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Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Titel: Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes
Autoren: Andrea Camilleri
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Montalbano beim einen Ohr hinein und zum anderen hinaus. Nur eine, die brachte ihn wirklich in Rage. Irgend so ein distinguierter Sechzigjähriger fuhr seitlich dicht an ihn heran und sagte:
    »Esel!«
    Esel? Was erlaubte der sich denn? Der Commissario machte einen vergeblichen Versuch, ihm zu folgen, indem er aufs Gas trat und auf etwa dreißig Stundenkilometer beschleunigte, doch danach zog er es vor, wieder zu seiner gewohnten Reisegeschwindigkeit zurückzukehren. Als er an der Passeggiata ankam, fand er keinen Platz zum Parken und musste lange herumfahren, ehe er eine Stelle gefunden hatte, meilenweit vom Ort der Verabredung entfernt. Das Ende vom Lied war, dass Paola bereits an einem Tisch sitzend auf ihn wartete, als er ankam. Sie bestellte einen Prosecco, Montalbano tat es ihr gleich. »Heute Morgen hat sich Carlo furchtbar erschreckt, als er hörte, dass ein Commissario am Telefon war.«
    »Tut mir leid, ich wollte nicht…«
    »Aber er ist es doch, der so ist! Er ist ein lieber Kerl, gütig, wie man nur sein kann, doch der Anblick, was weiß ich, eines Carabiniere, der an ihm vorbeigeht, verwirrt ihn zutiefst. Das ist ein unerklärliches Phänomen.«
    »Nicht unbedingt. Vielleicht sollte man mal seine DNA untersuchen«, sagte Montalbano. »Möglicherweise gab es unter seinen Vorfahren den einen oder anderen Gesetzlosen. Fragen Sie ihn mal.«
    Sie lachten. Carlo also nannte sich der, der die freie Zeit der Professoressa ausfüllte, wenn sie nicht zur Schule ging.
    Das Thema war abgehakt und man ging zur Tagesordnung über.
    »Gestern Abend«, sagte Paola, »als es darum ging, dass Elena die Briefe an Angelo unter Zwang geschrieben hätte, war ich wirklich unangenehm berührt.«
    »Wieso?«
    »Weil ich, trotz Michelas gegenteiliger Ansicht, glaube, dass Elena die Wahrheit gesagt hat.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Sehen Sie, Commissario, während unserer Beziehung habe ich viele Briefe an Angelo geschrieben. Und ich habe sie gern geschrieben.«
    »Ich habe nichts gefunden, als ich die Wohnung durchsucht habe.«
    »Ich habe die Briefe zurückbekommen.«
    »Von Angelo?«
    »Nein, von Michela. Als die Geschichte zwischen ihrem Bruder und mir zu Ende war. Sie wollte nicht, dass sie Elena in die Hände fielen.«
    Herrje, diese Elena trampelte Michela aber wirklich auf den Eiern rum! Ein Platz, an dem Elena, weil Michela schließlich eine Frau ist, nicht hätte sein dürfen. »Sie haben mir noch nicht den Grund dafür genannt, weshalb Sie unangenehm berührt waren.«
    »Einen dieser Briefe hatte mir Angelo diktiert.« Ein schöner Punkt zugunsten von Elena! Und noch dazu kaum anfechtbar, weil er immerhin von der besiegten Rivalin vergeben wurde.
    »Oder vielmehr«, fuhr Paola fort, »gab er mir die generelle Richtung vor. Ich habe jedoch, nachdem Angelo und ich unsere Beziehung beendet hatten, nie mit Michela über dieses kleine Komplott gesprochen.«
    »Sie hätten es gestern Abend tun können.«
    »Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass mir dazu der Mut gefehlt hat? Michela war sich so sicher, dass Elena log…«
    »Können Sie mir den Inhalt des Briefes nennen?«
    »Sicher. Angelo musste für eine Woche nach Holland fliegen. Und Michela hatte die Absicht geäußert, mit ihm zu fliegen. Da ließ er mich einen Brief schreiben, in dem ich ihm sagte, dass ich zehn Tage Urlaub bei der Schule erbeten hätte, damit ich ihn auf diese Reise begleiten könnte. Das stimmte in diesem Fall nicht, es war Prüfungszeit, die zehn Tage hätte ich nie bekommen, aber er hatte der Schwester den Brief gezeigt, und damit war es ihm möglich gewesen, allein zu reisen, so, wie er es auch wollte.«
    »Hören Sie, aber wenn Michela Ihnen in Montelusa zufällig begegnet wäre, während Angelo in Holland war, welche Erklärung hätten Sie ihr dafür geben können?«
    »Darüber haben Angelo und ich auch nachgedacht. Ich hätte ihr gesagt, dass mir die Schule im letzten Augenblick die Erlaubnis verweigert hätte.«
    »Und Sie hatten nichts dagegen, dass Angelo allein flog?«
    »Sicher, ein bisschen bedauert habe ich es schon. Aber ich habe verstanden, dass es für Angelo wichtig war, sich von der quälenden Gegenwart Michelas zu befreien.«
    »Quälend?«
    »Ich könnte es nicht anders definieren, Commissario. Adjektive wie zuverlässig, herzlich, liebevoll geben das, was ich meine, nicht wieder, sie bleiben darunter. Für Michela war es eine absolute Pflicht, über den Bruder zu wachen, so als wäre Angelo noch ein kleiner
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