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Conan-Saga 20 - Conan von den Inseln

Conan-Saga 20 - Conan von den Inseln

Titel: Conan-Saga 20 - Conan von den Inseln
Autoren: L. Sprague de Camp
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Silberthron wie auf einem schweren Streitroß in der Schlacht. Eine Prankenhand umklammerte den schwarz-silbernen Richtstab, als wäre er eine Streitkeule, mit der er jeden Augenblick einen Feind niederzuschlagen gedachte. Und das prunkvolle Gewand, das mit Edelsteinen besetzt und mit goldenen Medaillonketten behangen war, wirkte an ihm irgendwie wie eine Rüstung. Denn wo immer er sich auch befand – ob bei einem fröhlichen Fest, in einer stillen Bibliothek mit alten, staubigen Bänden oder in der weichen, schmeichelnden Pracht eines Frauengemachs –, haftete dem Barbaren aus den wolkenbehangenen kahlen Bergen des eisigen Cimmeriens der grimmige, gefährliche Hauch des Schlachtfelds an.
    Es lag inzwischen mehr als zwanzig Jahre zurück, seit eine Laune des Schicksals oder der Götter – oder vielleicht sein eigener, unbeugsamer Wille – diesen Fremden mit den finsteren Brauen aus den Reihen der namenlosen Abenteurer zu einem hohen Platz zwischen den Großen der Welt erhoben hatte: als Monarch des reichsten und mächtigsten Königreichs des Westens. Fast ein halbes Jahrhundert war vergangen, seit er sich als zerlumpter, wildäugiger Junge mit einer geborstenen Kette um die Handgelenke aus einem hyperboreanischen Sklavenpferch freigekämpft und sich mit leeren Händen auf den schweren Weg gemacht hatte, der ihn schließlich zu höchstem Ruhm und größter Macht geführt hatte. Doch ehe der Thron von Aquilonien sein wurde, hatte er sich durch die halbe Welt, durch ein Dutzend und mehr Königreiche gekämpft, von den brandenden Küsten des Westlichen Ozeans bis zu den dunstbehangenen Tälern des sagenumwobenen Khitais.
    Als Dieb und Einbrecher, Pirat und Freibeuter, Söldner, Abenteurer, Häuptling von Barbarenstämmen und General der Armeen von Königen war er weit herumgekommen und hatte gesehen und erlebt, was die Welt an Wundern und Abenteuern zu bieten hatte. Mit den unterschiedlichsten Waffen, hauptsächlich aber mit seinem Schwert, hatte der Cimmerier gegen Dämonen, Drachen und die Kreaturen der Finsternis und uralter Zeit gekämpft. Unzählige Feinde hatten den bitteren Kuß seiner wirbelnden Klinge zu spüren bekommen: Krieger in Kettenrüstung, Schwarze Magier, wilde Barbarenhäuptlinge und überhebliche Könige. Selbst die Götter waren manchmal vor seiner grimmig geschwungenen Klinge geflohen.
    Doch das Abenteuer, das hier in der königlichen Halle der Gerechtigkeit in Tarantia an einem warmen Frühlingstag begann, achttausend Jahre nach dem Untergang von Atlantis und siebentausend Jahre vor der Blütezeit Ägyptens und Sumers, sollte das merkwürdigste und phantastischste seines ruhmreichen Lebens werden.
     
    Es begann völlig unerwartet.
    Soeben hatte er noch stirnrunzelnd auf den dicken Kaufmann und seinen glattzüngigen Rechtsmittler hinuntergeschaut, als etwas seine Aufmerksamkeit erregte. Er hob den Blick und starrte verwirrt über die Halle auf seinen alten und besten Freund Graf Trocero von Poitain, der über den glänzenden Steinboden stolperte und schrie:
    »Nein, nein! Bei allen scharlachroten Teufeln!«
    Die heisere Stimme des alten Edelmanns klang schreckerfüllt und verzweifelt und unterbrach die geschliffene Rede des Rechtsmittlers. Erstaunte Blicke wandten sich der steifbeinigen, taumelnden Gestalt zu. Augenbrauen zuckten hoch. Konnte es sein, daß der alte Graf von Poitain betrunken in die Halle der Gerechtigkeit gekommen war?
    Doch ein Blick auf die nackte Furcht in Troceros blutleerem Gesicht verbannte diesen Gedanken sofort. Perlen kalten Schweißes glitzerten auf seinen weißen Zügen, und seine bleichen Lippen verzerrten sich wie von inneren Qualen. Schwarze Ringe gruben sich in die faltige Haut um die weitaufgerissenen Augen.
    »Trocero!« brüllte Conan. »Was hast du, Mann? Ist dir nicht gut?«
    Der König war dabei aufzuspringen, während sein Freund und ältester Getreuer mit ausgestreckten Armen, als wollte er einen unsichtbaren Angreifer abwehren, über den spiegelnden Marmorboden torkelte. Doch da hatte bereits Troceros Sohn sich durch die nun wie erstarrte Menge gezwängt und mit einem Arm nach seinem Vater gegriffen, um ihn zu stützen. Mitten in der Halle blieb Trocero auf bebenden Beinen stehen und schrie:
    »Nein, sage ich! Ich kann nicht ... Ihr werdet es nicht wagen! O Ischtar und Mitra! Mit ...« Seine Stimme wurde zu einem qualvollen Kreischen.
    Und da schlug das Grauen zu!
    Aus den Ecken des Kreuzrippengewölbes der großen Halle flogen Schatten herbei –
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