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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers
Autoren: Andrea Camilleri
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entschuldigen Sie, ich glaube, ich verstehe schon. Wenn Dottor Minutolo die Hauptuntersuchung übernimmt, dann wäre Dottor Minutolo der Po und ich wäre die Dora, egal ob Dora Riparia oder Dora Baltea. Stimmt’s?«
    »Stimmt«, sagte der Questore müde und legte auf.
    Das einzig Positive an dem Gespräch war die Information, dass Filippo Minutolo, genannt Fifì, den Fall übernahm; er war ein intelligenter Mensch, mit dem man vernünftig reden konnte.
    Er wollte Livia anrufen und erzählen, dass er in den Dienst zurückbeordert worden sei, wenn auch in der Funktion der Dora Riparia (oder Baltea). Livia ging nicht dran, sie schlenderte sicher durchs Tal der Tempel oder irgendein Museum, wie immer, wenn sie in Vigàta war. Er versuchte sie auf dem Handy zu erreichen, aber es war ausgeschaltet. Dafür teilte die automatische Ansage mit, der gewünschte Gesprächspartner sei nicht erreichbar. Man solle es später noch mal versuchen. Aber wie erreichte man das Unerreichbare? Indem man es einfach nur immer wieder versuchte? Diese Telefonleute hatten einen Hang zum Absurden. Sie sagten beispielsweise: Die von Ihnen gewählte Nummer existiert nicht … Was erlaubten die sich, so etwas zu behaupten? Alle Nummern, alle Zahlen, die man nur denken kann, existieren. Wenn eine Zahl fehlen würde, nur eine einzige in der unendlichen Zahlenreihe, dann würde die Welt ins Chaos stürzen. War das den Telefonleuten eigentlich klar?
    Es war Essenszeit, aber nach Marinella zu fahren kam gar nicht in Frage. Weder im Kühlschrank noch im Backofen hätte er etwas von Adelina Vorgekochtes gefunden. Die Haushälterin wusste, dass Livia zu Besuch war, und würde sich erst wieder blicken lassen, wenn Livia auch wirklich abgereist war – die beiden Frauen konnten sich nicht ausstehen.
    Er stand auf, um in die Trattoria Da Enzo zu fahren, als Catarella Dottor Minutolo am Telefon meldete.
    »Neuigkeiten, Fifì?«
    »Nichts, Salvo. Ich rufe wegen Fazio an.«
    »Was gibt’s?«
    »Kannst du ihn mir leihen? Weißt du, der Questore hat mir für die Ermittlungen keinen einzigen Mann zugeteilt, nur die Techniker, die die Telefonüberwachung installiert haben und schon wieder weg sind. Er hat gesagt, ich allein wäre genug.«
    »Weil du als Kalabreser Experte in puncto Entführungen bist, das weiß ich vom Questore.«
    Was Minutolo daraufhin brummte, klang nicht gerade wie ein dickes Lob für seinen Chef.
    »Und? Leihst du ihn mir wenigstens bis heute Abend?«
    »Wenn er nicht vorher zusammenbricht. Sag mal, findest du es nicht seltsam, dass sich die Kidnapper noch nicht gemeldet haben?«
    »Nein, gar nicht. In Sardinien habe ich mal erlebt, dass sie gnädigerweise nach einer Woche eine Botschaft geschickt haben, und ein andermal …«
    »Du verstehst eben doch was davon, der Questore hat ganz Recht!«
    »Ihr könnt mich mal, alle beide!«
    Montalbano nutzte seine unerwartete Freiheit und die Tatsache, dass Livia unauffindbar war, schamlos aus.
    »Herzlich willkommen, Dottore! Gut, dass Sie gerade heute kommen!«, sagte Enzo.
    Ausnahmsweise hatte Enzo Couscous mit acht Sorten Fisch gekocht, aber nur für die Gäste, die er besonders mochte. Zu ihnen gehörte natürlich der Commissario, der den Tränen nahe war, als der Teller vor ihm stand und der Duft ihm in die Nase stieg. Enzo merkte es, missverstand es zum Glück aber.
    »Commissario, Ihre Augen glänzen so! Sie haben doch nicht etwa Fieber?«
    »Doch«, log Montalbano, ohne zu zögern.
    Er verputzte zwei Portionen. Danach verkündete er dreist, dass ihm auch noch ein paar kleine Meerbarben zusagen würden. Der Spaziergang zum Leuchtturm war für die Verdauung unerlässlich.
    Als er wieder im Kommissariat war, rief er Livia an. Erneut meldete das Handy, der gewünschte Gesprächspartner sei nicht erreichbar. Egal.
    Galluzzo kam und berichtete über eine Sache in Zusammenhang mit einem Einbruch im Supermarkt.
    »Ist denn Dottor Augello nicht da?«
    »Doch, Dottore, er ist drüben.«
    »Dann geh rüber und erzähl ihm die Geschichte, bevor er zum großen Koordinator wird.«
    Er brauchte sich nichts vorzumachen, Susannas Verschwinden machte ihm allmählich ernsthaft Sorgen. Seine größte Angst war, dass ein Triebtäter die junge Frau in seiner Gewalt hatte. Vielleicht sollte er Minutolo vorschlagen, unverzüglich die Suche nach dem Mädchen zu organisieren und nicht auf einen Anruf zu warten, der womöglich nie kam.
    Er holte den Zettel mit Augellos Angaben aus der Tasche und wählte die Nummer von
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