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Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Titel: Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses
Autoren: Andrea Camilleri
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abschließend.
    »Es sei denn, wir landen einen Glückstreffer«, sagte Augello.
    Montalbano fiel auf, dass Fazio seit einiger Zeit einen deprimierten Eindruck machte und dazu neigte, Dinge unnötig kompliziert zu machen. Vielleicht warf das Alter ja allmählich auch auf ihn seinen Schatten. Doch sie täuschten sich, und zwar gründlich, hinsichtlich der Schwierigkeit, den Namen des Besitzers in Erfahrung zu bringen.
    Als es Zeit zum Essen war, fuhr Montalbano zu Enzo, doch er erwies den Gerichten, die dieser ihm vorsetzte, nicht die Ehre, die sie verdient hatten. Seine Gedanken waren bei dem geschundenen Pferd, das da im Sand gelegen hatte. Irgendwann rutschte ihm eine Frage heraus, die ihn selbst überraschte:
    »Wie schmeckt eigentlich Pferdefleisch?«
    »Hab ich noch nie probiert. Soll süßlich schmecken, soweit ich gehört habe.«
    Montalbano hatte wenig gegessen und verspürte daher kein Bedürfnis nach einem Spaziergang auf der Mole. Er kehrte ins Büro zurück, weil er noch Dokumente zu unterschreiben hatte.
    Es war vier Uhr nachmittags, als das Telefon klingelte. »Dottori, es wäre so, dass da so eine Signora Estera wäre.«
    »Ihr Name ist Estera?«
    »Genau, Dottori, und mit Nachnamen heißt sie Manni.«
    »Hat sie dir gesagt, was sie will?«
    »Nein, nicht.«
    »Dann soll sie mit Fazio oder mit Augello reden.«
    »Sind beide nicht anwesend, Dottori.«
    »Na gut, dann lass sie reinkommen.«
    »Ich heiße Esterman, Rachele Esterman«, sagte die Vierzigjährige in Blazer und Jeans, hochgewachsen, blondes Haar bis auf die Schultern, lange Beine, blaue Augen, straffer, athletischer Körper. Kurz gesagt, ganz wie man sich eine Walküre vorstellt.
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz, Signora.«
    Sie setzte sich und schlug die Beine übereinander. Wie war das nur möglich, dass die Beine übereinandergeschlagen noch länger wirkten?
    »Was führt Sie her, Signora?«
    »Ich bin hier, um Anzeige zu erstatten. Es geht um ein verschwundenes Pferd.«
    Montalbano fuhr von seinem Stuhl hoch, versuchte diese jähe Bewegung aber mit einem vorgetäuschten Hustenanfall zu tarnen.
    »Ich sehe, Sie rauchen«, sagte Rachele und deutete auf den Aschenbecher und die Zigarettenpackung auf dem Schreibtisch.
    »Schon, aber ich glaube nicht, dass der Husten daher kommt, dass ich…«
    »Ich meinte gar nicht Ihren Husten, der im Übrigen eindeutig vorgetäuscht ist, sondern dass ich hier rauchen kann, da Sie das ja offensichtlich auch tun.« Und sie zog eine Schachtel aus ihrer Jackentasche. »Eigentlich…«
    »… ist es hier drinnen verboten? Was halten Sie dann davon, wenn wir uns auf eine Zigarettenlänge einfach darüber hinwegsetzen? Und danach machen wir das Fenster auf.«
    Sie stand auf, ging zu der immer noch offen stehenden Tür, schloss sie, setzte sich wieder, schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen und neigte sich Montalbano entgegen, um sich von ihm Feuer geben zu lassen. »Na, dann schießen Sie mal los«, sagte sie und stieß den Rauch durch die Nase.
    »Pardon, aber Sie sind doch hierhergekommen, um mir zu erzählen…«
    »Das war vorher. Aber als Sie dann so merkwürdig auf meine Worte reagiert haben, war mir klar, dass Sie über das verschwundene Pferd bereits im Bilde sind. Stimmt's?« Womöglich konnte das Blauauge selbst das Vibrieren der Nasenhärchen seines Gegenübers wahrnehmen. Es war wohl besser, mit offenen Karten spielen. »Ja, das stimmt. Aber wollen wir nicht der Reihe nach vorgehen?«
    »Tun wir das.«
    »Wohnen Sie hier?«
    »Ich bin seit drei Tagen zu Besuch bei einer Freundin in Montelusa.«
    »Wenn Sie in Montelusa wohnen, und sei es auch nur vorübergehend, müssen Sie dem Gesetz entsprechend die Anzeige in…«
    »Aber das Pferd hatte ich jemandem in Vigàta anvertraut.«
    »Name?«
    »Saverio Lo Duca.«
    Ach, du große Scheiße! Saverio Lo Duca war zweifelsohne einer der reichsten Männer der Insel und besaß mehrere Gestüte, eines davon in Vigàta. Vier, fünf wertvolle Rassepferde, die er dort zu seinem ganz persönlichen Vergnügen hielt, einfach weil sie so schön waren, niemals würde er sie an irgendwelchen Rennen oder Wettkämpfen teilnehmen lassen. Hin und wieder kam er von außerhalb hierher und verbrachte einen ganzen Tag mit den Tieren. Er hatte mächtige Freunde, und daher war es immer ziemlich anstrengend, wenn man mit ihm zu tun hatte, weil man ständig Gefahr lief, ein Wort zu viel zu sagen und sich in die Nesseln zu setzen.
    »Damit ich das richtig verstehe: Sie sind nach
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