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Cosmic Trigger

Titel: Cosmic Trigger
Autoren: Robert Anton Wilson
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der Menschheit.
    Der Berkeley Barb rief an und fragte, ob ich ein paar von Lunas Gedichten heraussuchen könnte für einen längeren Nachruf, den sie vorbereiteten. (Immer wieder war ich in dieser ersten Woche erstaunt, so vielen Menschen außerhalb der Familie zu begegnen, die realisierten, wie außergewöhnlich Luna gewesen war, wie selten und liebend…)
    Beim Blättern in Lunas Notizbuch fand ich fünf Gedichte, die ich dem Barb sandte. Darunter war
     
     
    Das Netzwerk
     
    Schau in ein Fernrohr um zu sehen was ich sehen kann:verwirrt durch den Blick auf Zusammenhänge die mich beobachten.
     
    Ich war überwältigt von dieser Zufalls-Synchronizität mit Learys Telegramm (IHR SEID VON EINEM NETZWERK AUS LIEBE UMGEBEN…) und meinen jahrelangen Spekulationen über das Netz oder das Netzwerk. Ich machte eine neue Prägung, würde Tim sagen; ich betrat ein Glaubenssystem, in dem das Netzwerk aus Liebe nicht eine Hypothese unter vielen, sondern eine allgegenwärtige Realität war.
    Als sich meine Augen demgegenüber wirklich öffneten, war das Netzwerk überall, in jedem Baum, jeder Blume, selbst im Himmel, und das goldene, fröhliche Licht, das Luna gewesen war, war auch ein Teil davon. Einst, so will es die Macht des Willens und der Phantasie, sprach sie zu mir und sagte: »Fut Sat.« Dies gehörte zu ihren ersten gesprochenen Worten, und wir hörten es täglich während ungefähr eines Jahres; es bedeutete »Fruchtsaft«, den sie seit jeher der Milch vorgezogen hatte.
    Es ist absurd für einen fünfundvierzigjährigen Mann, sich an seine Schreibmaschine zu setzen und über das Wort »Fut Sat« zu weinen.
    Unter Lunas Papieren fand Arien eine Notiz, die ihr Tim Leary 1974 aus dem Gefängnis in Vacaville geschickt hatte, als sie um eine persönliche Mitteilung in Tims Handschrift bat. Er schrieb:
     
    Geliebter Satellit,
    Wir werden kommen und dich im Weltall treffen.
     
    Es sind nun vier Monate vergangen, seit Luna cryonisch konserviert worden war. Ich bin nun Direktor der Prometheus Society, einer Gruppe in Maryland, die sich beim Kongreß für die Schaffung eines nationalen Instituts für Langlebigkeit und Unsterblichkeit einsetzt. Tim Leary und ich sind beide stark bei der L5 Society engagiert, einer Gruppe von Wissenschaftlern, die sich entschlossen haben, 1990 die erste (von Prof. Gerard O’Neill aus Princeton entworfene) Weltraumstadt ins All zu senden. Ich arbeite auch mit der Physics Consciousness Research Group und zusammen mit Jean Millay und anderen Biofeedback-Forschern, und ich bin überzeugt, daß Intelligenz 2 – eine globale Steigerung der Intelligenz – noch in unserer Zeit erreicht werden kann. Die Starseed-Signale, wie man sie auch immer erklärt, enthielten in der Tat das evolutionäre Gebot, dem unsere Generation entgegensieht.
    Wenn ich so aus meinem Fenster auf die weitausgebreitete Stadt schaue, denke ich manchmal daran, daß irgendwo dort unten ein anderes junges Mädchen erschlagen am Boden liegt, ein anderer armer Polizist die Nachricht einem anderen hinterbliebenen Elternpaar überbringt. Noch ereignet sich alle vierzehn Minuten ein Mord in dieser wahnwitzigen Gesellschaft. Wahrhaftig, ich weiß, daß ich ein glücklicher Mensch gewesen bin, und meine Familie ist glücklich gewesen, verglichen mit dem, was den Juden (und vielen anderen Bewohner Europas) in den dreißiger und vierziger Jahren angetan worden war; oder den farbigen Rassen dieses Kontinents während dreier Jahrhunderte oder Vietnam zwischen 1940 und 1973. Oder verglichen mit dem größten Teil der menschlichen Geschichte, welche noch immer, wie Joyce sagte, einen Alptraum darstellt, aus dem wir zu erwachen wünschen.
    Anläßlich einer Vorlesung an der Universität von Berkeley kam Tim Leary letzte Woche hier vorbei. Die Nachricht traf ein, daß seine Befreiung vom Gericht in New Orleans zurückgewiesen worden war und daß er vermutlich wieder zurück ins Gefängnis gehen müsse. Tim ließ niemanden davon etwas wissen (ich erfuhr es von der einzigen Person im Raum, die es wußte, als die Nachricht telefonisch übermittelt wurde); Tim fuhr fort, Humor, Freude und Optimismus auszustrahlen.
    Arien sprach mit Tim und danke ihm ausdrücklich für sein Beispiel, das er uns während der drei Jahre seiner Haft gegeben hatte. »Du hast uns überzeugt, daß es möglich ist, das Leiden zu transzendieren«, sagte sie, »und das half uns mehr als alles andere in den ersten Wochen nach Lunas Tod.«
    Tim entgegnete: »Das ist der
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