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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen
Autoren: Andrea Camilleri
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sofort.« Sie war überhaupt nicht verlegen. Aber Augello schon, denn er begann sofort, sich zu rechtfertigen. »Weißt du, Salvo, ich kam gerade unten an Bebas Haus vorbei und da -«
    »Aber um Himmels willen!«, gestand Montalbano ihm gönnerhaft zu. »Entschuldige vielmals, wenn ich dich gestört habe.«
    »Ach was, gestört! Davon kann keine Rede sein! Was kann ich für dich tun?«
    Hätten Chinesen das mit den Liebenswürdigkeiten besser machen können?
    »Ich wollte dich fragen, ob wir uns morgen früh, sagen wir um acht, im Büro treffen können. Ich habe etwas Wichtiges entdeckt.«
    »Was?«
    »Die Verbindung zwischen den Griffos und Sanfilippo.« Er hörte, wie Mimi die Luft einsog, wie jemand, der einen Tritt in den Bauch bekommen hat. Dann stotterte Augello:
    »W.wo bist du? Ich komme sofort zu dir.«
    »Ich bin bei mir. Aber Ingrid ist da.«
    »Ah. Quetsch sie unbedingt trotzdem aus, auch wenn nach dem, was du gesagt hast, die Hypothese Seitensprung vielleicht nicht mehr haltbar ist.«
    »Hör zu, sag niemandem, wo ich bin. Ich stecke jetzt das Telefon aus.«
    »Ich verstehe, ich verstehe«, meinte Augello vielsagend.
    Montalbano humpelte zum Bett und legte sich hin. Er brauchte eine Viertelstunde, bis er die richtige Stellung gefunden hatte. Er schloss die Augen und schlug sie sofort wieder auf: Hatte er Ingrid nicht zum Abendessen eingeladen? Und wie sollte er sich jetzt wieder anziehen, sich auf den Beinen halten und ins Restaurant fahren? Das Wort Restaurant verursachte mit sofortiger Wirkung ein Loch in seinem Bauch. Seit wann hatte er nichts gegessen? Er stand auf und ging in die Küche. Im Kühlschrank thronte ein tiefer Teller voller triglie all'agrodolce. Beruhigt legte er sich wieder ins Bett. Er schlummerte gerade ein, als er hörte, wie die Haustür ging.
    »Ich komme gleich«, rief Ingrid aus dem Esszimmer. Ein paar Minuten später kam sie herein, in der Hand ein Fläschchen, eine elastische Binde und Gazerollen. Sie legte alles auf das Nachtkästchen. »Jetzt kann ich mich revanchieren«, sagte sie.
    »Wofür?«, fragte Montalbano.
    »Erinnerst du dich nicht? Als wir uns das erste Mal sahen. Ich hatte mir den Knöchel verrenkt, du hast mich hierher gebracht, hast mich massiert -«
    Jetzt erinnerte er sich, natürlich. Als die Schwedin halb nackt auf dem Bett lag, war Anna gekommen, eine Polizeiinspektorin, die in ihn verliebt war. Sie hatte es missverstanden, und es gab einen Riesenkrach. Waren Livia und Ingrid sich jemals begegnet? Ja, vielleicht, im Krankenhaus, als er verwundet worden war - Unter der sanften, unablässigen Massage der Schwedin fielen Montalbano die Augen allmählich zu. Er sank in eine wohlige Schläfrigkeit.
    »Setz dich auf. Ich muss dich verbinden.«
    »Halt den Arm hoch.«
    »Dreh dich ein bisschen mehr zu mir her.«
    Er gehorchte, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen.
    »Ich bin fertig«, sagte Ingrid. »In einer halben Stunde wirst du dich besser fühlen.«
    »Und der dicke Zeh?«, fragte er mit klebrigem Mund.
    »Wie bitte?«
    Wortlos steckte der Commissario seinen Fuß unter der Bettdecke hervor. Ingrid machte sich von neuem an die Arbeit.
     
    Er schlug die Augen auf. Aus dem Esszimmer war die Stimme eines Mannes zu hören, der leise redete. Er blickte auf die Uhr, es war elf vorbei. Er fühlte sich viel besser. Hatte Ingrid etwa einen Doktor geholt? Er stand auf und ging, in Unterhose wie er war, Schulter, Brust und Zeh verbunden, hinüber. Es war nicht der Arzt, das heißt, es war schon ein Arzt, aber er sprach im Fernsehen über eine Wunderkur zum Abnehmen. Die Schwedin saß in einem Sessel. Sie sprang auf, als sie ihn hereinkommen sah.
    »Geht's dir besser?«
    »Ja. Danke.«
    »Ich habe alles vorbereitet, falls du Appetit hast.«
    Der Tisch war gedeckt. Die Meerbarben, die sie aus dem Kühlschrank genommen hatte, hofften auf nichts anderes, als gegessen zu werden. Sie setzten sich. Während sie die Portionen verteilten, fragte Montalbano: »Warum hast du in der Bar in Marinella nicht auf mich gewartet?«
    »Salvo, nach einer Stunde?«
    »Stimmt, entschuldige. Warum bist du nicht mit dem Auto gekommen?«
    »Es ist in der Werkstatt. Ich habe mich von einem Freund zur Bar bringen lassen. Als du dann nicht kamst, habe ich beschlossen, einen Spaziergang zu machen und hierher zu gehen. Früher oder später musstest du ja kommen.«
    Während sie aßen, sah der Commissario sie an. Ingrid wurde immer schöner. Rechts und links der Lippen hatte sie jetzt eine kleine
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