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Corum 06 - Das gelbe Streitross

Corum 06 - Das gelbe Streitross

Titel: Corum 06 - Das gelbe Streitross
Autoren: Michael Moorcock
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aufhörte und der Bart anfing. Der Sidhi-Schmied war in einen einfachen, blauen Kittel gekleidet, den an Kragen und Ärmeln rote Stickereien zierten, und der über der Hüfte von Goffanons breitem Ledergürtel zusammengehalten wurde. Die Füße steckten in hochgeschnürten Sandalen, und darüber trug er grobe Leggins. In der einen großen, narbigen Hand hielt er ein Trinkhorn mit Meet, von dem er hin und wieder einen Schluck nahm. Die andere Hand ruhte auf dem Schaft seiner zweischneidigen Streitaxt, die er fast nie aus der Hand legte eine der letzten Waffen des Lichtes. Das waren besondere Sidhi-Waffen, die in einer anderen Ebene eigens für den Kampf gegen die Fhoi Myore geschmiedet worden waren. Der Sidhi-Zwerg ließ seinen Blick mit Zufriedenheit über die Zelte der Mabden wandern.
    »Es kommen noch immer neue dazu«, sagte er. »Gute Krieger sind das.«
    »Aber etwas unerfahren in der Art der Kriegsführung, die wir jetzt vorhaben«, entgegnete Corum.
    Er beobachtete einen Trupp Mabden des Nordens, die am Haupttor vorbeizogen. Sie waren groß und kräftig und schwitzten unter ihren roten Kettenhemden, zu denen sie gehörnte Helme trugen oder einfache Lederkappen. Rotbärtig waren die meisten von ihnen, Soldaten der Tir-nam-Beo. Krieger, die mit mächtigen Breitschwertern bewaffnet waren und runde Eisenschilde führten. Andere Waffen verachteten sie bis auf die Messer an den Ledergurten, die sich über ihren Kettenhemden kreuzten. Ihre dunklen Gestalten wurden durch kriegerische Bemalung und Tätowierung noch furchterregender. Von allen überlebenden Mabden waren diese Männer aus dem hohen Norden die einzigen, die noch zum größten Teil vorn Krieg lebten. In ihrer selbstgewählten, rauhen Heimat verschlossen sie sich vor allem, was sie als die Verweichlichungen der Zivilisation ansahen. Sie erinnerten Corum irgendwie an die alten Mabden, die Mabden des Grafen von Krae, die ihn einst hier an dieser Küste gejagt hatten. Und für einen Augenblick wunderte sich Corum wieder über sich selbst, daß er so ohne Vorbehalt bereit war, den Nachkommen dieses grausamen, tierischen Volkes zu helfen. Dann erinnerte er sich an Rhalina, und er wußte, warum er tat, was er tat.
    Corum wandte sich ab, um die Dächer der Festungsstadt Caer Mahlod zu betrachten. Er lehnte sich gegen die Brustwehr und entspannte sich in der warmen Sonne. Über einen Monat war es her, daß er vor dem schmalen Abgrund gestanden hatte, der Burg Owyn vom Festland trennte, und seine Herausforderung zu dem Dagdagh-Harfner hinüber geschrien hatte, der nach Corums Überzeugung dort in der Ruine hausen mußte. Nur mit Mühe hatte Medheb Corum damals beruhigen können. Aber schließlich war sie erfolgreich gewesen und hatte ihn seinen Alptraum vergessen lassen. Heute sah er seine damaligen Erlebnisse als Reaktionen auf seine Erschöpfung und die überstandenen Gefahren. Alles, was er gebraucht hatte, war Ruhe. Und mit der Ruhe kam auch wieder seine innere Ausgeglichenheit und Zuversicht zurück.
    Jhary-a-Conel erschien auf der Treppe, die zum Wehrgang herauf führte. Er hatte den unvermeidlichen breitkrempigen Hut auf, und seine kleine, geflügelte, schwarzweiße Katze saß bequem auf seiner Schulter. Er begrüßte seine Freunde mit dem üblichen vergnügten Grinsen.
    »Ich komme gerade vom Strand. Es sind noch mehr Schiffe angekommen aus Anu. Das sind die letzten, soweit ich gehört habe. Sie haben keine mehr.«
    »Noch mehr Krieger?« fragte Corum.
    »Einige wenige. Die Fracht besteht in erster Linie aus Pelzen und Fellen alles, was die Menschen von Anu uns geben können, dürfte jetzt da sein.«
    »Gut.« Goffanon nickte mit seinem mächtigen Haupt. »Wir sind also nicht schlecht ausgerüstet, wenn wir unseren Feldzug gegen das kalte Reich beginnen.«
    Jhary nahm seinen Hut ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Es fällt einem nicht leicht, sich vorzustellen, daß die Welt wenige Tagesritte von hier in eisigem Frost erstarrt.« Er setzte seinen Hut wieder auf und zog einen Holzspan unter seinem Wams hervor, mit dem er begann, sich in den Zähnen herumzustochern. Sein Blick glitt dabei gedankenverloren über das Heerlager vor den Mauern. »Das hier ist also die ganze Heeresmacht der Mabden. Einige tausend Krieger.«
    »Gegen fünf«, fügte Goffanon in beinahe herausforderndem Ton hinzu.
    »Fünf Götter«, unterstrich Jhary und sah Goffanon scharf an. »Auch wenn wir guten Mutes sein können, dürfen wir die Macht unserer Feinde nicht
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