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Cottage mit Aussicht

Titel: Cottage mit Aussicht
Autoren: Katie Fforde
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sich hastig - zu verbringen vorhatte, hätte sie einen Tobsuchtsanfall erlitten. Laura würde einen Schlafsack und eine Campingmatte gewiss nicht als passende Ruhestätte ansehen, selbst wenn Anna dazu noch auf einige Decken zurückgreifen konnte. Aber tyrannisch hin oder her - ohne Lauras zusätzliches Kapital wäre die Hypothek viel größer gewesen.
    Und Laura konnte Anna doch gewiss nicht zum Vorwurf machen, dass sie sich in das Cottage verliebt hatte, zumindest ein klein wenig. Es war himmlisch ... oder wäre es vielmehr gewesen, wenn es darin Böden, eine Treppe, eine richtige Küche und ein Badezimmer gegeben hätte. Die Vorbesitzer hatten all diese Dinge herausgerissen, und dann war ihnen entweder das Geld oder das Interesse ausgegangen. Der Makler war ziemlich verschlossen gewesen, was das betraf.
    Während Anna auf den Bericht des Bauinspektors gewartet hatte, hatte sie eine Woche lang schlaflose Nächte verbracht. Sie war davon überzeugt, dass er irgendein schwerwiegendes Problem entdecken würde. Den Grund dafür, warum die früheren Besitzer etwas mit einem »derart großartigen Vermietungspotenzial«, wie der Makler es ausdrückte, einfach aufgegeben hatten.
    Als aber der Bericht keine solchen Gründe offenbarte, entwickelte Anna ihre eigene Theorie: Wahrscheinlich war einfach zu wenig Substanz übrig geblieben, in der man Holzwurm oder Trockenfäule entdecken konnte. Aus dem Erdgeschoss war fast alles ausgeräumt worden, einschließlich der Dielenbretter. Wie gesagt, eine Treppe gab es nicht, daher war eine Leiter die einzige Möglichkeit, in den ersten Stock vorzudringen. Hier gab es zumindest einen Boden, auf dem man gehen konnte, aber kein Badezimmer. Und das oberste Geschoss, der Dachboden - Anna sah ihn vor ihrem inneren Auge bereits als wunderbare kleine Suite mit Schlafzimmer, Badezimmer und Ankleidezimmer -, schaute noch ziemlich genauso aus, wie er wohl schon vor Hunderten von Jahren ausgesehen hatte. Anna beabsichtigte, dort oben zu schlafen, sobald unten alles einigermaßen hergerichtet war - aber für den Augenblick hatte sie das Gefühl, dass es besser sei, sich nicht allzu weit vom eigentlichen Ort des Geschehens zu entfernen. Wenn sie auf dem Dachboden schlief, konnte der Rest des Hauses in Flammen aufgehen, und sie würde es erst bemerken, wenn es zu spät war. Sie hatte einen Rauchmelder gekauft und eingebaut, und das sogar ohne schwesterliche Ermahnungen.
    Aufgrund des Mangels an Annehmlichkeiten war das Haus sehr günstig gewesen, wenn man seine Lage berücksichtigte - auf dem Land im Allgemeinen und in Amberford im Besonderen.
    Es gehörte zu einer Reihe von Cottages, die im rechten Winkel von der Straße abzweigten. Ein Weg mit Blick auf das Dorf führte zwischen den Häusern und deren Gärten hindurch. Früher hatten die Gärten wahrscheinlich dem Gemüseanbau gedient und nicht Freizeitzwecken. Selbst heute wurde kein Platz für hohe Hecken oder Zäune zur Abgrenzung vergeudet, sodass das Gelände weitläufig und offen wirkte - was Anna gefiel. Laura würde sagen, dass die offene Anlage des Gartens den Wert minderte, aber direkt hinterm Haus gab es einen kleineren, abgeschlossenen Garten, und Kinder (wie Lauras zwei Söhne), die viel Platz zum Spielen brauchten, konnten dazu eine nicht allzu weit entfernte, ausgezeichnete öffentliche Fläche benutzen. Eine Kirche, eine Schule, ein Pub und der leicht erreichbare Bahnhof an einer Haupteisenbahnstrecke vervollständigten die Infrastruktur einer sehr erstrebenswerten Wohnlage. Es gab sogar einen Laden und ein Postamt und, nicht allzu weit entfernt, ein chinesisches Restaurant mit Straßenverkauf.
    Allerdings hatte das Cottage nur zwei Schlafzimmer, und das, so würde Laura argumentieren, engte Annas Zielmarkt beträchtlich ein. Anna würde darauf vorbereitet sein. »So ist es als Wochenendhaus ideal«, würde sie entgegnen, obwohl ihr der Gedanke nicht gefiel, dass dergleichen aus blühenden Dörfern während der Woche recht gottverlassene Orte machte.
    Sie hatte ihre Nachbarn noch nicht kennengelernt, und weil es bereits dunkel wurde und es Zeit war, in den Wohnungen Licht zu machen, würde ein Spaziergang entlang der Häuserreihe ihr verraten, welche Cottages dauerhaft bewohnt waren und welche nicht. Außerdem brauchte sie ohnehin einige Dinge aus dem Laden.
    Es war eigenartig, so nahe an den Fenstern Fremder vorbeizugehen, und obwohl sie es sich nicht ganz verkneifen konnte, in die Häuser zu schauen, gestattete sie sich doch nur
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