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Cosmic Trigger (Band 3)

Cosmic Trigger (Band 3)

Titel: Cosmic Trigger (Band 3)
Autoren: Robert A. Wilson
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europäischer Männer ( TWEM im modernen Jargon)
wie Dante, Beethoven, Shakespeare, Michelangelo etc. durch einen
anderen Kanon
ersetzt, der aus langvergessenen Damen besteht, deren Arbeit mir (wie
auch den
meisten Kunstkritikern) offen gesagt entsetzlich minderwertig erscheint.
    Zum
Beispiel hat Susan McClary
herausgefunden, dass Beethovens Neunte Symphonie tatsächlich eine
musikalische
Vergewaltigungshymne ist, was wohl ohne Zweifel all diejenigen
verblüffen wird,
die mit weniger androphobischen Ohren zuhören und etwas ganz anderes in
der
Musik finden … etwas von kosmischer Größe. McClary dazu: „Der Moment
der
Wiederholung in dem ersten Satz der Neunten ist einer der
erschreckendsten
Momente der Musik … welche abschließend in der erdrosselnden,
mörderischen
Weißglut eines Vergewaltigers explodiert …“ Hört sich fast so böse an
wie das The
Texas Chainsaw Massacre , oder?
    Obwohl
ich sehr viel Satire schreibe,
habe ich mir dies nicht ausgedacht. Ihr könnt McClarys Analyse in dem Minnesota
Composers Forum Newsletter von Januar 1987 nachlesen. Sie
mag die westliche
klassische Musik im Allgemeinen nicht, vor allem wegen ihrer
„phallischen
Gewalt“ und „dem Pochen im Beckenboden“. Ich bestehe darauf, ich habe
mir
McClary oder ihr Geschimpfe nicht ausgedacht. Ich schwöre bei Gott.
Einige
Femigogen [ 6 ] hören sich schlicht nach
Satire an, wenn man sie wortwörtlich zitiert.
    Was
die weiblichen Meisterwerke
angeht, die den alten Ludwig ersetzen sollen, so erscheinen sie nur
deshalb minderwertig (folgt man den feministischen Revisionisten), weil
bei
jedem von uns die Wahrnehmungen durch „patriarchales Brainwashing“ und
unsere
„phallozentrische“ Kultur verzerrt worden sind. („Jedem von uns“
beinhaltet
auch viele weibliche Kunstkritiker wie zum Beispiel Camila Paglia, die
verärgert sagt, dass dieses Argument die Linie zur idiotischen
Karikatur des
Feminismus überschritten hat.)
    Möglicherweise
benötigen wir alle eine
lange Reprogrammierung in ei-nem feministischen Neuerziehungs-Camp.
Dann werden
wir endlich realisieren, dass Hildegard von Bingen nicht nur Beethoven
übertroffen hat, sondern weitaus mehr erstklassige Musik geschrieben
hat als
Mozart, Bach, Scott Joplin zusammen … und vor allem ohne irgend-welche
Ver-gewaltigungs--phantasien, die sich irgendwo eingeschlichen haben.
    Revisionisten
der Dritten Welt haben
ähnliche Widersprüche gegen die anerkannte Zentralität der TWEMs
eingelegt. Sie
fragen uns (gewöhnlich nicht gerade freundlich), ob wir tatsächlich
glauben,
dass jedes große Kunstwerk der Menschheit in einem
Subkontinent entstand
und dabei nur von weißen Männern erschaffen wurde?
Hmmm?
    Trauen
wir diesen Revisionisten oder
trauen wir unserem Zartgefühl?
    Sind
wir mutig genug, nach dem Fall
Elmyr, überhaupt irgendjemandem zu trauen?
     
    Wie
ein berühmter Barde schrieb:
     
    He stood in his socks and he wondered, he
wondered
    He stood in his socks and he wondered
     
    Die
Postmodernisten gehen sogar noch
über die Feministinnen und die Multikulturalisten hinaus, indem sie
relativistische Zweifel nicht nur bezüglich des offiziellen Kanons
aufwerfen,
sondern auch bezüglich mutmaßlicher „ewiger Wahrheiten“ künstlerischer,
religiöser, philosophischer oder wissenschaftlicher Natur. Schlimmer
noch,
einige dieser Experten haben in mir einen Postmodernisten erkannt. Zum
Beispiel
beschreibt mich das Buch Post-Modern Fiction: A
Bio-Biographical Guide von Larry McCaffey als einen führenden postmodernen Autor „in der
Tradition“
von Pynchon, Burroughs und Vonnegut. Ich muss ja ein kleines bisschen
Wahrheit
in dieser Anschuldigung anerkennen, da Pynchon, Burroughs und Vonnegut
gewiss
die Liste meiner zeitgenössischen Lieblingsautoren anführen und mich
daher
unzweifelhaft beeinflusst haben. (James Joyce und Orson Welles, meine
Lieblingskünstler des ganzen Jahrhunderts, sehen zudem auch verdächtig
wie
frühe Postmodernisten aus.) Der Soziologe Alfonso Montuori schließt
mich
ebenfalls in seinem Buch Evolutionary Competence in
die Menge der Postmodernisten
ein, obwohl er sagt, dass ich weniger Schwermut und Pessimismus als
andere
postmoderne Autoren habe, ein Unterschied, von dem ich froh bin, dass
ihn
jemand bemerkt hat. Doch abgesehen davon: In dem Sinne, dass
Postmodernismus
‚post-dogmatisch’ bedeutet, gehöre ich schändlicherweise in diese
widerliche
Gruppe. Nur in dem Sinne, dass Postmodernismus ein neues Dogma
beinhaltet, bin
ich kein Teil
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