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Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Titel: Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes
Autoren: Andrea Camilleri
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sogleich für ihn gelöst.
    »Da ist er!«, sagte Seine Majestät, der auf einmal im Türrahmen erschienen war. »Sehen Sie ihn? Er ist im Begriff, sie zu vergewaltigen!«
    Hinter ihm Fazio, mit der Pistole in der Hand. Der fing an zu fluchen.
    »Gehen Sie in Ihre Wohnung zurück, Signore.«
    »Wie denn, was denn, Sie verhaften ihn nicht?«
    »Gehen Sie in Ihre Wohnung zurück, auf der Stelle!« Vittorio Emanuele III. hatte einen weiteren Geistesblitz. »Sie sind ein Komplize! Sie sind ein Komplize! Ich rufe jetzt die Carabinierü«, verkündete er und lief eilig aus dem Schlafzimmer.
    Fazio rannte ihm hinterher. Fünf Minuten später war er wieder zurück.
    »Ich konnte ihn abhalten. Aber was ist eigentlich passiert?« Montalbano erzählte es ihm. Und er bemerkte, dass Michela wieder zu sich kam. »Bist du allein gekommen?«
    »Nein, unten im Auto sitzt Gallo.«
    »Lass ihn hochkommen.«
    Fazio rief ihn über Handy an, und Gallo kam herbeigeeilt.
    »Kümmer dich um diese Frau. Wenn sie wieder zu sich gekommen ist, lass sie unter gar keinen Umständen auf die Terrasse hinauf. Verstanden?«
    Von Fazio gefolgt stieg er wieder die Wendeltreppe hoch. Auf der Terrasse herrschte völliges Dunkel. Inzwischen war es Nacht geworden.
    Er betrat das Zimmer und schaltete das Licht ein. Ein Tisch, unter Zeitungen und Zeitschriften verborgen. Ein Kühlschrank. Ein Bettsofa für eine Person. Vier lange, an der hinteren Wand angebrachte Bretter, die als Bücherregal dienten. Ein kleines Möbel mit Flaschen und Gläsern. Ein Waschbecken in einer Ecke. Ein Bürosessel aus Leder, wie sie früher einmal Mode waren. Angelo hatte sich gut organisiert, und eben dieser Angelo saß versunken in dem Sessel. Der Schuss, der ihn getötet hatte, hatte ihm das halbe Gesicht weggerissen. Er war in Hemd und Jeans. Der Reißverschluss der Jeans war offen, das Geschlechtsteil hing ihm zwischen den Schenkeln herunter. »Was soll ich tun, anrufen?«, fragte Fazio. »Ruf an«, sagte Montalbano. »Ich gehe runter.« Was sollte er auch hier? Schließlich würde in Kürze die gesamte Bagage eintreffen, der Ermittlungsrichter, der Gerichtsmediziner, die Spurensicherung, der neue Chef der Mordkommission, Giacovazzo, der die Ermittlung an sich reißen würde … Wenn sie ihn brauchten, wussten sie, wo sie ihn finden würden.
    Als er das Eheschlafzimmer betrat, saß Michela aufrecht auf dem Bett, so blass, dass einem angst und bange wurde.
    Gallo stand zwei Schritte vom Bett entfernt.
    »Geh auf die Terrasse und hilf Fazio. Ich bleibe hier.«
    Erleichtert ging Gallo hinaus.
    »Ist er tot?«
    »Ja.«
    »Wie?«
    »Man hat auf ihn geschossen.«
    »Ogottogottogott«, sagte sie und barg ihr Gesicht in den Händen.
    Aber sie war eine starke Frau. Sie trank ein bisschen Wasser aus einem Glas, das Gallo ihr offensichtlich gebracht hatte. »Warum?«, fragte sie.
    »Warum was?«
    »Warum hat man ihn umgebracht? Warum?«
    Montalbano öffnete die Arme. Doch Michela durchzuckte plötzlich ein anderer Gedanke.
    »Mama! O mein Gott! Wie sag ich's ihr nur?«
    »Sagen Sie's ihr nicht!«
    »Aber ich muss es ihr doch sagen!«
    »Hören Sie mir zu. Sie rufen sie an. Sie sagen ihr, wir hätten herausgefunden, dass Angelo einen schrecklichen Autounfall hatte. Dass er ins Krankenhaus eingeliefert worden sei und in Lebensgefahr schwebe. Dass Sie die Nacht im Krankenhaus bleiben würden. Sagen Sie ihr nicht, welches. Hat Ihre Mutter eine Verwandte?«
    »Ja, eine Schwester.«
    »Wohnt sie in Vigàta? «
    »Ja.«
    »Rufen Sie diese Tante an, sagen Sie ihr das Gleiche. Und bitten Sie sie, zu ihrer Mutter zu fahren und bei ihr zu bleiben. Sie bleiben heute Nacht am besten hier. Sie werden sehen, morgen früh finden Sie die Kraft und die richtigen Worte, um Ihrer Mutter die Wahrheit zu sagen.«
    »Danke«, sagte Michela.
    Sie stand auf, Montalbano hörte sie ins Arbeitszimmer gehen, wo das Telefon stand.
    Auch er verließ das Eheschlafzimmer, ging in den kleinen Salon, setzte sich in einen Sessel und zündete sich eine Zigarette an.
    »Dottore? Wo sind Sie?«
    Das war Fazios Stimme.
    »Ich bin hier. Was gibt's?«
    »Dottore, ich habe alle informiert. In maximal einer halben Stunde werden sie hier sein. Allerdings kommt Dottor Giacovazzo nicht.«
    »Und wieso nicht?«
    »Er hat mit dem Polizeipräsidenten gesprochen, und der Polizeipräsident hat ihn dispensiert. Sieht so aus, als hätte Dottor Giacovazzo eine heikle Sache zu bearbeiten. Kurz gesagt, mit der Ermittlung, zarazabara, müssen
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