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Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...

Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...

Titel: Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...
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vor ihm zurück.«
    »Warum sollte ich vor ihm
zurückschrecken? Warum...«
    In diesem Augenblick erschien der
Mann. Er war größer als Adam und noch breitschultriger, und er hatte dunkles
Haar und blaue Augen.
    Sein Gesicht und seine Hände waren
so deformiert und entstellt, daß Banner nach Luft schnappte und sich ungewollt
versteifte.
    Der Unglückliche blieb in sicherer
Entfernung stehen und betrachtete seinen Sohn. Ohne Banner anzusehen, fragte er
mit einer Kopfbewegung auf den Wagen zu: »Hast du die Medizin für Lulani
mitgebracht?«
    »Was glaubst du?« entgegnete Adam
barsch. »Vater, das ist Banner, meine Frau.«
    Banners Herz blieb fast stehen, als
der große Mann unwillig den Blick auf ihr Gesicht richtete. »Ha-hallo«, sagte
sie atemlos, streckte fast automatisch die Hand aus und ging auf ihn zu.
    Doch Adam ergriff ihren Arm und riß
sie zurück. »O'Brien«, schnappte er, »hast du mir die Wahrheit gesagt? Bist du
wirklich Ärztin?«
    Bestürzt und mehr als verwirrt
betrachtete Banner das geschwollene, entstellte Gesicht ihres Schwiegervaters,
das zerstörte Gewebe an seinen Fingern und die dunklen Pigmentflecken auf
seiner Haut.
    Lieber Gott, nein — es konnte nicht
sein!
    »Lepra«, sagte Adam tonlos.
    Banner schüttelte hilflos den Kopf.
Tränen rannen über ihre Wangen. »Lieber Gott . .«
    Daniel Corbin musterte seinen Sohn
verärgert. »Bist du jetzt zufrieden, Junge? Oder wirst du den Rest der Familie
auch noch hier heraufbringen, damit sie sich das Ungeheuer ansehen können, das
einmal ihr Vater war?«
    »Sei still!« schrie Adam. Sein
Gesicht war verzerrt vor Liebe und Qual. »Du weißt, daß ich das nicht könnte!«
    »Sie bekommt ein Baby?« fragte sein
Vater etwas sanfter.
    Irgendwie gelang es Banner, ihre
aufgewühlten Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. »Ja, Mr. Corbin. Im
September.«
    Daniel lächelte. »September«,
wiederholte er nachdenklich.
    Adam wandte sich ab, als wollte er
die mitgebrachten Lebensmittel abladen. Aber Banner sah den Schmerz, der ihn
zerriß, und teilte ihn.
    »Ich liebe Ihren Sohn, Mr. Corbin«,
sagte sie freimütig. Daniel lachte. »Gut. Adam brauchte eine Frau. Schon
lange.«
    Lulani kam aus ihrem Versteck und
schob zärtlich ihre Hand unter Daniels Arm. Und jetzt, im hellen Tageslicht,
sah Banner zum ersten Mal, daß ihre braune Haut die ersten Falten zeigte.
    »Sie haben sich doch nicht wieder
verirrt, Mrs. Corbin?« wandte sie sich lächelnd an Banner.
    »Nein.« Banner erwiderte das Lächeln
froh. »Danke, daß Sie mir in jener Nacht Ihre Hütte überlassen haben . .«
    Lulani nickte, und dann tauchten sie
und Daniel im Dickicht unter.
    Nach kurzem Warten ging Banner zu
ihrem Mann. »Es tut mir so leid, Adam.«
    Ein wütender Ton entrang sich seinen
Lippen.
    »Hat es wirklich einen Unfall
gegeben, Adam?«
    Er schwieg, dann antwortete er
ruhig: »Ja. Sehr praktisch, nicht wahr? Er gab mir die Möglichkeit, meine
Familie zu belügen und zu betrügen.«
    Banner wollte Adam umarmen, aber sie
wußte, daß sie noch warten mußte. »Daniel hat sich die Krankheit in Hawaii
zugezogen, nicht wahr, Adam? Als er mit Jeff dort war?«
    »Ja.«
    »Wußte er es, als er die Inseln
verließ? Hat er Lulani deshalb mitgebracht?«
    Endlich drehte Adam sich zu ihr
herum. »Die ersten Symptome zeigten sich mehrere Monate nach Vaters Rückkehr.
Er war während seines Aufenthaltes mit Lulani ... zusammengewesen. Als wir
beschlossen, daß er hier oben leben mußte, bat er mich, ihr zu schreiben, und
das tat ich. Sie kam, um bei ihm zu bleiben.«
    »Es muß furchtbar für dich gewesen
sein — das Wissen.« »Ja. Kannst du dir vorstellen, wie es für meine Mutter
wäre? Für Jeff und Keith und Melissa?«
    Banner biß sich auf die Lippen und
nickte. Sie wußte es. Und sie verstand sehr gut, warum Adam sein Geheimnis so
gut gehütet hatte. Katherine hätte sich geweigert, sich von Daniel zu trennen —
im schlimmsten Fall hätte sie sich selber mit Lepra angesteckt, im besten wäre
sie für den Rest ihres Lebens gezwungen gewesen, sich von der Außenwelt zu
isolieren.
    Was Adams Geschwister betraf, so
hätten sie sich zwischen ihrer Gesundheit und ihren Eltern entscheiden müssen.
    Und wenn die Autoritäten Wind davon
bekommen hätten, wäre Daniel Corbin auf irgendeine weit entfernte Leprainsel
verbrannt worden.
    »Hattest du keine Angst, angesteckt
zu werden, Adam?«
    »Die meisten Menschen sind immun
gegen Lepra, O'Brien.«
    Um sich selbst hatte er also keine
Angst gehabt.
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