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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster
Autoren: Mira Becker
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Investition wert bin.»
    Ungläubig betrachtet mich Britta. «Und eben dachte ich noch, bei dir wäre der Realismus ausgebrochen.» Sie stellt sich unter eine der frei gewordenen Duschen und dreht das Wasser auf. «An deiner Stelle würde ich erst mal alle deine Hosen- und Jackentaschen durchsuchen. Vergesslich, wie du bist, findest du da sicher noch ein paar Scheinchen», scherzt sie durch den prasselnden Wasserstrahl.
    Ich greife nach dem Rosenduschgel und schäume mich gründlich ein. «Veräppeln kann ick mir alleene!», schieße ich zurück und puste eine Schaumwolke zu Britta rüber.
    Kichernd dreht sie sich zu mir. «Nicht böse sein, Nelly, aber deine Träumereien eignen sich nun mal besonders gut für ein kleines Späßchen. Doch jetzt mal im Ernst. Dass duwieder in eine WG ziehen willst, ist ein Scherz, oder? Ich kann mich noch erinnern, wie genervt du wegen der ständigen Diskussionen um leere Kühlschränke, verdreckte Klos und den Putzdienst warst. Ist zwar erst ein halbes Jahr her, aber offensichtlich hast du das bereits vergessen.»
    «Hm, man muss sich ja nicht jede Kleinigkeit im Leben merken.» Grummelnd drehe ich den Wasserhahn zu und wickle mich in mein Handtuch.
    Britta ist ebenfalls mit Duschen fertig. «Ich hätte da einen anderen Vorschlag.»
    Gespannt blicke ich sie an. «Echt?»
    «Wir haben uns doch erst vor kurzem darüber unterhalten, dass ich es nur selten rechtzeitig zum Yoga schaffe.» Britta verknotet ihr Handtuch vor der Brust. «Und du hattest mir doch ein paar Privatstunden versprochen. Wie wär’s also, wenn du zu mir ziehen würdest? Als mein Personal Trainer sozusagen!»
    Ich bin sprachlos. Was für ein großzügiges Angebot!
    Brittas Wohnung in der Charlottenburger Kantstraße ist ein Traum. Drei Zimmer, ein weitläufiger Eingangsbereich, eine Wohnküche, ein großes Bad und ein kleines Duschbad verteilen sich auf einhundertzwanzig Quadratmeter. Mir gefallen vor allem die kunstvollen Stuckdecken, die renovierten Fassettentüren und die hohen Bogenfenster. Außerdem geht von der Küche ein schmiedeeiserner Balkon zum Hinterhof nach Osten, auf dem man in der Morgensonne frühstücken kann.
    «Du weißt», fährt Britta fort, «dass in der Wohnung genug Platz für zwei ist. Aus dem hinteren Raum wollte ich sowieso ein Gästezimmer machen. Im Moment fehlt mir nur die Kohle. Aber mit deinen Sachen und ein bisschen Farbekönnte es ganz gemütlich werden. Du hättest sogar ein eigenes Duschbad.»
    Gerührt falle ich ihr um den Hals. «Britta, meinst du das wirklich ernst?»
    «Logo!», bestätigt sie. «Aber ich will fair sein, Nelly. Die Wohnung dient mir auch für kleinere Castings, vor allem für Statisten und so. Andererseits bin ich häufig auf Reisen, dann hättest du die Wohnung ganz für dich.» Erwartungsvoll sieht sie mich an. «Und noch etwas: Normalerweise stehe ich morgens um sieben auf. Ich werde dich dann wecken, um meine Miete zu kassieren.» Während sie sich abtrocknet, zwinkert sie mir zu.
    Einen Moment lang sehe ich mich, verschlafen die Augen reibend, mit Britta und dem «Sonnengruß» im Morgengrauen den Tag beginnen. Die Vorstellung lässt mich erschauern. Ob ich das schaffe?
    «Äh, keine Sorge, Britta», antworte ich mit bemüht fester Stimme. «Um mein Studio zu retten, bin ich bereit, ohne zu murren auch mitten in der Nacht aufzustehen.»
    Aus lauter Dankbarkeit lade ich Britta für heute Abend zum Essen ein. Der Teilerfolg in Sachen Schuldenbekämpfung muss gefeiert werden! Und wenn ich mein Sparschweingeld in einen Einkauf investiere, kann ich auch etwas Feines für uns zaubern.
    Vor dem Einkauf für unser Festmahl will ich die Mittagspause aber noch schnell nutzen, um den nächsten Punkt auf meiner Liste abzuarbeiten: Meine Vermieterin anrufen.
    «Guten Tag, Frau Pusch, hier ist Antonella Nitsche», melde ich mich, als sie endlich rangeht. «Aus der Bremer Straße», füge ich noch schnell an, da ich weiß, dass sie mehrere Mietshäuser besitzt.
    «Ach, die Kleene mit dem netten Verlobten, der uff Anwalt studiert.»
    Na toll, an Sven erinnert sie sich sofort.
    «Wie isses, schon wat Kleenes unterwegs? Sind Se jetzt uff der Suche nach eener größeren Bleibe?», erkundigt sie sich neugierig.
    Auwei, das läuft ja völlig falsch. «Nee, ähm   … eigentlich nicht», nuschle ich zerknirscht. «Also mein Verlobter   … äh, mein ehemaliger Verlobter   –»
    «Na, det klingt aber jar nich jut», findet sie. «Streit jehabt?»
    «Schlimmer», antworte
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