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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin
Autoren: Schock
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miteinander reden, sind Sie bereits im Aufwachraum.«
    Mit diesen Worten pflegte sich Dr. Smith immer von seinen Patienten zu verabschieden, bevor er ihnen das Narkosemittel verabreichte, und normalerweise war so auch der Lauf der Dinge. Doch dieses Mal sollte es anders kommen. Ohne sich auch nur im Geringsten des drohenden Desasters bewusst zu sein, griff Dr. Smith nach dem Infusionsständer mit dem bereithängenden Narkosegemisch. Mit geübtem Griff stellte er die Zufuhr auf eine für die Patientin vorher exakt bestimmte und ihrem Gewicht genau angepasste Dosis ein, wobei er sich wie immer am unteren Grenzbereich der empfohlenen Verabreichungsmenge orientierte. Die Wingate Infertility Clinic verfuhr nach dem Grundsatz, ambulante Narkose-Patienten stets der geringst möglichen Narkosemitteldosis auszusetzen. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass die Patienten noch am gleichen Tag entlassen werden konnten, denn für eine stationäre Aufnahme war die Klinik nur sehr begrenzt ausgestattet.
    Während das Propofol in Kristins Körper einsickerte, überwachte Dr. Smith aufmerksam seine Monitoring-Geräte und Instrumente. Es schien alles in Ordnung zu sein.
    Dr. Donaldson lachte unter ihrer Maske. »Amnesiemilch« war Dr. Smiths humorvolle Bezeichnung für das Anästhesiemittel Propofol, eine weiße Flüssigkeit, die tatsächlich aussah wie Milch. Seine Wortwahl brachte sie immer wieder zum Schmunzeln.
    »Können wir anfangen?«, fragte Dr. Saunders und verlagerte nervös sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Er wusste sehr wohl, dass es noch nicht losgehen konnte, doch er wollte seinen Kollegen unbedingt wissen lassen, wie ungeduldig und ungehalten er war. Am besten hätte man ihn gar nicht erst herbeigerufen, bevor alles so weit war. Seine Zeit war zu wertvoll, als dass er untätig herumstehen und dem Anästhesisten dabei zusehen konnte, wie dieser an seinen zahllosen Instrumenten und Geräten herumhantierte.
    Dr. Smith ignorierte die gereizte Stimmung seines Kollegen und konzentrierte sich auf Kristins Bewusstseinszustand. Als er zufrieden war, injizierte er ihr das Muskelrelaxans Mivacurium, das er aufgrund seiner exakten Dosierbarkeit und seiner sofort nachlassenden Wirkung gegenüber etlichen anderen Mitteln bevorzugte. Er wartete einen Augenblick, bis das Mivacurium wirkte, und schob seiner Patientin dann mit geübtem Griff einen Endotrachealtubus in die Luftröhre. Auf diese Weise stellte er sicher, dass er ihre Atmung unter Kontrolle hatte. Danach setzte er sich hin, schloss das Beatmungsgerät an und bedeutete seinem Kollegen Dr. Saunders, dass die Patientin für den Eingriff bereit war.
    »Das wurde auch Zeit«, grummelte Dr. Saunders und begann umgehend, die Patientin für die bevorstehende Laparoskopie abzudecken, wobei er von seiner Kollegin Dr. Donaldson tatkräftig unterstützt wurde. Ihr Ziel war der rechte Eierstock.
    Dr. Smith widmete sich dem Anästhesieprotokoll. Er nahm die entsprechenden Eintragungen vor und lehnte sich zurück. Seine Rolle beschränkte sich jetzt darauf, die Monitore zu überwachen, permanent den Bewusstseinszustand der Patientin im Auge zu behalten und die Narkose mittels einer kontinuierlichen und jederzeit auf den Zustand der Patientin abgestimmten Infusion von Propofol aufrechtzuerhalten.
    Dr. Saunders kam schnell zur Sache. Dr. Donaldson beobachtete ihn und wusste bereits im Voraus, was seine jeweils nächste Handbewegung sein würde. Gemeinsam mit Constance Bartolo, der OP-Schwester, und Marjorie Hickam, der Springerin, waren sie ein schnell und äußerst effizient arbeitendes Team. Jede Unterhaltung war zu diesem Zeitpunkt tabu.
    Als Erstes traf Dr. Saunders Vorbereitungen, um den Trokar des Insufflationsgeräts einzuführen und die Bauchhöhle der Patientin mit Gas zu füllen. Die Schaffung eines gasgefüllten Raums machte einen laparoskopischen Eingriff überhaupt erst möglich. Dr. Donaldson unterstützte ihn, indem sie neben Kristins Bauchnabel zwei Klammern ansetzte und die entspannte Bauchdecke ein wenig hochzog. Währenddessen machte Dr. Saunders unmittelbar neben dem Nabel einen kleinen Schnitt, durch den er sofort die beinahe dreißig Zentimeter lange Veress-Nadel für die Insufflation des Gases einführte. Mit seinen geübten Händen spürte er deutlich, wie die Nadel in die Bauchhöhle eindrang. Er hielt die Spezialkanüle an ihrem gezackten Rand fest und aktivierte das Insufflationsgerät. Im gleichen Moment strömte mit einer Geschwindigkeit von einem
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