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Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Titel: Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes
Autoren: Andrea Camilleri
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Bruders herauszubekommen.
    »Jedenfalls hat er mir niemals ein Geschenk gemacht«, sagte Paola jetzt. »Nein, das stimmt nicht ganz. Einmal schenkte er mir ein Paar Ohrringe, die er an einem Stand gekauft hatte, in Fela. Dreitausend Lire, ich erinnere mich, so viel wie ein Euro fünfzig, aber damals gab es den Euro noch nicht.«
    »Kehren wir zu dem Thema zurück, das für mich von Interesse ist«, sagte Montalbano. »Um Elena diese Geschenke zu machen, hat Angelo da das Geld von Ihrem gemeinsamen Konto abgehoben?«
    »Nein«, sagte Michela fest.
    »Wo nahm er es denn dann her?«
    »Wenn er Gratifikationen oder Prämien in Form von Schecks erhielt, löste er sie ein und bewahrte das Bargeld zu Hause auf. Sobald eine bestimmte Summe erreicht war, kaufte er der da ein Geschenk…«
    »Sie schließen also aus, dass er noch ein persönliches Konto bei irgendeiner Ihnen unbekannten Bank hatte?«
    »Das schließe ich aus.«
    Schlagfertig, fest, entschlossen. Vielleicht ein bisschen zu schlagfertig, zu fest, zu entschlossen. War es möglich, dass ihr niemals auch nur der Hauch eines Zweifels gekommen ist? Oder vielleicht ist er ihr ja gekommen, doch weil es einen Verdacht hätte aufkeimen lassen, einen Schatten auf den Bruder hätte werfen können, war es besser zu leugnen.
    Montalbano begann mit einem Versuch, diesen verfestigten Standpunkt zu umgehen. Er wandte sich an Paola. »Sie haben mir gerade gesagt, dass Angelo Ihnen ein Paar Ohrringe in Fela gekauft habe. Wieso in Fela? Hatten Sie ihn begleitet?« Paola lächelte.
    »Von mir ließ er sich, im Gegensatz zu Elena, gerne auf seinen Fahrten durch die Provinz begleiten.«
    »Von der ließ er sich nicht begleiten, weil sie ihn ohnehin verfolgte!«, platzte Michela heraus.
    »Natürlich nur, wenn ich keine schulischen Verpflichtungen hatte«, schloss Paola ab.
    »Haben Sie ihn jemals in eine Bank gehen sehen?«
    »Soweit ich mich erinnere, nein.«
    »Hatte er freundschaftliche Beziehungen mit dem einen oder anderen Arzt oder Apotheker, die er besuchte?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Gab es jemanden unter seinen, nennen wir sie mal Kunden, mit dem er freundschaftlichere Beziehungen unterhielt?«
    »Wissen Sie, Commissario, ich habe sie ja gar nicht alle kennengelernt. Er stellte mich als seine Verlobte vor. Und in einem gewissen Sinn stimmte das ja auch. Aber ich hatte den Eindruck, als würde er alle gleich behandeln.«
    »Wenn er Sie mitnahm, hat er Sie dann an jeder einzelnen Begegnung teilnehmen lassen?«
    »Nein. Manchmal sagte er, ich solle im Auto bleiben oder einen Spaziergang machen.«
    »Hat er Ihnen den Grund dafür erklärt?«
    »Na ja, er machte ein paar Witze darüber. Er sagte, er müsse einen jungen, gut aussehenden Arzt besuchen und daher befürchte er… Oder er erklärte mir, dass es sich um einen erzkatholischen und bigotten Arzt handle, der meine Anwesenheit nicht gutgeheißen hätte …«
    »Commissario«, mischte sich Michela ein. »Mein Bruder unterschied sehr eindeutig zwischen seinen Freunden und den Personen, mit denen er geschäftlich zu tun hatte. Ich weiß nicht, ob Sie bemerkt haben, dass er in seiner Schublade zwei Notizbücher aufbewahrte, eins mit den Adressen seiner Freunde, seiner Familienangehörigen, das andere…«
    »Ja, das habe ich bemerkt«, sagte Montalbano. Und danach, wieder an Paola gewandt:
    »Soweit ich weiß, unterrichten Sie am Gymnasium von Montelusa?«
    »Ja. Italienisch.« Wieder lächelte sie.
    »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Emilio Sclafani ist nicht nur mein Kollege, sondern wir sind in einem gewissen Sinn auch Freunde. Eines Abends hatte ich Emilio und seine junge Frau zum Essen eingeladen. Auch Angelo war dabei. An jenem Abend hat das mit den beiden angefangen.«
    »Hören Sie, Elena hat mir erzählt, ihr Mann habe alles über ihre Beziehung mit Angelo gewusst. Können Sie das zufällig bestätigen?«
    »So ist es. Es war fast schon absurd.«
    »Was heißt das?«
    »Ich hatte erfahren, dass Angelo Elenas Geliebter geworden war, und zwar ausgerechnet von Emilio. Seine Frau hatte es ihm ein paar Stunden zuvor gesagt. Ich wollte es gar nicht glauben, ich dachte, Emilio macht einen albernen Scherz. Am nächsten Tag rief Angelo mich an, um mir mitzuteilen, dass wir uns für eine Weile nicht sehen könnten. Da platzte mir der Kragen und ich wiederholte ihm das, was ich von Emilio wusste. Angelo bestätigte es stotternd. Trotzdem flehte er mich an, etwas Geduld zu haben, es würde sich nur um eine vorübergehende
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