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Corum 06 - Das gelbe Streitross

Corum 06 - Das gelbe Streitross

Titel: Corum 06 - Das gelbe Streitross
Autoren: Michael Moorcock
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von den beiden Freunden ab, wanderte weiter den Wehrgang entlang, bis er in einiger Entfernung haltmachte und in die Ferne starrte. Auf eine weitere Unterhaltung legte er offensichtlich keinen Wert.
    Goffanon blickt zur Sonne hinauf.
    »Fast Mittag. Ich habe versprochen, den Hufschmieden der Tuha-na-Anu Anweisungen zur Handhabung eines neuen Hammers zu geben, den wir gemeinsam entwickelt haben. Ich hoffe, wir können uns heute abend weiter unterhalten, Corum, wenn wir alle zusammenkommen, um unsere Pläne zu besprechen.«
    Corum hob seine silberne Hand zum Gruß, als der Zwerg die Stufen zur Stadt hinabstieg und durch die engen Gassen in Richtung des Haupttores schritt.
    Für einen Augenblick fühlte Corum sich gedrängt, zu Jhary zu gehen, aber es war zu offensichtlich, daß Jhary im Moment lieber mit seinen Sorgen allein blieb. Nach einer Weile stieg Corum selbst die Stufen hinab und machte sich auf die Suche nach Medheb, denn er sehnte sich plötzlich nach Trost von der Frau, die er liebte.
    Während er zur Halle des Königs ging, bekamen seine Gedanken an Medheb eine andere Note. Er fühlte, daß er vielleicht zu sehr von dieser Frau abhängig war. Manchmal schien er sie zu brauchen, wie ein anderer Mann den Trunk oder eine Droge brauchen mochte. Und obwohl sie so bereitwillig auf sein Verlangen nach ihr einging, konnte es sein, daß er kein Recht hatte, solche Anforderungen an sie zu stellen. Als er jetzt unterwegs war, sie zu suchen, erkannte er deutlich, daß in ihrer Beziehung eine Saat der Tragik und des Mißverständnisses lag. Er zuckte die Achseln. Diese Saaat mußte nicht aufgehen. Sie konnte rechtzeitig zerstört werden. Selbst wenn ihm sein Schicksal im Großen vorausbestimmt war, gab es doch bestimmte Bereiche seines Lebens, in denen er selbst bestimmen konnte, was geschah.
    »Sicher muß es so sein«, murmelte er zu sich selbst. Eine Frau, die ihm auf der Straße begegnete, fühlte sich angesprochen. Sie trug ein Bündel Holzstangen, wie sie für Speerschäfte verwandt wurden.
    »Mein Lord?«
    »Ich sehe, daß unsere Kriegsvorbereitungen überall Fortschritte machen«, antwortete Corum ihr leicht verwirrt.
    »Aye, mein Lord. Wir alle arbeiten für den Sieg über die Fhoi Myore.« Sie hob ihr Bündel bedeutungsvoll. »Ich danke Euch, mein Lord...«
    »Aye.« Corum nickte und zögerte. »Aye, gut. Nun, ich wünschEuch einen schönen Tag.«
    »Guten Tag, mein Lord.« Sie schien sich zu amüsieren.
    Corum setzte seinen Weg mit zusammengepreßten Lippen und gesenktem Kopf fort. So gelangte er zur Halle von König Mannach, Medhebs Vater.
    Aber Medheb war nicht dort. Ein Diener gab Corum Auskunft: »Sie ist bei ihren Waffen, Prinz Corum, mit einigen anderen Frauen.«
    Prinz Corum schritt durch einen niedrigen Gang, zu dem ihn der Diener wies, und kam in einen hohen, weiten Saal, der mit alten Schlachtbannern geschmückt war. Hier übte sich eine Gruppe Frauen mit Bogen, Speer, Schwert und Schleuder.
    Medheb stand bei ihnen. Sie wirbelte ihre Schleuder und zielte auf Scheibe am anderen Ende des Saales. Die Tochter des Königs war für ihre Geschicklichkeit und Treffsicherheit mit Schleuder und Tathlum bekannt. Dem Tathlum, jenem schrecklichen Geschoß aus dem Hirn getöteter Feinde, schrieb man besondere übernatürliche Kräfte zu. Als Corum eintrat, ließ Medheb ihr Geschoß fliegen, und das Tathlum traf die kleine Bronzescheibe, die als Ziel diente, mit tödlicher Genauigkeit. Hell klang die Bronze auf und drehte sich wild an dem Seil, mit dem sie an der Decke des Saales befestigt war. Das Licht der Fackeln, die den Raum erleuchteten, spiegelte sich in der Scheibe und sandte zuckende Blitze durch die Halle.
    »Seid gegrüßt, Medheb vom Langen Arm«, rief Corum. Seine Stimme hallte durch den weiten Saal.
    Sie wandte sich um, erfreut, daß er Zeuge ihrer Treffsicherheit gewesen war. »Seid mir gegrüßt, Prinz Corum.« Sie legte die Schlinge zur Seite, lief zu ihm und schloß ihn in die Arme. Dann blickte sie ihm tief in die Augen. Ihre Stirn runzelte sich. »Welche Melancholie hat dich befallen, Liebling? Was hat dich so verwirrt? Gibt es etwas Neues von den Fhoi Myore?«
    »Nein.« Er hielt sie im Arm und war sich dabei bewußt, daß die anderen Frauen zu ihnen herüber starrten. Ruhig sagte er: »Ich verspürte nur einfach den Wunsch, dich zu sehen.«
    Sie lächelte ihn sanft an. »Ich fühle mich geehrt, Sidhi-Prinz.«
    Die Worte, die sie gewählt hatte, verwirrten ihn nur noch mehr.
    Die Anrede
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