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Cora Historical Gold 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold 129 - Die Novizin
Autoren: Betina Kran
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Eloises Finger den Eisenring um seinen Hals. Sie betrachtete den Knaben genauer und sah, dass er ein blaues Auge und eine aufgeplatzte Lippe hatte.
    Besorgt sagte sie zu Hildegarde: »Wir können ihn nicht hier lassen.«
    Hildegarde nickte und kniete sich neben den Jungen, um ihn nach dem Weg in die Küchen zu fragen. Er zeigte in eine Richtung.
    »Bitte, da will ich nicht wieder hin!«
    Eloise streichelte ihm die Wange. »Du kommst mit uns, Gravy, wir nehmen dich mit nach Hause. Aber du musst schnell und leise sein.«
    Der Junge wischte sich die Nase am Ärmel ab und nickte.
    Alle drei machten sich nun zum Verlies auf. Die Wände rückten so nah zusammen, dass das Atmen schwer fiel, dann führten Treppen ohne erkennbaren Grund mal hinauf und mal hinab. Schließlich kamen sie an eine große Steinnische in der Wand, die mit einem Gitter aus dicken Eisenstäben verschlossen war. Eloise leuchtete hinein und fuhr erschrocken zurück, denn dahinter lagen ein Totenschädel und Knochen.
    Dieses Schreckensbild ging ihr nicht mehr aus dem Sinn. Lag Peril etwa auch in so einer dunklen Nische und. wartete auf den Tod?
    »Halte durch, Geliebter«, flüsterte sie.
    Kurz darauf standen sie am Ende eines schmalen Gangs und starrten in das schwache Licht, das aus einer Kammer mit Steinwänden kam … am anderen Ende sahen sie eine schwere Eichentür, die ebenfalls mit dicken Eisenstäben vergittert war. Das war der Eingang zum Kerker.
    »Zu meiner Zeit gab es da keine Tür«, flüsterte Hildegarde.
    »Dann müssen wir auf anderem Weg hinein«, stöhnte Eloise.
    »Einen anderen Weg gibt es nicht«, erwiderte Hildegarde. »Wir werden den Türhüter dazu bringen müssen, uns zu öffnen.« Sie dachte kurz nach. »Ein Kerkermeister öffnet die Tür nur, wenn er etwas sieht, das er haben will – meistens etwas Essbares.«
    Eloise sah Gravy fragend an. »Glaubst du, du kannst einen Korb mit etwas Brot finden? Oder ein Tablett mit einem Tuch?«
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie bei den Küchen angelangt waren. Gravy gelang es unbemerkt, Brot und einen Krug Ale zu organisieren. Sie fanden auch einen alten Korb, über den Hildegarde ein Stück Linnen breitete, das sie als Verbandzeug mitgebracht hatte. Zusammen schlichen sie zurück zum Eingang des Kerkers.
    Als Gravy an die Tür hämmerte, erschien ein Wärter mit Laterne, hielt sie vor die Stäbe und fragte, was er wolle.
    »Der Earl lässt das dem Lord schicken.« Gravy spielte die Rolle des Küchenjungen sehr überzeugend, vor allem mit den echten Schrammen und blauen Flecken.
    Der Kerkermeister murrte zwar, steckte aber die Schlüssel ins Schloss, und die Tür sprang quietschend auf. Als er nach dem Korb greifen wollte, zog der Junge diesen weg und sagte, er werde »Haue« bekommen, wenn er nicht alles vollständig überbrächte.
    Daraus ergab sich ein Wortgefecht, bei dem Eloise und Hildegarde unbemerkt durch die Tür schlüpften und zu den Zellen gelangten.
    »An mir kommt keiner vorbei, wenn ich nichts abkriege«, knurrte der Wärter und stapfte nun auch die Treppe zu den Zellen hinunter.
    Eloise und Hildegarde huschten geduckt, um nicht in den Lichtkegel der Laterne des Kerkermeisters zu geraten, an verriegelten Türen und Zellen vorbei, die kaum größer als Särge waren. Ganz plötzlich machte der Gang eine Biegung, vor der der Wärter innehielt.
    »He, Ihr da drin!« Er hämmerte an die Tür. »Seine Lordschaft lässt Euch eine letzte Mahlzeit schicken.«
    »Ich will nichts«, ertönte eine vertraute Stimme.
    Eloise packte Hildegarde am Handgelenk. Das war Peril. Sie lugte um die Biegung und beobachtete, wie der Kerkermeister einen Kanten Brot durch die Gitterstäbe schob, den Peril gleich wieder zurückbeförderte.
    Dann hörte sie etwas klimpern.
    »He, du Hosenscheißer – gib mir sofort die Schlüssel wieder!« rief der Wärter hinter Gravy her, der blitzschnell davonrannte. Während der anschließenden Verfolgungsjagd flitzte der Junge auch an den beiden Frauen vorbei. Als der Wärter kurz danach auftauchte, ließ Hildegarde ihren Beutel mit dem Werkzeug mit voller Wucht auf ihn niedersausen. Der Mann taumelte an die Wand und krümmte sich vor Schmerzen. Nach ein paar weiteren Schlägen ging er zu Boden und rührte sich nicht mehr.
    »Peril?« rief Eloise jetzt.
    »Eloise?« Whitmore dröhnte der Kopf, er bildete sich ein, Sterne zu sehen. Aber diese Stimme … sie klang so wirklichkeitsnah … Er biss die Zähne zusammen und rappelte sich auf. Jenseits des Gitterfensters
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