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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman
Autoren: Elisabeth Florin
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Hüften – und blieben am Zippverschluss seiner Sportjacke kleben. Auch dort prangte das Emblem der teuren Marke für Sportmode.
    »Nein, mir fehlt nichts. Sie können sich gerne setzen.« So war es richtig: höflich, aber unterkühlt. Der Mann wirkte zwar alles andere als protzig. Aber wer die Zusammenstellung seiner Kleidung einem einzigen Designer überließ, konnte nicht besonders einfallsreich sein. Phantasielose Männer mochte Lissie nicht. Der Mann dünstete trotz seiner formvollendeten Ausdrucksweise und seines gepflegten Aussehens eine latente Dominanz aus, die sie unangenehm fand.
    Außerdem stieß sie der unglaubwürdige Vorwand ab, unter dem sie angesprochen worden war. Auf dem »Corso Libertà« war die Auswahl an Restaurants und Weinlokalen groß, auf den Terrassen waren viele Tische frei. Insgeheim ärgerte sich Lissie über die beinahe schon beleidigende Einfallslosigkeit dieses Menschen. Er hatte es offenbar nicht nötig, sich Mühe zu geben.
    Vermutlich suchte er Anschluss und war vorzugsweise hinter allein reisenden Touristinnen her. Einige von denen würden sicher einen so kernigen, offensichtlich wohlhabenden Südtiroler nicht von der Bettkante schubsen, spekulierte Lissie amüsiert. Sie war erstaunt, dass er gerade sie als Zielobjekt ausgesucht hatte. Normalerweise passte sie in ihrem Alter und mit ihrem Aussehen nicht in das gängige Beuteschema. Die Zeiten mussten ziemlich schlecht sein.
    Lissie entschloss sich zu einer Rosskur, um ihre Ruhe zu haben. »Mein Name ist Lissie von Spiegel«, sagte sie in freundlichem Ton. »Die Art, wie Sie mich anreden, entspricht leider nicht meinem Niveau. Jeder, der Augen im Kopf hat, kann sehen, dass hier überall Plätze frei sind.« Zum Beweis, dass sie recht hatte, machte Lissie eine ausholende Handbewegung in die Runde. »Ich mag keine einfallslosen Männer. Und auch keine, die glauben, sie bräuchten nur mit dem kleinen Finger zu schnippen. Also entweder verabschieden Sie sich jetzt, oder Sie entscheiden sich für ein intelligentes Gespräch ohne den Versuch, mich anzumachen. Sie haben die Wahl.«
    Nachdem Lissie das vorgetragen hatte, wartete sie auf den üblichen wütenden Rückzug. Doch ihr Gesprächspartner blieb sitzen und starrte sie an. Seine Miene war auf einmal ausdruckslos. Dann brach der Mensch unvermittelt in schallendes Gelächter aus. Lissie, die eine gute Antenne für falsche Töne hatte, fand die Reaktion gekünstelt und überzogen.
    »Himmeldonnerwetter, das ist gut«, prustete er. »Von Spiegel, ja? Ganz was Feines! Und endlich einmal jemand, der nicht kuscht! Sie haben natürlich völlig recht. Ich bin es so gewohnt, dass die Leute vor mir katzbuckeln, dass ich mir mit keinem mehr besondere Mühe gebe.« Er hielt kurz inne, um dem Kellner zu winken, der sofort herbeigeeilt kam und eine Verbeugung machte. »Ich werde versuchen, mich zu benehmen, und vielleicht können wir auf dieser Geschäftsgrundlage ja einen Roten zusammen trinken. Mein Name ist übrigens Karl Felderer, und meiner Familie gehören ein paar Hotels und sonst so einiges in Meran.«
    Lissie nickte. Sie hatte sich schon so etwas Ähnliches gedacht. Widerwillig bestellte sie sich einen Cappuccino. Sie hatte nicht vor, in Gesellschaft dieses Burschen einen handfesten Schwips zu riskieren.
    Nachdem der Kellner weg war, machte ihr Gegenüber einen neuen Vorstoß: »Sind Sie in festen Händen?«
    Lissie wurde zornig: »Geht das schon wieder los? Wenn Sie so dringend Anschluss suchen, dann müssen Sie sich schon anderswo umsehen!«
    Karl Felderer hob abwehrend die Hand. »Nein, so war das nicht gemeint. Die Botschaft ist schon angekommen, dass bei Ihnen Avancen nicht zielführend sind. Die Vinoteca Alessandro ist ein typisches Kontakt-Lokal. Wäre ich nicht gekommen, hätte es ein anderer bei Ihnen probiert. Ich wollte Ihnen einige Lokale nennen, wo Sie garantiert Ihre Ruhe haben, wenn Sie lesen oder einfach nur Ihren Wein trinken wollen. Falls Sie aber mit Ihrem Mann oder Freund in Meran sind, erübrigt sich das.«
    »Ach so«, sagte Lissie eine Spur freundlicher. »Ich mache diesmal allein Urlaub und würde mich schon über ein paar gute Tipps freuen. Ich wusste allerdings nicht, dass man als allein reisende Frau in Meran praktisch zum Abschuss freigegeben ist.«
    Felderer grinste. »Wir Südtiroler sind schon ziemliche Weiberhelden. Unsere Mädels, ganz besonders die verheirateten, lassen wir schön in Ruhe. Würde sonst großen Ärger geben. Wozu auch, wo wir doch in
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