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Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Titel: Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses
Autoren: Andrea Camilleri
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Fazio und er eigentlich mit dem Espresso in der Küche gestanden und sich unterhalten? Doch höchstens eine halbe Stunde.
    Und in dieser halben Stunde sollen die Asylanten Zeit gehabt haben, auf das Pferd aufmerksam zu werden, zu ihren drei Kilometer entfernten Baracken zurückzulaufen, einen Karren zu organisieren, wieder herzukommen, das Tier aufzuladen und es wegzuschleppen? Das wäre doch gar nicht möglich gewesen. Es sei denn, sie hatten den Kadaver schon frühmorgens entdeckt, noch bevor er das Fenster öffnete. Als sie dann mit dem Karren zurückgekommen waren, hatten sie ihn bei dem Pferd gesehen und sich in der Umgebung versteckt, um auf einen günstigen Augenblick zu warten. Nach ungefähr fünfzig Metern machten die Spurrillen eine Kurve und verliefen vom Meer weg in Richtung Landesinneres, wo sich ein offener Platz befand, dessen Betondecke ganz mit Rissen übersät war. Schon als Commissario Montalbano nach Marinella gekommen war, hatte es hier so ausgesehen. Von diesem Platz aus konnte man ohne größere Schwierigkeiten die Provinzialstraße erreichen. »Augenblick mal«, sagte er zu sich. »Jetzt noch mal ganz genau nachdenken.«
    Sicher, die Männer aus den Nicht-EU-Staaten wären auf der Provinzialstraße mit dem Karren besser und schneller vorangekommen als auf dem Sand. Aber war das klug, wenn sie von allen vorbeifahrenden Autos dort gesehen werden konnten? Und was, wenn unter diesen Autos eines von der Polizei oder den Carabinieri war? Bestimmt wären sie dann angehalten worden und hätten eine Menge Fragen beantworten müssen. Und da hätte es leicht passieren können, dass dabei auch mit den Abschiebungspapieren gewedelt worden wäre. Nein, so blöde waren die nicht. Was denn dann?
    Es gab noch eine andere mögliche Erklärung. Dass nämlich diejenigen, die den Kadaver weggeschafft hatten, keineswegs von außerhalb waren, sondern vielmehr von ganz innerhalb, genauer gesagt, dass sie aus Vigàta stammten. Oder aus der Umgebung.
    Und warum hatten sie das gemacht? Um den Kadaver sicherzustellen und anschließend verschwinden zu lassen. Vielleicht hatte sich die Sache ja folgendermaßen abgespielt: Dem Pferd gelang es zu fliehen, und jemand rennt ihm nach, um es vollends zu töten. Doch er ist gezwungen, stehen zu bleiben, weil Leute wie etwa der frühe Fischer am Strand sind, die zu gefährlichen Zeugen werden könnten. Er kehrt um und verständigt den Boss. Der kommt zu dem Schluss, dass der Kadaver unbedingt weggeschafft werden muss. Und er organisiert die Sache mit dem Karren. Doch dann wacht er, Montalbano, auf und vermasselt ihm die Tour. Diejenigen, die das Pferd beseitigt hatten, waren dieselben, die es auch getötet hatten. Ja, genau so musste es gewesen sein.
    Und ganz sicher hatte auf der Provinzialstraße, auf Höhe des offenen Platzes, ein Transporter bereitgestanden, um Pferd und Karren einzuladen.
    Nein, die Typen aus den Nicht-EU-Staaten hatten mit der Sache gar nichts zu tun.

Zwei
    Galluzzo legte auf den Schreibtisch des Commissario einen größeren Beutel, in dem das Seil steckte, und einen kleineren, in dem die Kippen waren. »Von zwei verschiedenen Marken, hast du gesagt?«
    »Ja, Dottore, Marlboro und Philip Morris mit Doppelfilter.« Ziemlich verbreitet, er hatte auf eine seltene Marke gehofft, die in Vigàta von höchstens fünf Personen geraucht wurde.
    »Nimm das alles mit«, sagte Montalbano zu Fazio. »Und heb es gut auf. Könnte ja sein, dass es uns noch mal nützlich ist.«
    »Hoffen wir's«, sagte Fazio wenig überzeugt. In diesem Augenblick schien es, als wäre hinter der Tür eine Bombe von hoher Sprengkraft gezündet worden. Als die Tür aufflog und gegen die Wand schlug, sah man Catarella mit zwei Briefumschlägen in der Hand ausgestreckt auf dem Boden liegen.
    »Ich wollt die Post bringen«, sagte Catarella. »Und bin ausgerutscht.«
    Die drei im Büro versuchten, sich von dem Schreck zu erholen. Ein Blick genügte, und sie waren sich einig. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder erschossen sie Catarella standrechtlich oder sie taten einfach so, als wäre nichts geschehen.
    Sie entschieden sich für die zweite, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren.
    »Tut mir leid, wenn ich mich wiederhole, aber ich glaube nicht, dass es so einfach sein wird, den Besitzer des Pferdes ausfindig zu machen«, sagte Fazio.
    »Wir hätten es zumindest fotografieren sollen«, sagte Galluzzo.
    »Gibt es denn kein Verzeichnis für Pferde, so wie bei Autos?«, fragte
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