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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2
Autoren: Michael R. Baier
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Schiffskonfigurator war nichts anderes als ein automatischer Baukasten für Kleinraumschiffe bis zu einer Tonnage von zweitausend Tonnen. Die Pretaia stand in dem Ruf, über alle Maßen effizient zu sein. Ihre Vorstellung von effizienten Raumschiffen mündete in einem System von Funktionskomponenten, die je nach Bedarf zu Raumschiffmodellen für unterschiedliche Missionen konfiguriert werden konnten – und nach Beendigung derselben demontiert, gewartet und für die nächste Verwendung bereitgestellt wurden.
    Während der Evakuierung der Relion hatte die Schiffs-KI sämtliche intakten Komponenten des Konfigurators in eine Umlaufbahn um den Mond V/a geschossen, welcher als Ziel für die fliehende Besatzung ausgewählt worden war. Dort würden die Komponenten sich zu einer provisorischen Planetenstation zusammenschließen und die Evakuierungsmodule der Relion aufnehmen. Raanas Erwartungen an eine breite Auswahl an Modulen hielten sich somit von vornherein in Grenzen. Aber er benötigte auch kein ganzes Schiff. Er befand sich bereits in einem. Er brauchte etwas mehr Schub.
    Ein mächtiges Schott des Konfigurators in ungefähr zehn Metern Höhe war geöffnet. Er stieg mit dem Anzug auf und sah auf seinem Visier tatsächlich ein Schiff, bestehend aus drei Modulen, welches äußerlich intakt zu sein schien. Langsam trieb er durch das Schott, bis die Auflösung seiner passiven Sensoren ihm den Grund für die Anwesenheit des Schiffes verriet. Die beiden Besatzungsmitglieder waren tot, das Lebenserhaltungsmodul durchlöchert. Die Art der Verletzung und die kreuzförmigen Einschläge im Rumpf des LE-Moduls ließen keinen Zweifel an der Ursache ihres Todes.
    Tut mir leid, Siiras, aber ich brauche das Triebwerk . Der Schattenoffizier traf seine Entscheidung. Mit dem Erwachen der aktiven Anzugsensoren und der Ausdehnung auf maximale Scan-Intensität aktualisierten sich seine Anzeigen im Visier. Wenigstens vierzig X-Killbees (harte Ziele) warteten außerhalb der Reichweite seiner passiven Systeme und entfernten sich jetzt ein wenig, als sie ihrerseits die Ortungsstrahlen des Anzugs registrierten. Die Entertruppen hatten sich um die Brückensektion versammelt, waren offenbar aber noch nicht eingedrungen. Raana öffnete den internen Kommunikationskanal.
    » Kapitän! «
    » Siir? « Annu Aroldi meldete sich sofort, das übertragene Bild zeigte ihn in seiner hellgrauen Uniform im Kommandosessel sitzend, allein auf der abgedunkelten Brücke. Im Hintergrund irisierte das Schutzfeld des Navigationsholodisplays, welches ihn mit einschloss. Von Z-Zemothy war nichts zu sehen. Die dunklen Augen des Kapitäns funkelten Raana entschlossen an.
    Raana nickte ihm ebenso ernst zu. »Ich werde das Schiff verlassen, Kapitän. Wir beiden sind die Letzten.«
    Annu Aroldi brachte ein trübes Lächeln zustande. »Macht Euch keine Sorgen um mich, Tenent. Die kommen hier nicht rein, ohne das Schiff zu zerstören!«
    Der Schattenoffizier bemerkte ein blaues Licht, das in einem langsamen Intervall den Hintergrund des Kapitäns erhellte. Er identifizierte es sofort. »Kapitän, Ihr dürft das Schiff nicht zerstören! Sobald der Schildverband eingetroffen ist, wird Z-Zemothy sich zurückziehen.« Der Kapitän erwiderte ein paar Sekunden lang nichts. Raana konnte sehen, wie er um Fassung bemüht war und die Gefühle in seinem Gesicht miteinander rangen. Dann – als bereite es ihm unendlich viel Mühe – hob Annu Aroldi eine Hand und das Licht erlosch mit einem langen Warnton.
    »Es ist für uns alle nicht leicht, diese Situation zu verarbeiten, Kapitän, aber es ist an der Zeit, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass die lange Friedensperiode der Kulturen des Roten Nebels zumindest einer schweren lokalen Störung unterliegt. Wir benötigen die Relion noch, Kapitän, und deshalb ist es hinnehmbar, wenn sie kurzfristig dem Feind in die Hände fällt. Ich bezweifele, dass Z-Zemothy ausreichend Zeit haben wird, das Schiff zu analysieren, bevor Tec Zeliim mit dem Schildverband eintrifft.«
    Annu Aroldi richtete sich im Kommandosessel auf. »Ihr habt Recht, Tenent. Entschuldigt meine Kurzsichtigkeit.« Er betätigte ein paar Kontrollen seines persönlichen Holodisplays, das Raana vollkommen verborgen blieb. Nicht aber die Auswirkungen.
    Noch während er sprach, erwachte der Konfigurator fernaktiviert auf dem Dock um ihn herum zum Leben. »Ich danke Euch, Siir.«
    »Bewahrt Eure Wärme, junger Tenent, ich hoffe, wir sehen uns wieder!« Der Blick des Kapitäns
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