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Corina 01 - Dämonisch verführt

Corina 01 - Dämonisch verführt

Titel: Corina 01 - Dämonisch verführt
Autoren: Karen Chance
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sich wie ein Komparse aus Die drei Musketiere zu kleiden. Nur sehr widerstrebend und wenn ihm gar keine andere Wahl blieb, zog er modernere Sachen an. Manche Vamps bevorzugten Kleidung aus ihrer Zeit als Lebende, wenn sie unter sich waren, aber Radu war im Rumänien des fünfzehnten Jahrhunderts aufgewachsen, nicht im Frankreich des siebzehnten - daher das Absonderliche. Außerdem hatte er meines Wissens während seiner ganzen bisherigen Existenz nicht einen einzigen anderen Vampir geschaffen, obwohl er seit Jahrhunderten ein Meister der zweiten Stufe war. Ein so starker Vampir ohne einen eigenen Stall - das hatte es nie zuvor gegeben. Gefolgsleute garantierten nicht nur Einkommen, sondern auch Schutz, und wer verzichtete freiwillig auf beides? Radu benutzte Mirceas Stall fast so, als wäre es sein eigener, aber ich hätte es irgendwann satt gehabt, beim älteren Bruder zu schnorren. Andererseits …wen kümmerte es, was das Skelett im Schrank beziehungsweise die Leiche im Keller dachte?
    »Der Nachwuchs beschränkt sich auf diese eine Person«, sagte Mircea. Ich wartete darauf, dass er ins Detail ging, aber er schwieg. Auch das überraschte mich nicht. Warum dem Kanonenfutter mehr sagen, als es unbedingt wissen musste?
    »Na schön. Du möchtest, dass er mitkommt, alles klar. Bestimmt kann ich ihn irgendwie beschäftigen, aber…«
    »Ich glaube, du gehst da von einem Missverständnis aus«, warf der Franzose ein. Sein Akzent war jetzt ein wenig deutlicher als zuvor. »Du sprichst so, als würdest du über die Strategie entscheiden. Aber du wirst unter meiner Leitung stehen, nicht umgekehrt.«
    Ich drehte mich langsam zu ihm um, und etwas in meinem Gesicht veranlasste ihn, die Hand zum Griff des Rapiers zu senken. Er zog es nicht, doch er hob die Hand auch nicht wieder.
    »Ich weiß nicht, für wen du dich hältst«, teilte ich ihm klar und deutlich mit. »Es ist mir auch gleich. Aber ich nehme von niemandem Anweisungen entgegen. Haben wir uns verstanden?«
    »Nein, das haben wir nicht«, erwiderte er ebenso deutlich. Bei einer anderen Gelegenheit wäre es vielleicht komisch gewesen, wie wir versuchten, uns gegenseitig in Sachen Betonung und klarer Aussprache zu übertreffen, aber derzeit war mir nicht zum Lachen zumute. Was mir bevorstand, war auch ohne bockige Helfer schwer genug.
    »Dann haben wir ein Problem«, sagte ich offen heraus und wandte mich an Mircea, dessen Gesichtsausdruck ich bei jemand anders als gereizt bezeichnet hätte. »Dir ist klar, was auf dem Spiel steht. Ich weiß, dass du mich nicht mehr magst als
    ich dich, aber wir haben mehrmals zusammengearbeitet. Mit Erfolg. Möglicherweise war es Glück, und vielleicht hält unsere Glückssträhne an. Ich muss dich nicht extra darauf hinweisen, wie ich vorgehe.«
    Mircea schüttelte den Kopf, noch bevor ich fertig war. »Normalerweise wäre ich einverstanden. Doch diesmal ist es nicht möglich.«
    »Warum nicht?« Ich hielt meine Frage für durchaus vernünftig, aber Mircea wirkte plötzlich verärgert.
    »Nach all den Jahren hast du noch immer nicht gelernt, einfach einer Anweisung zu folgen?«
    »Nicht wenn sie mich umbringen könnte.« Mein Blick wanderte zwischen den beiden Männern hin und her, und ich fragte mich, welche Art von wortloser Kommunikation hier stattfand. Für einen Moment war ich, wenn nicht direkt zornig, so doch sauer darauf, dass Mircea und der Schönling sich so leicht ohne Worte verständigen konnten. Denn genau das machten sie. Ein normaler Mensch hätte die kurzen, flüchtigen Blicke kaum bemerkt, doch mir entgingen sie nicht. Das war einer der schwierigsten Aspekte der Existenz als Dhampir: Die Wahrnehmung ließ einen nie in Ruhe, teilte einem immer Dinge mit, von denen man manchmal gar nichts wissen wollte.
    Als ich sehr jung und noch dümmer war als heute, hatte ich einmal einen Vampir versuchen lassen, mich zu verwandeln. Ich machte damals das erste Jahrhundert voll und musste beobachten, wie meine sterblichen Bekannten alt wurden und starben -der letzte von ihnen war erst vor einer Woche begraben worden. Ich fühlte mich sehr allein und hatte von allem die Schnauze voll. Nicht, dass ich einen Platz bei den Menschen gefunden hätte, trotz aller meiner Bemühungen. Also dachte ich: Warum nicht? Ich bin schon halb da. Warum nicht ganz auf die andere Seite wechseln und tatsächlich einmal zu etwas gehören?
    Ich wusste natürlich, dass es riskant war. Selbst wenn mich der Vampir nicht einfach leer saugte und sterben ließ
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