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Conan-Saga 05 - Conan und der Spinnengott

Conan-Saga 05 - Conan und der Spinnengott

Titel: Conan-Saga 05 - Conan und der Spinnengott
Autoren: L. Sprague de Camp
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anderen balancierend, stapfte er durch das dichte Ried. Zwar konnte er sich, da es über seinem Kopf zusammenschlug, nicht mehr nach Sonne und Sternen richten, wohl aber der unübersehbaren Fährte jener folgen, mit denen er die Nacht gelagert hatte.
     

3. Der blinde Seher
    3
     
    DER BLINDE SEHER
     
     
    Vier Tage nach Conans Begegnung mit den Zamoriern klopfte es laut an die Haustür von Kushad, dem Seher, in der Hafenstadt Sultanapur. Als Kushads Tochter die Tür öffnete, wich sie erschrocken zurück.
    Ein hagerer Riese stand vor ihr, unrasiert, schmutzig, mit einer zusammengerollten Decke unter einem Arm, einem Sattel auf einer Schulter und zwei Sattelbeuteln über der anderen, und einem Bogen in seiner Hülle auf dem Rücken. Obgleich er furchterregend aussah, grinste der Mann durch Schweiß und Dreck über das ganze Gesicht.
    »Heil, Tahmina!« krächzte er. »Du bist ja ganz schön gewachsen, seit ich dich das letztemal sah. In ein paar Jahren wirst du eine Frau sein, die den Männern den Kopf verdreht. Kennst du mich denn nicht mehr?«
    »Ist es möglich – ja Ihr müßt Hauptmann Conan, der Cimmerier sein!« stammelte sie. »Tretet ein! Mein Vater wird glücklich über Euren Besuch sein.«
    »Vielleicht wird er weniger glücklich sein, wenn er meine Geschichte erst hört«, brummte Conan und stellte seine Sachen auf den Boden. »Wie geht es dem alten Burschen denn?«
    »Verhältnismäßig gut, obgleich er inzwischen sein Augenlicht fast ganz verloren hat. Im Moment hat er keine Kundschaft, so folgt mir bitte.«
    Conan ging hinter dem Mädchen her in ein Gemach, in dem ein kleiner, weißbärtiger Mann mit überkreuzten Beinen auf einem Kissen saß. Durch von grauem Star verschleierten Augen blickte er dem Eintretenden entgegen.
    »Seid Ihr nicht Conan?« fragte er. »Ich sehe Eure Gestalt gerade noch, wenn auch nicht Eure Züge, doch noch kein anderer Mann hat mit seinen gewichtigen Schritten mein Haus je so erschüttert wie Ihr.«
    »Ja, ich bin es, Conan, Freund Kushad«, versicherte ihm der Cimmerier. »Ihr sagtet mir einst, wenn ich mich je verstecken müßte, könnte ich Zuflucht bei Euch finden.«
    Kushad kicherte. »Das habe ich, ja das habe ich. Und ich sagte es, weil Ihr mich vor dieser Meute junger Raufbolde gerettet habt. Aber ich erinnere mich auch sehr gut, wie Ihr, ein Hauptmann in Diensten Seiner Majestät und eine Stütze des Königreichs, über die Vorstellung lachtet, daß Ihr je wieder gezwungen sein könntet zu fliehen und Euch zu verstecken. Aber es sieht ganz so aus, als zieht Ihr Schwierigkeiten an, wie Aas Fliegen. Setzt Euch und erzählt mir, was Ihr jetzt wieder angestellt habt. Ihr braucht doch sicher nicht meine Astralsicht, um eine verlorene Münze wiederzufinden, nehme ich an?«
    »Nein, wohl aber, um ein ganzes Säckel voll wiederzubekommen und mein gutes Pferd obendrein«, antwortete Conan grimmig. Während Tahmina eine Kanne Wein holte, berichtete Conan von seinem Abenteuer mit Narkia, seiner Flucht von Aghrapur und seiner Begegnung mit den Zamoriern.
    »Das Seltsame war«, fuhr er fort, »daß ich mich zwei ganze Tage einfach nicht entsinnen konnte, mit wem ich auf der Anhöhe gelagert hatte. Die Erinnerung daran war wie durch teuflische Hexerei weggewischt. Gestern begann Bild um Bild allmählich zurückzukehren, bis ich mir das Ganze zusammenreimen konnte. Was, glaubt Ihr, ist mir zugestoßen?«
    »Hypnose«, antwortete Kushad. »Euer Zamorier muß diese Kunst gut beherrschen – vielleicht ist er ein Priester oder Zauberer. In Zamora wimmelt es von ihnen, wie in einem Wirtshaus von Wanzen.«
    »Ja, ich weiß«, brummte Conan.
    »Ihr müßt dem Hexer heftigen inneren Widerstand entgegengesetzt haben, sonst könntet Ihr Euch auch jetzt nicht an diese Zamorier erinnern. Den Menschen aus dem Westen fehlt der Fatalismus, der häufig den Willen der Menschen im Osten lähmt. Doch ich kann Euch lehren, Euch gegen solche Beeinflussung zu schützen. Erzählt mir mehr von diesen angeblich zamorianischen Kaufleuten.«
    Conan beschrieb die kleine Gruppe und fügte hinzu: »Außerdem hatten sie eine Frau bei sich. Sie kam aus ihrem Zelt, um sich die Hände am Lagerfeuer zu wärmen, doch Harpagus, der Anführer der Männer, wies sie an, ins Zelt zurückzukehren. Sie benahm sich, als hätte sie ihre Sinne nicht beisammen, oder als stünde sie unter Zauberbann.«
    Kushad hob die Brauen. »Eine Frau! Wie sah sie aus?«
    »Es war finster und der Feuerschein nicht ausreichend, aber ich
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