich langsam über seine Kopfhaut.
    »Ich bringe dich zu Bruder Cyrus«, sagte sie. »Er freut sich darauf, dich kennenzulernen.«
    Michael schloss die Augen. Er versuchte wieder, die Fibonacci-Folge zu berechnen, aber statt der Zahlen sah er jetzt Wörter vor seinem geistigen Auge, die mit großer Geschwindigkeit von rechts nach links liefen. Es waren deutsche Wörter: Die allgemeine Relativitätstheorie war bisher in erster Linie …
    »Bruder Cyrus wird dir gefallen. Er ist ein guter Mann. Und genau in diesem Moment braucht er deine Hilfe. Es ist sehr wichtig.«
    Er hielt die Augen geschlossen. Vielleicht würde sie aufhören zu reden und weggehen, wenn er sie lange genug nicht zur Kenntnis nahm. Aber nach ein paar Sekunden spürte er die Hand der Frau auf seiner Wange.
    »Hörst du mir zu, Michael? Verstehst du, was ich sagen will?«
    Er nickte. Die deutschen Wörter strömten weiterhin durch seinen Kopf. Dann rollten die Gleichungen vorbei, eine lange Kette aus griechischen Buchstaben und mathematischen Verknüpfungen, mit Symbolen, die wie Schlangen und Mistgabeln und Kreuze geformt waren. Sie waren sein Geheimnis, sein Schatz. Er hatte David Swift versprochen, dass
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