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Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Titel: Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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seid.«
    Anti hat mich in der Hand. Keine Ahnung, woher sie weiß, wer ich bin. Vielleicht spürt man so etwas innerhalb der eigenen Familie.
    Während ich mich zu Lenas Zelt schleppe, ruft mir meine Schwester lachend hinterher: »Eigentlich solltest du mir dankbar sein, Bruderherz! Dafür habe ich was gut! Zehnmal Müll rausbringen mindestens!«
     
    Wenn ich jetzt schon schlafen gehe, kann ich mich umziehen, ehe Lena aus den Duschen zurückkommt. Den Schleier lasse ich vorsichtshalber an, als ich mich tief in den Schlafsack verziehe. Ich drehe mich zur Seite und starre die Zeltwand an. Dann kommt Lena auch schon. Ich schaue mich nicht zu ihr um, als sie ins Zelt kriecht, sondern stelle mich schlafend. Lena ist ganz leise, weil sie mich nicht wecken will. Kurz darauf krabbelt sie in ihren Schlafsack, und das heißt, sie liegt jetzt nur noch eine Lineal-Länge von mir entfernt. Ich wage es nicht, mich zu bewegen. Nicht einmal zu atmen traue ich mich. Wenn ich ganz starr liegen bleibe, verringert das die Gefahr, sie versehentlich zu berühren.

    Nach einer halben Stunde ist Lena eingeschlafen. Das höre ich, weil sie leise vor sich hin schnarcht. Das klingt gar nicht unangenehm, sorgt aber trotzdem dafür, dass ich nicht schlafen kann. Das liegt allerdings auch an den Krämpfen, die ich habe, weil ich schon so lange bewegungslos in meinem Schlafsack liege. Irgendwann in der Nacht dreht Lena sich um, und ihr Arm landet auf meiner Schulter.
    Das ist schön und schrecklich zugleich.
    Schrecklich schön ist das.
    Irgendwann dämmere ich dann doch weg und träume. In meinem Traum spielen Lena, Laika, Anti, Alex, Justin und MISTER HOT mit. Außerdem erfahre ich, was Adolf Schmitz bei Major Horst wollte und wie die nette alte Dame ihre Schulden an den Fiesling von der Bank bezahlen könnte.
    Leider habe ich den Traum am nächsten Morgen wieder vergessen.

Die Höhle ruft
    Draußen geht gerade die Sonne auf, als ich von einem feuchten Kuss auf meine Wange geweckt werde.
    »Lass das, Lena«, flüstere ich im Halbschlaf. »Ich will noch schlafen. Ich bin müde!«
    Aber Lena hört nicht auf, sondern macht einfach weiter. Erst als ich mich umdrehe, sehe ich, dass es gar nicht Lena war, sondern Laika, die mich mit ihren Ziegenlippen vollgesabbert hat. Jetzt steht sie im Eingang des Zelts und knabbert genüsslich an meinem Schleier, weil da von gestern Abend noch die ganze Pizzasoße dranklebt.
    Lena liegt auf der Seite und hat den Kopf auf ihren Arm gestützt. Aus ihren wunderschönen blauen Augen schaut sie mich ernst an.
    »Ich kann das alles erklären …«, stammele ich und rücke sicherheitshalber so weit von ihr weg, dass ich mit dem Rücken an die Zeltwand stoße. Dabei sickert das Tauwasser, das sich über Nacht draußen auf der Zeltbahn gebildet hat, durch den Stoff. Ich spüre, wie es mir eiskalt den Rücken runterläuft. Das könnte aber auch an Lenas Blick liegen.
    »Hatschi!«
    »Gesundheit, Kai!«, sagt Lena.
    Dabei lächelt sie, und das macht mich noch nervöser. Das ist bestimmt nur ein Trick, um mich in Sicherheit zu wiegen. Gleich wird sie anfangen zu brüllen.
    Das mit den Mädchenklamotten war vielleicht doch keine so gute Idee.

    Lena lächelt immer noch. Doch das ist noch lange kein Grund, leichtsinnig Entwarnung zu geben. Ich weiß nicht, was sie im Schilde führt, aber ich bin mir sicher, dass es nichts Gutes ist.
    »Schrei doch endlich! Weck sie alle auf, damit sie sich auf mich stürzen können«, brülle ich Lena an, weil ich die Spannung nicht mehr aushalte.
    Aber Lena schreit nicht, sondern lächelt einfach weiter, und das ist viel schlimmer als die schlimmste Folter. Ihr Lächeln macht mich fix und fertig, und ehrlich gesagt würde ich es tausendmal vorziehen, wenn mich die Mädels hier im Camp endlich mit ihren langen lackierten Fingernägeln in Stücke reißen würden.
    Das würde mein Leiden beenden.
    Doch Lena lächelt und lächelt und lächelt, und erst als ich mit meinen Nerven restlos am Ende bin, öffnet sie den Mund und haucht: »Das hast du alles nur meinetwegen getan, nicht wahr?«
    Es dauert eine Weile, bis ich kapiere, was sie da gerade gesagt hat, weil ich ja eigentlich mit einem schrillen, entsetzten Schrei gerechnet hatte.
    »Hast du doch, oder?« Lena lässt nicht locker.
    Ich nicke nur, immer noch unfähig, auch nur ein Wort zu sagen. Zu überwältigend ist meine Freude, dass ich noch einmal mit dem Leben davongekommen bin.
    »Das Kleid und den Schleier, die hast du nur angezogen,
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