Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Constantine

Constantine

Titel: Constantine
Autoren: Roxanne St. Claire
Vom Netzwerk:
Meter entfernt auf seinem eigenen an ihrem vertäuten Boot verbrachte, machte die Sache natürlich leichter; und spätestens morgen hätte sie keine Chance mehr, in den Besitz der Silberperlenkette zu kommen, die sie am Nachmittag geborgen hatten. Barfuß tapste sie aus ihrer Kabine.
    Auf dem Teakboden machten ihre Füße kein Geräusch. Mit angehaltenem Atem sah sie durch den engen Flur die Treppe zum Hauptdeck hoch, wo alles dunkel und still war. Sie hielt einen Moment lang inne und zog ihren dunklen Kapuzenpulli enger; dann atmete sie tief durch und sauste die Treppe zum Unterdeck hinunter.
    Unten waren die Generatoren lauter, und man hörte auch das leise Klicken der Triebwerke. Sie schnappte sich die Schlüssel, die sie aus Charlottes Kabine stibitzt hatte, und steuerte auf das Labor zu. Es war überhaupt kein Problem gewesen, sich in die Kabine der Konservatorin zu schleichen und den Schlüssel zu entwenden. In dem begeisterten Trubel, als einer der Taucher mit der Kette an der Oberfläche erschienen war, hatte niemand auf sie geachtet. Sie würde ihn morgen zurückbringen, während Charlotte und Sam Gorman nichts ahnend beim Frühstück saßen.
    Als die Metalltür zum Labor quietschte, schrak sie zusammen. Beim Eintreten stieg ihr der Geruch von Salzsäure in die Nase.
    Im Innern war es dunkel, bis auf ein paar Streifen Mondlicht, die durch die Sichtblenden der Bullaugen fielen. Doch sie brauchte nicht viel Licht. Sie war schon oft genug hier gewesen, um die Anordnung der Laborbänke genau zu kennen und zu wissen, wo sie die Kette finden würde: an Klemmen befestigt in einem Elektrolysebad.
    Sie ging ein paar Schritte nach links, tastete nach der Laborbank, bis ihre Finger einen Behälter erreichten. Dann holte sie einen Latexhandschuh aus ihrer Jackentasche, streifte ihn über und fuhr mit den Fingerspitzen über die dünne Metallstange über der Edelstahlplatte.
    Doch da waren keine Klemmen und keine Kette.
    Hatte Charlotte die Elektrolyse denn noch nicht gestartet? Sie hatte die Kette heute Nachmittag grob gereinigt und hätte sie anschließend für das Verfahren vorbereiten sollen, das bis zu vierundzwanzig Stunden dauern konnte.
    Doch die Anlage war nicht einmal eingeschaltet, sonst hätte man das Brummen von Schwachstrom hören müssen. Aber wo hatte sie die Kette hingetan?
    In ein Salpeterbad. Mist. Das Silber der Kette war nicht rein, und so hatte Charlotte sie vermutlich in einem zusätzlichen Zwischenschritt mit Salpetersäure behandelt. Die Kette aus Salpetersäure zu holen wäre wesentlich schwieriger.
    Aber nicht unmöglich.
    Lizzie zog den zweiten Gummihandschuh aus ihrer Tasche und ging in die kleine Kammer am anderen Ende des Labors, in der die Tanks mit der Salpeterlösung standen. An diesem Nachmittag hatten sie auch ein paar Silbermünzen gefunden. Charlotte hatte sie mit Sicherheit einzeln in die Lösung gelegt und entschieden, die Kette gleich mitzubehandeln.
    Sie nahm eine kleine Taschenlampe aus der Jacke, um nicht versehentlich im Dunkeln einen Behälter umstoßen; Salpetersäure konnte schwere Verätzungen hervorrufen, selbst wenn es nur eine fünfprozentige Lösung war.
    Sie trat weiter in die Kammer hinein und hielt das Licht ihrer Lampe auf die kleine Laborbank an der gegenüberliegenden Wand –
    Rumms!
    Die Tür hinter ihr fiel ins Schloss, und ein starker Arm umfasste sie von hinten. Eine warme Hand verschloss ihren Mund und hinderte sie am Schreien, während ihre Lampe zu Boden fiel.
    Sie versuchte, sich erst in die eine, dann in die andere Richtung freizukämpfen, doch dem kraftvollen Griff, der sie bewegungsunfähig machte, hatte sie nichts entgegenzusetzen. Alles, was sie von dem Unbekannten sehen konnte, war seine Schulter – eine breite Schulter.
    Eine Schulter, die sie auf diesem Schiff noch nicht gesehen hatte.
    »Suchst du was Bestimmtes?« Seine Stimme war tief, ein drohendes Grollen, das ihr Schauer über den Rücken jagte.
    Noch einmal versuchte sie sich loszureißen, ihr Stöhnen wurde dabei von seiner Hand erstickt. »Loslassen!«, brachte sie gerade so heraus.
    »Keine Chance, meine Süße.« Er bekräftigte den Satz, indem er sie fester packte und ihren Hintern gegen sein Becken presste.
    Panisches Entsetzen erfasste sie. Auf all den Tauchtrips und Bergungsfahrten, die sie bislang unternommen hatte, waren sie noch nie von Piraten überfallen worden. Auf einem Paxton-Schiff allerdings war das eine reale Gefahr, mit der man eigentlich hätte rechnen müssen.
    Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher