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Conan-Saga 20 - Conan von den Inseln

Conan-Saga 20 - Conan von den Inseln

Titel: Conan-Saga 20 - Conan von den Inseln
Autoren: L. Sprague de Camp
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frühgeschichtliche Zeit je gekannt hatte.
    In der großen Halle mit den säulengesäumten Wänden standen gruppenweise prächtig gewandete Edle, prunkvolle Höflinge und stattliche Bürger in gediegenerer Kleidung mit den münzenähnlichen Zeichen ihrer Gilden an Silberketten um den Hals. Sie alle lauschten der Rechtsprechung des Königs. Da einige wichtige Fälle zur Verhandlung kamen, war gut die Hälfte der hochgeborenen Aquilonier anwesend. Zu ihr gehörten der junge Gonzalvio, Vicomte von Poitain, und sein Vater, der alte Trocero, so schlank und elegant wie eh und je in scharlachrotem Samt, mit dem goldenen Leoparden seiner Provinz in Silberstickerei auf der Brust seines Wappenrocks. Auch Graf Monargo von Couthen, Baron Guilaime von Imirus waren zu sehen und der weise, hagere Weißbart Dexitheus, Erzpriester Mitras.
    Grimmige Krieger der Leibgarde des Königs in schwarzer Kettenrüstung standen an Bogentür und Portikus. Die Sonne blitzte auf ihren Drachenkammhelmen und den Speerspitzen. Aller Augen ruhten auf dem Mittelpodest, von dem sich zwei Throne erhoben, und auf dem feisten, juwelenbehangenen Kaufmann, der zapplig vor dem höheren Throne stand, während sein rechtsverständiger Mittler in staubigschwarzer Robe zungengewandt für ihn sprach.
    Von seinem Thron blickte Conan finster auf den zitternden Vorgeladenen hinunter. Aus tiefster Seele verabscheute er diese ermüdenden, wortreichen und undurchschaubaren Steuerfälle mit ihren glaubhaften Lügen und mathematischen Berechnungen von verwirrender Komplexität. Wie gern hätte er diesem habgierigen Halunken die Krone ins schwammige Gesicht geworfen und wäre aus der Halle gestampft, um sich auf seinen Hengst zu schwingen und wieder einmal einen Tag in den Wäldern des Nordens zu jagen.
    Zur Hölle mit diesen langweiligen Pflichten eines Königs, dachte er. Sie raubten einem den letzten Tropfen Mannesmut und machten einen zum mürrischen Querkopf, ohne genug rotes Blut in den Adern, um ein Breitschwert zu führen. Man sollte doch meinen, nach zwanzig Jahren auf dem Thron hätte man das Recht, Ehren und Titel abzustreifen und sich auf den Weg zu einem letzten aufregenden Abenteuer zu machen, ehe der Tod unerbittlich die Sense schwang ...
    Conan warf einen heimlichen Blick auf den zweiten Thron, auf dem sein Sohn, der Kronprinz saß. Der Junge war erst zwanzig – doch zweifellos alt genug, die Herrschaft über das mächtigste Königreich des Westens zu übernehmen. Mit einem verstohlenen Lächeln bemerkte der König, daß die gelangweilte, finstere Miene Conns ein Aufbegehren nur mühsam unterdrückte. Zweifellos träumte auch der Junge davon, die beengende Staatsrobe von sich zu reißen, um sich bei einer Jagd austoben zu dürfen – oder vielleicht lieber nachts bei einem Mädchen in einer Hafenschenke. Conan vertiefte sich mit einem Lächeln in die Erinnerung an seine eigene heißblütige Jugend, in der er weder beim Trinken noch in der Liebe zimperlich gewesen war.
    Tatsächlich sah Conn genauso aus wie sein Vater in jüngeren Jahren. Er hatte die gleichen dunklen Brauen über gletscherblauen Augen, die wie Eis im Sonnenschein blitzten; dasselbe bronzegebräunte Gesicht mit eckigem Kinn, von einer gerade geschnittenen Mähne dicken schwarzen Haares eingerahmt; die gleiche kräftige, riesenhafte Statur mit schwellenden Muskeln, die Samt und Seide um Brust und Schultern zu sprengen drohten; die gleichen langen, muskelstrotzenden Beine. Obgleich er immer noch wachsen konnte, überragte er bereits die meisten Männer in der Halle um Kopfeslänge, außer seinen Vater, den größten Recken, den die Welt je gekannt hatte.
    Selbst der mächtigste Bezwinger aller, die Zeit, hatte Conan noch nichts anzuhaben vermocht. Gewiß, die mehr als sechzig Jahre hatten die immer noch dichte schwarze Mähne und den kurz und eckig gestutzten Bart um Lippen und Kinn verschwenderisch mit Silberfäden durchzogen; hatten Conan etwas des Fleisches geraubt, so daß er jetzt schlank wie der wilde graue Steppenwolf des Nordens war, und hatten tiefe Furchen durch die Stirn und die narbigen Wangen gezogen. Doch nach wie vor brannte ungeheure Lebenskraft in dem muskulösen, riesenhaften Körper, und heiße Glut schwelte in den Augen. Auch war es der unaufhaltsamen Zeit kaum gelungen, den schraubstockgleichen Händen – durch deren leicht runzlige Haut die Adern quollen – etwas ihrer Kraft zu nehmen, genausowenig wie den geschmeidigen Sehnen und eisernen Muskeln.
    Er saß auf dem
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