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Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Titel: Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge
Autoren: Andrea Camilleri
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Boden.«
    »Na und? Dann passen Sie eben auf, daß Sie sich die Schuhe nicht schmutzig machen. Oder wollen Sie sechs Stockwerke zu Fuß gehen?«

Zwei
    »Setzen Sie sich, setzen Sie sich!« rief Signora Cosentino überschwenglich; sie war eine schnurrbärtige Kugel und unwiderstehlich sympathisch.
    Montalbano betrat ein Eßzimmer mit anschließendem Salon. Die Signora wandte sich besorgt an ihren Mann. »Du hast dich gar nicht ausruhen können, Pepe.«
    » Il doviri… Pflicht ist Pflicht.«
    »Sind Sie heute morgen aus dem Haus gegangen, Signora?«
    »Ich gehe nie weg, bevor Pepe nicht zurück ist.«
    »Kennen Sie Signora Lapecora?«
    »Sissi. Wenn wir auf den Fahrstuhl warten müssen, dann plaudern wir immer eine Weile.«
    »Haben Sie auch mit ihrem Mann geplaudert?«
    » Nonsi. Ich mochte ihn nicht. Eine untadelige Person, da kann man nichts sagen, aber er war mir nicht sympathisch. Bitte entschuldigen Sie mich einen Augenblick…« Sie ging hinaus. Montalbano wandte sich an den Nachtwächter.
    »Wo tun Sie eigentlich Dienst?«
    »Im Salzdepot. Von acht Uhr abends bis acht Uhr morgens.«
    »Sie haben doch die Leiche gefunden, nicht wahr?«
    » Sissignore. Es war höchstens zehn nach acht, das Depot ist ganz nah. Ich habe den Fahrstuhl geholt…«
    »War er nicht im Erdgeschoß?«
    »Nein. Ich weiß noch genau, daß ich ihn geholt habe.«
    »In welchem Stock er war, wissen Sie wahrscheinlich nicht.«
    »Ich habe darüber nachgedacht, Commissario. Von der Zeit her, die er brauchte, um unten anzukommen, muß er im fünften Stock gewesen sein. Ich glaube, ich habe richtig geschätzt.«
    Das paßte nicht. Signor Lapecora hatte sich doch in Schale geworfen, war aber…
    »Wie hieß er eigentlich mit Vornamen?«
    »Aurelio, genannt Arelio.«
    … anstatt hinunter, ein Stockwerk nach oben gefahren. Der graue Hut bewies, daß er nicht jemanden im Haus besuchen, sondern auf die Straße hinaus wollte. »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Nichts. Das heißt, dann ist der Fahrstuhl gekommen, und ich habe die Tür aufgemacht und den Toten gesehen.«
    »Haben Sie ihn angefaßt?«
    »Sie scherzen wohl, Commissario! Ich habe da meine Erfahrungen.«
    »Woher wußten Sie, daß er tot ist?«
    »Ich habe doch gesagt, daß ich mich da auskenne. Ich bin schnell zum Obsthändler rüber und habe im Kommissariat angerufen. Dann habe ich vor dem Fahrstuhl Wache bezogen.«
    Signora Cosentino kam mit einer dampfenden Tasse herein.
    »Wäre Ihnen ein Täßchen Kaffee genehm?«
    Dem Commissario war es genehm. Dann erhob er sich und wollte gehen.
    »Einen Augenblick noch«, sagte der Nachtwächter, öffnete eine Schublade und reichte ihm einen kleinen Block und einen Kugelschreiber.
    »Sie müssen sich doch Notizen machen«, erklärte er auf den fragenden Blick des Commissario hin. »Wir sind hier doch nicht in der Schule!« gab Montalbano grob zurück.
    Er haßte Polizisten, die sich Notizen machten. Wenn er im Fernsehen einen sah, der dies tat, schaltete er sofort um.
    In der Wohnung nebenan befand sich Signora Gaetana Pinna mit den Baumstammbeinen. Sie fuhr Montalbano an, kaum daß er hereingekommen war. »Ist der Tote endlich weg?«
    »Ja, Signora. Sie können den Fahrstuhl wieder benutzen. Nein, machen Sie die Tür nicht zu. Ich muß Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »A mia? Ich habe nichts zu sagen.«
    Von drinnen war eine Stimme zu hören, aber es war weniger eine Stimme als eine Art tiefes Grollen. »Tanina! Sei doch nicht so unhöflich! Laß den Signore rein!«
    Der Commissario betrat das übliche Eßwohnzimmer. In einem Sessel saß, mit einem Bettlaken auf den Beinen, ein Elefant im Unterhemd, ein Mann von gewaltigen Ausmaßen. Seine nackten Füße, die unter dem Laken herausschauten, sahen aus wie Elefantenfüße, und die lange herabhängende Nase ähnelte einem Rüssel. »Setzen Sie sich«, sagte der Mann, der offensichtlich gern plaudern wollte, und wies auf einen Stuhl. »Wenn meine Frau so grantig ist, könnte ich…«
    »Trompeten?« entfuhr es Montalbano. Zum Glück hatte der andere es nicht verstanden. »… könnte ich ihr den Kopf abreißen. Was kann ich für Sie tun?«
    »Kannten Sie Signor Aurelio Lapecora?«
    »Ich kenne niemanden in diesem Haus. Ich wohne hier seit fünf Jahren und kenne nicht mal einen Hund. In fünf Jahren war ich noch nie im Erdgeschoß. Ich kann meine Beine nicht bewegen, es ist zu anstrengend. Weil ich in den Fahrstuhl nicht reingepaßt habe, mußten mich vier Hafenarbeiter hier raufschleppen. Sie
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