Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
Amerikaner auf einer schadhaften, feuchten Wand ein außergewöhnliches Fresko, eine Darstellung der Geburt Christi. Man konnte noch das Datum lesen: 1410. Es zeigte auch drei Hunde, die genauso aussahen wie die, die sie bei der Ankunft angestarrt hatten. Viele Jahre später, nach dem Bau der Asphaltstraße, wollte der Preside dorthin zurückkehren. Die Klosterruine existierte nicht mehr, an ihrem Platz stand eine riesige Garage. Auch die Wand mit dem Fresko war abgerissen worden. Rings um die Garage fanden sich noch farbige Putzbröckel.
     
    Er fand die kleine Kapelle, die Fazio ihm genannt hatte, zehn Meter danach bog ein Feldweg ab, der am Hügel entlang bergab führte. »Er ist sehr steil, passen Sie auf«, hatte Fazio gesagt.
    Von wegen steil! Er war fast senkrecht. Montalbano fuhr langsam. Als er auf halber Höhe war, hielt er an, stieg aus und blickte vom Straßenrand hinunter. Das Panorama, das sich ihm bot, war, je nach Geschmack des Betrachters, schrecklich oder wunderschön. Es gab keine Bäume, es gab keine anderen Häuser außer dem einen, von dem man hundert Meter weiter unten das Dach sah. Der Boden war nicht bestellt: Sich selbst überlassen, hatte er eine außergewöhnliche Vielfalt an Wildpflanzen hervorgebracht, sogar das winzige Häuschen war von hohem Gras zugewuchert, abgesehen eben vom Dach, das sichtlich vor kurzem erneuert worden war und intakte Regenrinnen hatte. Und Montalbano sah, mit einem Gefühl der Fremdheit, die Strom- und Telefonleitungen, die an einem fernen und nicht sichtbaren Punkt begannen und in dem ehemaligen Stall endeten. Unpassend, in dieser Landschaft, die aussah, als sei sie seit Urzeiten immer so gewesen.

Fünfzehn
    An einer Stelle des Feldwegs, links, war durch das wiederholte Vor- und Zurückfahren eines Autos eine Art Fahrspur im hohen Gras entstanden. Sie endete direkt an der Tür des ehemaligen Stalles, einer Tür, die aus robustem Holz kürzlich erneuert worden und mit zwei Schlössern ausgestattet war. Durch zwei Ringe führte obendrein eine Kette, wie man sie zum Sichern von Mofas verwendet, an der ein dickes Vorhängeschloss hing. Neben der Tür ein Fensterchen, so klein, dass nicht einmal ein fünfjähriges Kind hätte durchschlüpfen können, und mit Eisenstangen gesichert. Die Fensterscheibe hinter den Eisenstangen war mit schwarzer Farbe bemalt, die den Blick nach innen verwehrte und nachts kein Licht nach außen dringen ließ.
    Montalbano hatte zwei Möglichkeiten: entweder nach Vigàta zurückzufahren und Verstärkung anzufordern oder sich als Einbrecher zu betätigen, obwohl ihm klar war, dass das ein langwieriges und anstrengendes Unterfangen sein würde. Natürlich entschied er sich für Letzteres. Er zog sein Jackett aus, nahm die Metallsäge, die er in Trapani zum Glück gekauft hatte, und fing an, die Kette zu bearbeiten. Nach einer Viertelstunde begann sein Arm wehzutun. Nach einer halben Stunde breitete sich der Schmerz über die halbe Brust aus. Nach einer Stunde zerriss die Kette mithilfe des als Hebel eingesetzten Geißfußes und der Zange. Er war schweißgebadet. Er zog das Hemd aus und legte es ausgebreitet ins Gras, in der Hoffnung, dass es ein wenig trocknete. Er setzte sich ins Auto und ruhte sich aus, nicht mal auf eine Zigarette hatte er Lust. Als er sich ausgeruht fühlte, nahm er eines der beiden Schlösser in Angriff, mit dem Bund Dietriche, den er inzwischen immer dabeihatte. Er fummelte eine halbe Stunde lang herum, dann war ihm klar, dass es sinnlos war. Auch beim zweiten Schloss hatte er keinen Erfolg. Da kam er auf eine Idee, die er zuerst genial fand. Er öffnete das Handschuhfach im Auto, nahm die Pistole heraus, lud durch, zielte, schoss auf das obere Schloss. Die Kugel traf ins Ziel, prallte am Metall ab und streifte Montalbano an der Seite, die Jahre zuvor verwundet worden war. Das Einzige, was dabei herauskam, war, dass er das Schlüsselloch deformiert hatte. Fluchend legte er die Pistole an ihren Platz zurück. Wie bekamen die Polizisten in amerikanischen Filmen mit dieser Methode nur immer alle Türen auf? Er war so erschrocken, dass ihm wieder der Schweiß ausbrach. Er zog sein Unterhemd aus und legte es neben das Hemd. Ausgerüstet mit Hammer und Stemmeisen begann er, rings um das Schloss, auf das er geschossen hatte, das Holz der Tür zu bearbeiten. Nach einer Stunde fand er, er habe genug herausgehauen, jetzt ging die Tür bestimmt auf, wenn er sie mit der Schulter rammte. Er trat drei Schritte zurück, nahm Anlauf,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher